WIENER STAATSOPER: 3.6.2013: „DON QUIXOTE“ – garniert mit tänzerischen Gustostückerln
Vierter Streich im Reigen der „Don Quixote“ – Aufführungsserie, und die überwiegend jugendliche Tänzerschar des Wiener Staatsballetts hat sich erneut sehr gut zu präsentieren vermocht. Zwar setzte Dirigent Kevin Rhodes zum Karacho-Express an, degradierte Ludwig Minkus´ schwungvolle, auf spanisch eingefärbte Melodienfolge bisweilen zur Maschinenmusik, doch auch grell donnerndes Blech und gehörige Lautstärke können dem Publikum imponieren. Darstellerisch vielleicht noch nicht so ganz harmonisch ausgereift, technisch jedoch schon viel, viel feiner brillierten nicht wenige der Tänzer im großen Solistenaufgebot. Wie das jugendfrische Hauptpaar, Kitri und Basil. Davide Dato bestach bei seinem Rollendebüt und am Weg zu einem charismatischen Solotänzer mit Sprungkraft, mit extrem sauberer, lupenreiner Linie in allen seinen Bewegungen, seinen Drehungen. Dem jungen Ballerino aus dem Piemont stand mit Kiyoka Hashimoto eine leichtfüssige Partnerin aus Japan, Insel Honshu, zur Seite. Eine technisch sichere, souveräne Tänzerin, die ebenfalls mit lockerem Charme Kitris Bravourstückchen vorführte. Alice Firenze behauptete sich als eine einnehmend feminine Straßentänzerin zwischen ihren neun Toreros. Kiril Kourlaev demonstrierte als Espada spanisches Zeremoniell, Alexis Forabosco stand an der Spitze der rassigen Zigeunertruppe. Zwischen diesem international zusammengesetzen Staatsballett-Ensemble bewiesen die beiden Allerjüngsten, dass es in Wien für heimische Talente doch noch eine zielführende Ausbildung geben kann. Prisca Zeisel und Natascha Mair als Königin der Dryaden und Amor, ja, die tanzten in ihrer romantischen Zaubergarten-Sequenz einfach perfekt! Somit: Eine nicht übermäßig poetische, doch durch ausgezeichnete tänzerischen Leistungen geprägte Vergnügungsreise in ein lärmiges imaginäres Spanien.
Meinhard Rüdenauer