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WIEN/ Staatsoper: LA CLEMENZA DI TITO

28.05.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN  Staatsoper:  LA CLEMENZA DI TITO – 4. Vorstellung am 27. 5. 2012

Der Staatsoperndirektor hat offenbar mit Mozart kein Glück. Nach dem „Giovanni“ und dem „Figaro“ weckt nun die dritte Mozart-Neuproduktion keine Begeisterung. Zu öde und nichtssagend die Bühne/George Tsypin. Die verschiebbaren Kulissenwände schauen schäbig und billig aus, auch wenn die Fertigung auf hässlich, wohl mehr gekostet hat als etwas Schönes. Müllhalden und Müllarbeiter, so scheint es, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Natürlich braucht auch ein Kaiserhof die Müllabfuhr. Die modernen Kostüme von Birgit Hutter sind gelungen. Die Regie von Jürgen Flimm ist ziemlich matt, auch wenn er meint, mit dieser Inszenierung könne er die Probleme von Liebe, Freundschaft, Verrat und Staatsraison den heutigen Menschen verständlicher machen.

Das Staatsopernorchester kann natürlich Mozart ausgezeichnet spielen und tut es auch, dennoch, die Aufführung unter Louis Langrée ist zwar korrekt und in Ordnung, dennoch springt der „Funke“ nicht über. Immerhin gehören große Teile der Komposition zu den schönsten Einfällen Mozarts. Die Handlungen des „Giovanni“ und des „Figaro“ sind vom Inhalt her, natürlich mittreißender, aber wer sich an die Mirdita-Produktion der 1970-er Jahre erinnert, weiß, die wirkungsvoll man auch dieses Werk auf die Bühne bringen kann.

Michael Schade singt den Tito, er ist ja ein ausgewiesener Mozart-Tenor und spielt sehr engagiert. Selbst als er, nach der Erkenntnis, dass sein bester Freund ihn verriet, so eine Art von spitzer Narrenkappe tragen musste. Das dramatische „Se all’impero“ gelang z. B. überzeugend. Warum er nur eher flauen Beifall bekam, kann ich mir nicht erklären.

Der große Star des Abends war jedoch Elina Garanča als dieser verräterische Freund Sesto. Nach der Babypause klingt ihre Stimme schöner als je zuvor. Ihr Timbre wurde noch farbiger. Eine gewisse Kühle, die früher konstatiert worden war, ist gänzlich weg. Sie ist in jeder Hinsicht eine Ausnahmesängerin. Das „Deh per questo“ ist eine der ganz berühmten Mozart-Arien. Warum? Bei ihrem Singen wird es klar. Die Arie „Parto, parto“ nach der Schuldeinsicht, klingt wunderbar erfüllt. Ich bin überzeugt, Mozart wäre von ihrer Stimme begeistert gewesen., zumal sie auch eine starke Bühnenausstrahlung hat.

Der Sängerin der Vitallia wird außerordentlich viel zugemutet, von Mezzo-Tiefen bis in höchste Sopran-Regionen. Juliane Banse schafft das ausgezeichnet, es wird nicht viele Sängerinnen  geben, die diese Rolle so gut verwirklichen können. Sie ist es, die Sesto zum Verrat verleitet. Unter ihren Arien ist auch die berühmte „Non più de fiuori“, welche ihr überzeugend gelang.

Von der erstmals an der Staatsoper singenden Serena Malfi/Annio ist man sofort angetan. Sie ist eine Hoffnung für die Zukunft. Sie kann Mozart vorzüglich singen, wie sie in ihren beiden Arien bewies. Sehr gute Leistungen gelangen auch Chen Reiss als Servilia und Adam Plachetka/Publio. Die Sängerschar war gut zusammengestellt, das Hauptproblem liegt in der Inszenierung.

Übrigens, die drei Terzette gehören zum Schönsten, was Mozat komponierte: 1. „Vengo aspettato“ Vitellia, Anno, Publio. 2. „Se in volto“ Vitellia, Sesto, Publio und 3. „Quella di Tito“ Sesto, Tito, Publio.

Klar, dass die Garanča den großen und stärksten Beifall und die meisten „Bravo“ bekam. Auch die anderen Solisten wurden gut bedacht.

Martin Robert BOTZ

 

 

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