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WIEN/ Staatsoper: DON GIOVANNI

12.06.2015 | Allgemein, Oper

WIENER STAATSOPER: 11.6. 2015 – „DON GIOVANNI“

 

Ehe Adam Plachetka vor vier Jahren erstmals den Don Giovanni sang, war es viele Jahre absolut nicht üblich, diese zentrale Partie mit einem Ensemblemitglied zu besetzen. Doch der junge Prager überzeugte von seinem ersten Auftritt an. Er war und ist keine Notlösung, sondern eine ideale Verkörperung dieses klassischen Verführers. Gut aussehend, mit einer Stimme, die in der Lage ist, ein seidenweiches Piano im Ständchen zu produzieren und auch beim Finch’han dal vino keine Probleme hat, ist er ein würdiger Nachfolger großer Interpreten dieser Rolle. Als sein Diener stellte sich (nach der Absage von Alessio Arduini) Paolo Bordogna erstmals im Haus am Ring vor und konnte mit seinem eher hellen Bariton und einer überschäumenden Spielfreude das Publikum für sich gewinnen. Da die beiden Stimmen im Timbre ähnlich klingen, ist wenigstens akustisch verständlich, dass sich Elvira bei der Verkleidung täuschen lässt, auch wenn Leporello fast einen Kopf kleiner als sein Herr ist. Diese Elvira war erstmals in Wien Olga Bezsmertna. Viril, also männlich, ist sicher nicht ihre Stimme, allenfalls das Kostüm beim ersten Auftritt, bei dem sie noch einige ungewohnt scharfe Töne produzierte, was sich aber rasch legte. Danach bot die Ukrainerin eine sehr gute Leistung. Die Donna Anna war mit Hibla Gerzmava eher in der Tradition der dramatischen Soprane besetzt. Sie bewies mit einem wunderbar phrasierten Non mi dir aber, dass sie ihre Stimme auch im Piano blendend führen kann. Benjamin Bruns als ihr Liebhaber bewies vor allem in seinen beiden Arien seine stilistische Sicherheit und wunderbare Pianokultur. Die zaghaft versuchten Variationen in den Reprisen waren nicht wirklich wirkungsvoll. In den Ensembles würde noch so manche Stelle (Hai sposo in padre in me, Grazie di tant’ onore) mehr Lyrik vertragen. Einen ordentlichen Masetto sang Tae-Joong Yang. Ein Aufstieg zum Giovanni wird man bei ihm aber wohl nicht erleben. Seine quirlige, sexy Zerlina war erstmals Aida Garifullina mit leichtem, silbrigen Sopran. Schließlich gab auch Ryan Speedo Green sein Rollendebut als Komtur. Nach einem wenig eindrucksvollem ersten Bild konnte er doch in der Friedhofsszene und bei seinem Erscheinen beim Essen mit einer eindrucksvollen Stimme punkten. Ich wünsche dem Sänger viel Glück beim Cardiff Singer of the world.

Auch am Pult gab es ein „Rollendebut“. Der Chef des RSO Wien, Cornelius Meister, dirigierte nach der Zauberflöte seinen zweiten Mozart an der Staatsoper. Nach leichten Anfangsschwierigkeiten entwickelte sich eine flotte Aufführung, an deren Gelingen auch der von Thomas Lang einstudierte Chor seinen Anteil hatte.

Wolfgang Habermann

 

 

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