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WIEN/ Staatsoper: DON QUIXOTE. Ballett

01.06.2013 | Ballett/Tanz, KRITIKEN

WIEN/Staatsoper: DON QUIXOTE am 31.Mai 2013 (Georg Freund)


Maria Yakovleva als „Kitri“

 Der letzte Maitag des heurigen Jahres brachte grausliches, regnerisches, eiskaltes Wetter ohne jede Spur von „globaler Erwärmung“, ganz und gar nicht come un bel dì di Maggio. Der Besucher von Don Quixote wurde aber ins sonnige Spanien versetzt und so in eine bess´re Welt entrückt.

Das von Marius Petipa geschaffene und von Rudolf Nurejew bearbeitete Ballett konnte man in einer sehr guten Aufführung genießen, der die Mitwirkung der beiden Star-Ballerinos Shishov und Sosnovschi besonderen Glanz verlieh. Messieurs Meyer und Legris sei dafür gedankt, dass sie dieses ungemein unterhaltsame Stück wieder ins Repertoire aufgenommen haben. Es enthält fast alles, was man so gemeinhin mit Spanien assoziiert: Kastagnettenklang, spanische Tanzformen, Stierkämpfer etc., wobei den verwendeten folkloristischen Elemente auf die Ebene des klassischen Balletts gehoben erscheinen. Bekanntlich treten der eponyme Held und sein Diener Sancho Pansa nur als Randfiguren auf, während die eigentliche Handlung die glücklich endende Liebesbeziehung des Barbiers Basil zur Wirtstochter Kitri schildert.

Als Basil bewältigte Vladimir Shishov die höchst diffizile Choreographie souverän: Der Künstler, der als danseur noble meist in Prinzenrollen das Publikum durch seine außerordentliche Eleganz begeistert, stattete den als derberem Holz geschnitzten Barbier mit humorvollen Zügen aus, ohne dabei weniger elegant zu wirken Brillantes technisches Können vereinigten sich bei Shishov mit großer Ausdruckskraft. Maria Yakovleva als seine geliebte Kitri konnte mit diesem hervorragenden Partner höchst zufrieden sein. Auch sie wartete mit makelloser tänzerischer Technik auf und schwebte federleicht über die Bühne, doch konnte sie die temperamentvolle, von Lebensfreude und Verve erfüllte Figur der Kitri noch nicht mit dem erforderlichen Facettenreichtum darstellen. Ich glaube aber, dass die Yakovleva darstellerisch noch reifen wird.

Als Königin der Dryaden präsentierte sich Prisca Zeisel, war entzückend anzusehen und auch tänzerisch sehr solide. Leider konnte sie die ätherische Leichtigkeit der in dieser Rolle meist eingesetzten Olga Esina nicht ganz erreichen.

In der nicht allzu großen aber tänzerisch außerordentlich anspruchsvollen Rolle des Zigeuners brillierte Mihail Sosnovschi mit unerhört kraftvollen Sprüngen und bühnenbeherrschender Präsenz. Sosnovschi hat als Puck im Sommernachtstraum sowie im Nachmittag eines Fauns durch geradezu animalische Ausstrahlung fasziniert und etwas davon vermittelte er auch als Zigeuner. Ich möchte dazu nur anmerken, dass dieser Künstler als von romantischer Leidenschaft erfüllter Romeo in Prokofjews Ballett nicht weniger überzeugend war.

Tadellos Kirill Kourlaev, der als Espada debütierte und sehr gut auch alle übrigen Mitwirkenden, wobei man dem corps de ballet die Proben anmerkte. Der pantomimisch agierende Thomas Mayerhofer war ein liebenswert schrulliger Don Quixote und Christoph Wenzel konnte als köstlicher Sancho Pansa die Sympathien aller erringen. Kevin Rhodes war ein umsichtiger Dirigent, der sich beim Verbeugen inmitten der Balletttruppe durch leichtfüßigen Rückwärtsgang auszeichnete.

Alles in allem gelang von den beiden in Spanien spielenden Stücken Don Quixote wesentlich besser als die zeitweise recht langweilige Carmen der eben laufenden Serie.

Dr. Georg Freund

 

 

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