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WIEN/ Staatsoper: EUGEN ONEGIN – Wiederaufnahme

 Statt des Glücks gab Gott uns die Gewöhnung ans Regietheater

22.11.2019 | Allgemein, Oper

PjotrI Iljitsch Tschaikowski: Wiener Staatsoper, Wiederaufnahme: 21.11.2019

 Statt des Glücks gab Gott uns die Gewöhnung ans Regietheater

Regisseur Falk Richter sieht in Tschaikowskys Meisterwerk die Gefühle der Protagonisten unter einem dicken Eispanzer verborgen. Bricht jemand diesen Eispanzer auf, das heisst, lässt er, so wie Tatjana im Stück Gefühle zu, kommt es zur Katastrophe. Das Bild, das der Regisseur mit dieser Gefühlskälte verbindet und mit dem er sie dem Zuschauer verdeutlichen möchte, ist der Schneefall. Die Kollektive teilt er jeweils in Zweiergrüppchen, die sich in der Kälte des Schneefalls umarmen. Sie stehen für die menschliche Wärme, die die Protagonisten (und letztlich der Komponist) suchen und nicht finden. So konnte Kathrin Hoffmann die Bühne schlicht halten: mehr als ein paar Eisblöcke und Gitterwände und für Tatjanas Briefszene die Einblendung ihres Briefes waren nicht gefordert. Die Kostüme von Martin Kraemer sind an Alltäglichkeit und Banalität schwer zu überbieten. Was bleibt also von Richters Inszenierung? In Russland ist es immer kalt und schneit. Seien wir froh, dass wir von Birken und Wodka verschont wurden.

Bildergebnis für wiener staatsoper eugen onegin
Copyright: Wiener Staatsoper GmbH / Michael Pöhn

In diesem Ambiente haben es die Sänger entsprechend schwer. Die Krone des Abends gebührt Monika Bohinec und Aura Twarowska als Larina und Filipjewna. Sie stellen die beiden Alten, die Rückschau auf ihr Leben halten, überzeugend dar. Marina Rebeka kann bei ihrem Rollendebut am Haus leider nicht überzeugen. Je länger der Abend dauert, desto mehr muss sie darum kämpfen sich zu behaupten. Eine Bühnenpräsenz, eine irgendwie geartete Ausstrahlung will sich nicht einstellen. Margarita Gritskova gestaltet eine routinierte Olga. Der Onegin von Boris Pinkhasovich, auch er debütiert in der Rolle am Haus, bleibt komplett farblos. Es wird in keinem Moment klar, wieso Tatjana ihn lieben könnte oder, dass er dann Tatjana begehrt. Stimmlich wäre alles da, aber darstellerisch… Pavol Breslik gab, immerhin ohne das bei ihm so häufige Vibrato, einen leicht ramponierten Lenski. Ferruccio Furlanetto singt einen eindrucksvollen Gremin, dem aber doch anhört, dass seine besten Tage vorbei sind. Igor Onishchenko, Pavel Kolgatin und Thomas Köber ergänzen als Hauptmann/Saretzki, Triquet und Vorsänger das Ensemble. Der von Martin Schebesta vorbereitete Chor der Wiener Staatsoper agierte tadellos.

Einen Tschaikowski, wie er besser nicht sein kann, spielte das Orchester der Wiener Staatsoper unter Michael Güttler.

Statt Glück gab Gott uns die Gewöhnung an das Regietheater.

Weitere Aufführungen: 24.11.2019 und 26.11.2019

24.11.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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