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WIEN/ Staatsoper: ELEKTRA ……………… und so verschwindet sie nach irgend wohin ………..

12.04.2015 | Allgemein, Oper

WIENER STAATSOPER: „ELEKTRA“ am 11.4.2015

……………… und so verschwindet sie nach irgend wohin ………..

12_Elektra_75756_Larsson Schöne Wahnsinn~1
Anna Larsson. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

 Ein seltsames Ende in dieser bis dahin recht schlüssigen Inszenierung. Ob das ganze notwendig war oder nicht, sei dahingestellt.

Die Anfangnackedeis stören nicht, bereichern aber auch nicht, das geht vorbei. Dass die Hunde (sehr schöne Tiere) falsch eingesetzt sind (bei Orests Auftritt würden sie Sinn machen) auch das geht vorbei. Der Auftritt der Klytämnestra ist absolut beeindruckend, könnte allerdings auch „Besuch der alten Dame“ sein. Warum Orest schwer gealtert auftritt ist die Frage an die Maskengestaltung. Sehr gut ist die Personenregie in den diversen Duettszenen, ob Elektra – Orest, und den anderen Beteiligten. Aber am Ende keine Elektra, in welcher Ekstase auch immer, auf der Bühne tanzend ist einfach ein Manko, und die ganze Spannung fällt in sich zusammen. Ein sehr guter Einfall ist sicher, als die Vertraute noch rasch die tote Königin ihres Schmucks beraubt.

Für die zu 50% gute Regiearbeit wurde Uwe Eric Laufenberg geholt. Die Bühnenausstattung von Rolf Glittenberg ist zwar sängerfreundlich, aber optisch nichts besonderes, zwei verschimmelte Nasszellen und ein Kohlenhaufen, ein Paternoster um das ganze aus den oberen Etagen zu erreichen, bieten nicht allzu viel. Das Schlusskarussel – Paternoster Auf und Abfahrt mit diversen Toten (Cassandra, Agamemnon, Iphigenie?…) wirkt weder schaurig noch schreckhaft. Eigentlich nur wie Geisterbahn. Die Kostüme von Marianne Glittenberg sind für alle Frauenrollen extrem unvorteilhaft, mit der einzigen Ausnahme, die Robe der Klytämnestra ist einfach ein tolles langes Kleid – Mantel Ensemble.

Gesungen wird zum größten Teil wirklich hervorragend. Nina Stemme in der Titelrolle steigert sich immer mehr, alles wird noch selbstverständlicher in der Gestaltung. Dass man da nicht allzu viel Wortdeutlichkeit verlangen kann, hat wirklich mit der extremen Stimmlage zu tun.  Aber immer wieder merkt man, wie sich die Sängerin doch um Verständlichkeit bemüht. Anna Larsson erscheint als Klytämnestra fast wie eine gruselige Erscheinung aus der Stummfilmzeit. Diese lange schlanke Erscheinung mit dem hochfrisierten dünnen Haar wirkt noch länger und bedrohlicher als sonst die Klytämnestra, gefühlte 2 Meter. Homogener und menschlicher wird es dann erst wieder, wenn sie im Rollstuhl sitzt und von ihren treuen (?) Dienerinnen geschoben wird. Stimmlich ist sie sehr glaubhaft, manche Höhen ein wenig sehr schrill, das stört aber für diese Figur kein Bisschen. Von der Gestaltung eine tolle Umsetzung dieser getriebenen Frau, die doch ein Opfer Agamenons ist. Die Chrysothemnis von Gun-Brit Barkmin hob sich klar wie eine Lichtgestallt mit schön klingenden Sopran von den dunklen Gestalten ab. Eine sehr schön timbrierte Stimme. Mit viel Mut zu herrlichen Lyrismen trotz des Riesenorchester Aufgebots.

Eine gelungene Studie des feigen Emporkömmlings Aegisth bot Norbert Ernst mit der richtigen Schärfe in der Stimme und auch intensivem Spiel bei seinem kurzen Auftritt. Die Meuchelei im Paternoster durch den Pfleger des Orest – hervorragend Wolfgang Bankl, hat absolut etwas für sich. Falk Struckmann gab einen etwas in die Jahre gekommenen Orest, leider auch stimmlich. Sein Bariton klingt fahl und stellenweise sehr ermüdet. Unglaublich, dass das der jüngere Bruder sein soll. Eine perfekte Leistung bot Thomas Ebenstein als junger Diener, mit sehr deutlicher Diktion und der richtigen Arroganz für seine Aufgabe. Für alle männlichen Darsteller ein großes Lob an perfekter Diktion, da brauchte man sicher keine Textanlage.

Als Aufseherin bewährte sich Donna Ellen, ihre vier ergebenen und braven Mägde waren Monika Bohinec, Ilseyar Khayrullova, Ulrike Helzel und Caroline Wenborne, als trotzige fünfte Magd musste Ildiko Raimondi mit den armen nackten Mägden auch in die Dusche. Musikalisch waren alle fünf auf höchsten Niveau. Als Schleppträgerin und diebische Vertraute waren Aura Twarowska und Simina Ivan zu Fuß und im Paternoster unterwegs. Der alte Diener war Marcus Pelz anvertraut.

Sehr markant die Stimmen des Chores unter Martin Schebesta.

Am Pult wirkte Mikko Franck sehr sängerfreundlich, aber manchmal, obwohl immer orchestral sehr laut etwas schleppend. Speziell bei den Stellen mit Orest, wirkte es bewusst wirklich langsamer als man gewohnt ist. Somit dauerte der Abend in Summe fast 10 Minuten länger als noch vor einer Woche.

Der Applaus am Ende, speziell für Frau Stemme, war ungewöhnlich lang und mehr als verdient.

Warum eine Oper wie Elektra um 18.30 beginnt, ist mir unverständlich. Für eine Nachmittagsvorstellung zu spät, für den Abend aber doch viel zu früh, man könnte noch Gnecchis „Cassandra“ nachlegen.

Zusätzlich kam noch die Erschwernis, dass man noch in die Absperrungen für den Kinderlauf des Stadtmarathons am Ring kam und das Erreichen des Hauses erschwert wurde. Vielleicht könnte es da im nächsten Jahr eine Absprache mit der Gemeinde Wien geben. Dieses sportliche Event findet doch jedes Jahr statt und ebenso der Kinderlauf am Nachmittag davor am Ring. Dass der Prater die bessere Luft hätte ist wieder etwas anderes.

Elena Habermann

 

 

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