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WIEN/ Staatsoper: LA FILLE DU RÉGIMENT – Blumen für die Kontrabässe

02.11.2013 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper:  „LA FILLE DU RÉGIMENT“  – Blumen für die Kontrabässe – am 1.11.2013         

 Kein Wunder, dass das Haus bis auf den letzten Platz gefüllt war, sang doch Juan Diego Florez den dritten seiner nur vier Abende in dieser Saison. Passend zu Allerheiligen stand die vergnügliche Inszenierung der Regimentstochter auf dem Programm, die ursprünglich nur als Zwischenstation einer Reise durch verschiedene Opernhäuser geplant war und erst nachdem sie zu einem der größten Premierenerfolge der letzten Ära wurde, an das Haus am Ring zurückgeholt wurde.

Als dritte Marie in dieser Produktion war diesmal Iride Martinez zu sehen und sie machte ihre Sache sehr gut. Man sieht, dass es nun üblich ist, vor Vorstellungsserien auch wirklich zu proben und damit die ursprünglichen Inszenierungen doch weitestgehend zu erhalten. Sowohl das “Il faut partir“, als auch das „Par le rang“ gelangen ihr sehr berührend und ich finde es erfreulich, dass diese Partie auch aus dem Ensemble besetzt werden kann. Natürlich ist aber die „Fille“ eine Oper, bei der das Publikum auf die C’s der Bravourarie „Ah mes amis“ wartet und es wurde von Juan Diego Florez nicht enttäuscht. Er schoss seine Acuti ins Haus und wiederholte, wie auch die letzten beiden Male nach frenetischem Jubel das „Pour mon âme“, (was der einsame Buhrufer auf der Galerie meinte, kann ich nicht nachvollziehen.) Carlos Alvarez scheint wieder ganz gesundet und lieferte in seiner skurillen Verkleidung wieder ein liebenswürdiges Portrait, des bärbeißigen Sulpice, wobei ihm anzusehen war, welchen Spaß er an dieser Rolle hat. Aura Twarowska als Marquise, die das Resultat ihres Fehltrittes letztlich wieder in ihre Arme schließt, hatte da einen schweren Stand, auch wenn sie von dem köstlich spielenden Marcus Pelz blendend unterstützt wurde. In ihrem Kurzauftritt als Duchesse bewies Kiri te Kanawa mit ihrer vierzigjährigen Bühnenerfahrung, wie man mit wenigen Gesten ein Publikum gewinnen kann und sich einen doppelten Auftrittsapplaus sichert.

Was ist aber mit dem Orchester unter Bruno Campanella ? Nicht dass er zu laut oder zu langsam / schnell wäre, aber es klingt nach „Dienst nach Vorschrift“ und wirkt wie ein Gugelhupf ohne Staubzucker. Der Chor (Einstudierung: Thomas Lang) kann in dieser Inszenierung wieder viel  Spielfreude zeigen.

 Der Blumenwerfer bei den Schlussvorhängen sollte entweder noch etwas Krafttraining machen oder Zielwasser trinken, denn nahezu alle Blumen landeten bei den Kontrabässen. Erst Florez zeigte ihm, wie man das richtig macht und warf seine Blume weit in das Parkett

Wolfgang Habermann     

 

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