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WIEN/ Staatsoper: HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN

Wiener Staatsoper: HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN am 19.12.2024

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Alex Esposito (Mirakel) und Nicole Car (Antonia). Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Eine Art Wiedergutmachung an Offenbachs Werk fand in der Staatsoper statt. Die Produktion aus dem Jahre 1993 (Regie Andre Serban) funktioniert nach wie vor, man sieht das Stück so wie es der Komponist wollte, und wie es dem Publikum gefällt. Ein fabelhaft disponiertes Orchester unter der mustergültigen Stabführung Bertrand de Billys war die Grundlage für einen überaus gelungenen Opernabend. Der Dirigent hielt den Klangkörper mustergültig an der „Leine“, begleitete die Solisten mit viel Gefühl und Aufmerksamkeit. Hier war der Unterschied zur Salzburger Produkton des heurigen Festspielsommers besonders krass. Selten erlebt man solch große Unterschiede im Dirigat – bei demselben Orchester.  Etwas weniger zufrieden konnte man mit dem Chor sein, der gelegentlich ins Schwimmen geriet.

In der Titelrolle war mit John Osborn gut, aber nicht überragend besetzt. Der Tenor besitzt eine kräftige Stimme, bombensicher gesetzte Höhen, aber in den lyrischen Passagen hätte man sich mehr Pianokultur gewünscht. Kraft allein reicht hier nicht. Serena Saenz sang die Olympia und die Giulietta. Selten werden alle vier Frauen von einer Sängerin gesungen, noch seltener gibt es die Konstellation wie an diesem Abend. Ideal interpretierte sie keine der beiden Rollen. Als Puppe setzte sie neben makellosen Höhen in der Mittellage zu viel Kraft ein, wodurch die Leistung unausgewoben blieb. Die Kurtisane lag ihrer Stimme besser, wenn man auch hier in der Barcarole etwas mehr Gefühl erwarten würde. Nicole Car war eine ideale Besetzung für die Antonia. Ihr leuchtender Sopran mit tadellosen Höhen überstrahlte alle Kollegen mühelos. Als Muse/Niklausse debütierte Alma Neuhaus. Die US-amerikanische Mezzosopranistin zeigte sich in den höheren Regionen sattelfest, der Mittellage fehlte es allerdings an Durchschlagsvermögen. Juliette Mars sang die Stimme der Mutter sehr kultiviert und stilsicher. Thomas Ebenstein war in den Rollen Andres/Cochenille/Frantz und Pitichinaccio eine sichere Stütze des Ensembles. Nicht ganz glücklich war man mit Alex Esposito in den Bösewichtsrollen Lindorf/Coppelius/Mirakel und Dapertutto. Der Bassbariton besitzt eine kräftige, kernige Stimme, die für diese Rollen eigentlich bestens geeignet wäre, allerdings vermisst man eine profunde Tiefe und ein „schöneres“ Timbre.

Etwas störend waren die relativ langen Umbaupausen zwischen Vorspiel und erstem Akt, sowie zwischen dem 3. Akt und dem Epilog. Das ging bei früheren Aufführungen angenehm nahtlos und schnell über die Bühne. Wenig erfreulich, dass einige besonders ungeduldige (und unkundige) Zuseher vor dem Ende das Haus verließen. Auch Plaudereien und Hantieren mit Handys finden immer häufiger statt. Das tat einem recht ordentlichen OIpernabend aber nur wenig Abbruch. Die disziplierten Zuschauer bedankten sich mit viel Applaus.

Johannes Marksteiner

 

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