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WIEN / Staatsoper: ENSEMBLEMATINEE 4

Maria Nazarova / Rafael Fingerlos: Der „Nachwuchs“ ist längst angekommen


Fotos: Wagner

WIEN / Staatsoper:
ENSEMBLEMATINEE IM MAHLER-SAAL 4
Maria Nazarova / Rafael Fingerlos / Cécile Restier
10.
Februar 2019

Der Mahler-Saal war an diesem Sonntag-Vormittag nach der „Lucia“-Premiere rappelvoll. Also ziehen nicht nur die „Stars“ das Publikum an, sondern auch der so genannte „Nachwuchs“ – wobei man sowohl im Fall der Russin Maria Nazarova wie des Salzburgers Rafael Fingerlos ohne weiteres sagen kann, dass sie bereits „angekommen“ sind: Zwei schöne, junge, gesunde Stimmen, beide mit einer ausgezeichneten Technik. Wie sagt doch Nestroys Titus Feuerfuchs im „Talisman“? „Ich qualifizier‘ mich zu allem.“ Was man angesichts dessen, was die beiden jungen Sänger an diesem Vormittag hören ließen, unterschreiben kann.

Maria Nazarova, die Russin, die seit 2015 im Ensemble der Staatsoper ist und, wie Oliver Lang in der Einleitung sagte, 130 Abende in 25 Produktionen gesungen hat: Das ist ja nun nicht so wenig. Ein Sopran, der in der Höhe perlende Glockentöne hören lässt, aber auch in der Mittellage nicht einbricht. Eine Sängerin, die mit den Schwierigkeiten von Susannes „Rosenarie“ zurecht kommt und eine hinreißend erotische Musetta ist (angeblich soll sie die Rolle bald an der Staatsoper singen). Die natürlich in „ihrem“ russischen Repertoire zuhause ist und als Richard-Strauss-Sängerin ein bemerkenswert klares Deutsch spricht. Und auf Französisch noch „Les Filles des Cadix“ von Léo Delibes „drüberstreut“. Ja, fleißig muss man sein als junger Sänger. (Mit den Liedern, sowohl Strauss wie Delibes, machte sie auf ihren Liederabend am 20. Februar 2019 im Gläsernen Saal des Musikvereins aufmerksam.)

Rafael Fingerlos ist nun in der dritten Saison Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, ein „kerniger“ Bariton, der eigentlich nach einem Bassbariton klingt, was seine Möglichkeiten noch erweitern wird. Auch bei ihm reicht es von Mozart bis Wagner (schöner langer Atem für den „Abendstern“), er ist ein versierter Liedsänger (Strauss an diesem Vormittag) und bot als ungewohntes (unbekanntes) Schmankerl eine italienische Arie von Beethoven. Dass sowohl er wie Maria Nazarova den Mahler-Saal mit ihren stimmlichen Mitteln sprengten, liegt in der Natur der Sache – sie sind größere Räume gewohnt.

Anschließend zeigten beide, dass sie mit Schwung Operette singen können („Lippen schweigen“ aus der „Lustigen Witwe“) – und die Zugabe, „Là ci darem la mano“, geriet ihnen auch zum darstellerischen Gustostückerl, als die anfangs so zögerliche Zerlina dann die Initiative ergriff und ihren Don Giovanni geradezu davon zerrte…

Am Klavier die Französin Cécile Restier, die fabelhaft begleitete und dann vor allem bei den Strauss-Liedern (die ja fast ebenso für die Pianisten geschrieben sind wie für die Sänger) ihren besonderen Rang erwies.

Das Publikum war hingerissen, hoffentlich stand der Direktor in der letzten Reihe und hat sich ein paar Hauptrollen für seine künftigen Stars ausgedacht, bevor sie ihm davonlaufen und in aller Welt singen werden…

Renate Wagner

 

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