WIENER STAATSOPER am 26.5.2015 – „LA CENERENTOLA“
Michele Pertusi. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn
Vier Neueinsteiger in diese Produktion waren in dieser Serie zu sehen und hören. In der Titelpartie war nach drei Jahren Staatsopernabstinent wieder Serena Malfi, der Annio in der Tito-Premiere, zu hören. Ihr dunkler Mezzo kleingt vor allem in der tieferen Lage sehr schön und rund und wird nie forciert. Bei den Höhen in den Koloraturen wirkt manches doch etwas verwaschen. Insgesamt war sie aber in der letzten Vorstellung der Serie bereits deutlich gelöster als zu Beginn.Als eine ihrer bösen Stiefschwestern stellte sich mit Ilseyar Khayrullova ein Mezzo vor, bei dem durchaus denkbar wäre, dass sie den sozialen Ab- und musikalischen Aufstieg zur Angelina schaffen könnte. Das gibt dann das Problem, dass man sich den Namen merken muss, was gar nicht so einfach ist. Bei Benjamin Bruns als Ramiro frage ich mich, ob er in Richtung Tenore di grazia gehen will. Das scheint mir der falsche Weg zu sein. Die bombensicheren C’s alleine helfen da nicht, wenn der Stimme insgesamt die perlende Beweglichkeit fehlt. Am besten klingt die Stimme in den etwas getrageneren Passagen. Es wäre schade, wenn der ausgezeichnete Mozarttenor sich in ein falsches Fach verläuft. Der Dandini des Alessio Arduini ist ein quirliger und gelenkiger Diener und Freund des Prinzen, der mit seinem beweglichen Bariton erfreut. Don Magnifico hat sein Schloss mit den sieben Türen vermutlich von Herzog Blaubart gemietet. Paolo Rumetz als verarmter Schlossherr wächst langsam in das komische Fach und präsentiert sich bereits wesentlich lockerer als zu Beginn seines Engagements. Stimmlich bietet er einen volleren Klang als man in diesem Fach üblicherweise hört. Michele Pertusi hatte nach dem Marathon der letzten Woche zwei Tage Pause und klingt ausgeruht und macht aus seiner Arie Vasto teatro è il mondo einen absoluten musikalischen Höhepunkt. Die zweite Schwester, Clorinda deren Arie ja gestrichen ist war bei Hila Fahima gut aufgehoben. Warum ist die Arie eigentlich gestrichen. Mit etwas Phantasie könnte doch damit die lähmende letzte Umbaupause überspielt werden. Die „Damen“ und Herren des Chores machten gute Miene zur unsinnigen Regie, spielten auch die Hornsoli brav auf der Trompete, verloren beim dümmlichen Ringelpietz keine Eiskugeln aus ihren Stanitzeln und machten brav Kleider- und Schuhstafetten.
Erstmals hat Evelino Pidò die Cenerentola in Wien dirigiert. Dieser Mann ist offensichtlich derart vom Belcantovirus erfasst, dass es ihm gelingt, seine Begeisterung auf das Orchester überspringen zu lassen. Hier klingt alles viel lockerer und leichter als es sich dann szenisch präsentiert.
Eine (dumme) Frage bleibt zum Schluss: Im Mai wechselten sowohl in der Nabucco- als auch in der Cenerentola-Serie die Beginnzeiten aus, für Außenstehende unerfindlichen Gründen die Beginnzeiten zwischen 19 Uhr und 19 Uhr 30. Den unerforschlich tief geheimnisvollen Grund, wer tut der Welt ihn kund ?
Wolfgang Habermann