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WIEN / Staatsoper EIN FEST FÜR DIE GRUBEROVA 45 Jahre im Haus am Ring

08.02.2015 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper  7.Februar 2015
EIN FEST FÜR EDITA GRUBEROVA
45 Jahre im Haus am Ring

 

Die Jubilarin mit ihrem Dirigenten Marco Armiliato

Die Jubilarin mit ihrem Dirigenten Marco Armiliato

 

Keine Frage, Edita Gruberova hatte sich viel für dieses Fest vorgenommen und ihre Fangemeinde nicht enttäuscht, die an diesem Jahrestag gekommen war, um mit ihr ein Jubiläum zu feiern. Vor exakt 45 Jahren, an einem 7. Februar sang die Königin der Koloratur ihre erste Königin der Nacht, 707 Auftritte folgten bis heute auf der Bühne der Wiener Staatsoper, vier Konzerte mit dieser Gala vervollständigen ihre Tätigkeit

Und was schon mit einem enormen Auftrittsapplaus begann, endete mit einem Jubelorkan der Stärke 10, als Edita Gruberova die Finalszene aus dem “Roberto Devereux” Donizettis mit allen Finessen einer gebrochenen Seele exekutierte, denn das war schon ein Gesang, der zwischen Belkanto und einem unter die Haut gehenden Verismo lag, eine Leistung, die zwischen Phrasen des noch immer gelingenden Schöngesangs und Ausbrüchen mit allen seinen Schärfen pendelte, damit gerade der Spätform der Künstlerin entgegen kam und trotzdem genügend Zucker für den Affen in Form finalisierender Spitzentöne bereithielt.

Ausschnitte aus drei der bekanntesten Opern von Gaetano Donizetti und eines aus einem Werk von Vincenzo Bellini standen auf dem Programm, Stücke in denen die Jubilarin in Wien besonders brillierte: “Lucia di Lammermoore”, “I Puritani”, “Anna Bolena” und “Roberto Devereux”.

Nach einem eher verhaltenem Beginn mit der Wahnsinnsszene aus der “Lucia” war vor der Pause noch die Szene und Arie der Elvira aus den “Puritani” zu hören, nach der Pause standen dann die Finalszene des 2.Aktes der “Anna Bolena” und die Final-Arie aus dem “Roberto Devereux” auf dem Programm.

Und sie funktionierten noch immer an diesem Abend, die fein gesponnenen und schwebenden Pianophrasen, ihre bekannten Crescendi und Diminuendi, der oft enorme Squillo ihrer Spitzentöne und es hieße beckmessern, an so einem festlichen Abend dieser Künstlerin nach bald fünf Jahrzehnten einer größtenteils aufregenden Karriere so manche Tribute, die dieser langen und kraftraubenden Gesangsleistung schon hörbar geschuldet sind, anzukreiden.

Ihr zur Seite standen an diesem Abend in den einzelnen Szenen Ensemblemitglieder der Wiener Staatsoper, Margarita Gritskova als Smeton, Monika Bohinec als Sara, Dan Paul Dumitrescu als Raimondo, Sir Giorgio und Lord Rocheford,Marco Caria als Enrico und Riccardo, Carlos Osuna als Sir Hervey und Lord Cecil und Paolo Rumetzals Duca di Nottingham. Dazu kam als Gast José Bros, der oftmalige Partner der Gruberova als Lord Riccardo Percy.

Ein großer Anteil am Erfolg des Abends kam von Marco Armiliato, der zusammen mit dem Staatsopernorchester die Künstlerin durch den Abend sorgsam begleitete, ja man hatte das Gefühl, dass unsere Philharmoniker dank der Nähe auf dem vorgezogenen Podium mit der Jubilarin mitatmeten. Da stimmte plötzlich Mischung und Klang, Dynamik und Hörbarkeit der Stimmen, etwas was im Alltag des Betriebes oft schmerzlich zu vermissen ist. Auch der Chor bot, nicht abgelenkt von Bühnenaktivitäten, eine klanglich homogene Leistung.

Am Ende ein beachtlich langer Jubel, Applaus von gut dreiviertelstündiger Länge, ein Konfettiregen und zahllose Blumensträuße. Der Direktor selbst bemühte sich auf die Bühne, das Geschenk des Hauses waren Hütchen und Schirm der Zerbinetta, die Zuordnung des Kostüms konnte ich nicht ganz feststellen. Ildiko Raimondi überreichte diese Geschenke.

Direktor Dominique Meyer würdigt die Sängerin

Direktor Dominique Meyer würdigt die Sängerin

Dass das Kleid der Kammersängerin vor der Pause ein helles war, nach der Pause ein hellblaues mit Verzierungen sei zur Vervollständigung geschrieben, besser und genauer kann ein männlicher Rezensent, der ich bin, das leider nicht tun, Leserinnen mögen mir das nachsehen. Aber sie können es dem obenstehenden Foto bewundern.

Ein Dankeschön dieser Ausnahmekünstlerin für diese 45 Jahre, durchaus ein Stück Wiener Operngeschichte und so lebendig auch noch, ein beachtliches Stück eigenen Lebens, dass da an Erinnerungen aufzieht.

 

Peter Skorepa
MERKER
Online
Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

 

 

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