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WIEN/Staatsoper : Giacomo Puccini MADAMA BUTTERFLY

13.10.2019 | KRITIKEN, Oper

Alt aber klassisch: Tsugouharu Foujitas Bühnenbild des ersten Aktes Foto: Wr.Staatsoper

WIEN / Staatsoper
Giacomo Puccini  MADAMA BUTTERFLY
Kurzbericht

Samstag 12. Oktober 2019

Zum 389. Mal legte im letzten Bild dieser Inszenierung die U.S.S. Abraham Lincoln in Nagasakis Hafen an, um den von Ivan Magri als Pinkerton schmierig dargestellten Angestellten der Marine an Land zu lassen, so schmierig, wie er auch tatsächlich in die Story passt und der in dieser zusammengestückelt ausgestatteten Uniform eher ein Angestellter des Zwischendecks oder des Küchenpersonals zu sein scheint. Hat er sich doch für den Uniformrock wohl irrtümlich verschiedene und wahrscheinlich geklaute Rangabzeichen, für die Ärmel und die Achselspangen jeweils ein anderes, einmal mit zwei und einmal mit drei Streifen, angenäht! Aber einer japanischen Geisha fällt das genauso wenig auf wie der theatereigenen Garderobenschneiderei oder gar dem amerikanischen Konsul.

Und Librettogerecht schnappt nach der Besteigung der Anhöhe der pensionsreife Beamte des Konsulats, Paolo Rumetz nach Luft, „Uff“, um darauf für den Rest des Abends seine schauspielerischen Bedürfnisse zu den Akten zu legen.

Und so wie der auffällig gewordene Mädchentäuscher und wohl falsche Leutnant Pinkerton weniger belkanteske Kultur für sein durchaus kräftiges, aber nicht gerade zu dem schönsten und verführerischsten zählenden Organ bereithält – erst in seiner vom Komponisten so larmoyant konzipierten Arie des letzten Bildes bietet er als Sizilianer abstammungsmäßig einigermaßen Italianitá – so legte gesanglich der beamtete amerikanische Diplomat Rumetz auch nicht gerade übermäßiges Temperament vor. Zwei Rollendebüts also, die von Ehrgeiz wenig überzeugten.

Kristine Opolais Butterfly Foto Wr. Staatsoper

Bleibt wie immer die Hauptarbeit bei den Damen: Vor allem bei Kristine Opolais, derzeit tatsächlich auch weltweit gefragt und erfolgreich in veristischen Leidensrollen, vor allem bei Puccini. Ihr an die chinesischen Bräuche orientiertes Darstellungsvokabular wirkt für die zerbrechliche Madama Pinkerton echt und emphatisch, ebenso beherrscht sie die Szene mit ihrem ausdrucksstarken Sopran in ihrer Liebe, Enttäuschung und Todesbereitschaft. Ein Selbstläufer ist diese Partie jedenfalls nicht, wie manche Opernfreunde meinen. Und ihre Dienerin ist in all den schrecklichen Lebenslagen aber auch schön gesungenen Duetten untadelig Monika Bohinec.

Für das Männertrio Goro, Yamadori und Onkel Bonzo gilt offenbar, dass in Japan immer schon die alten Männer hoch angesehen waren. Sie genießen ihren gesicherten Stand, auch wenn keine sonderlichen stimmlichen Signale mehr möglich sind. Herwig Pecoraro – als Goro mit diesmal wenig eindringlicher Stimme, Hans Peter Kammerer – unauffällig – und Alexandru Moisiuc – der schon einmal mehr zum fürchten klang – sind in ihren Stammrollen angesetzt.

Der Brite Jonathan Darlington, renommierter Aufsteiger im internationalem Dirigiergeschäft, schafft es, mit dem Staatsopernorchester und differenzierter Lautstärke die Sängerschar zu begleiten. Jedenfalls passte hörbar die Dynamik und das Tempo und ein stimmungsvolles Zwischenspiel war auch zu hören. Ein Gewinn für das Haus!

Vielleicht kam auch ein mir überlassener Abo-Sitz auf dem Balkon, 1. Reihe, für die Hörbarkeit der Sänger zusätzlich entgegen. Auf den normalen Merker-Sitzen auf der seitlichen Galerie schallt uns alles was fiedelt und bläst – vor allem letzteres – voll in die Ohren auf Kosten der Sängerverständlichkeit! Aber kein Vorteil ohne Nachteil: Meiden Sie nach Möglichkeit diese erste Reihe auf dem Balkon. Wenn Sie da in dieser Reihe bequem auf ihrem Platz sitzen wollen, verhindert die Brüstung die Sicht auf den unteren Teil des Bühnenbildes! Da müssen Sie schon angespannt und steif und nach vorne geneigt dasitzen wenn Sie ein vollständige Sicht haben wollen, und das zum Höchstpreis auf diesem Geschoß! Oder bin ich schon so klein?

Peter Skorepa
OnlineMerker

 

 

 

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