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WIEN/ Staatsoper: LA FANCIULLA DEL WEST

12.09.2014 | KRITIKEN, Oper

 WIENER STAATSOPER: „La Fanciulla del West“ am 11.9.2014

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Nina Stemme, José Cura: Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

Die Neuproduktion der vergangenen Saison von Puccinis eher selten gespielter Oper war nicht unbedingt ein ungetrübtes Vergnügen. Musikalisch hat das Werk vor allem im ersten Akt wenig Sensationelles zu bieten, Filmmusik zu einer nur entfernt „westernmäßigen“ Handlung. Dazu ein Bühnenbild (Marco Arturo Merelli, der auch – wenig spektakulär – Regie führte), in dessen Mittelpunkt ein Würstelstand der unteren Qualitätsstufe stand. Erst der zweite Akt bietet Puccini pur, da ist Spannung und Dramatik drinnen, wie man es aus seinen bekannteren Werken kennt. Dann verflacht die Handlung wieder, das Ende wirkt etwas zu sehr konstruiert. Aber man sollte die Qualität eines Werkes nicht an der Anzahl der Verblichenen messen.

Die drei Protagonisten bemühten sich redlich, allen voran Nina Stemme als Minnie. Ihre Stimme kam naturgemäß am besten in den hochdramatischen Szenen zur Geltung. Da wurde jeder Spitzenton sicher und kräftig gesetzt, da musste jeder Partner das Nachsehen haben. Sie spielte die dominante Rolle in dieser Männerriege sehr glaubhaft, die liebende Frau etwas weniger. Jose Cura als Johnson war mit geringem Erfolg bemüht, die Rolle des Räuberhauptmannes überzeugend zu spielen, stimmlich war er aber in großer Form. Der Höhepunkt des Abends, die Arie im letzten Akt gelang ihm vortrefflich, der Schmelz seiner imposanten Stimme ist immer noch sein Markenzeichen. Jack Rance (alias Scarpia) war bei Tomasz Konieczny in guten Händen, ein Schurke seinesgleichen muss nicht schön singen. Das tat er auch nicht, aber seine kernige Stimme war vor allem in der Höhe sehr durchschlagskräftig. Im Orchestergraben war Graeme Jenkins ein aufmerksamer Leiter eines gut spielenden Orchesters, dem es auch zumeist gelang, die Klangmassen in vernünftigem Ausmaß zu dosieren. Das Publikum verfolgte mit Interesse den Versuch, eine Rarität des Opernalltags am Leben zu erhalten, der Applaus blieb allerdings in eher bescheidenem Rahmen.     

Johannes Marksteiner

 

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