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WIEN/ Staatsoper: DON GIOVANNI – 2. Aufführung der Serie

05.03.2013 | KRITIKEN, Oper

Wolfgang Amadeus Mozart: DON GIOVANNI. Wiener Staatsoper am 05. März 2013

Mit den Neuinszenierungen bei den Mozart-Opern hat die Wiener Staatsoper nicht gerade ein glückliches Händchen. Das gilt für den verunglückten Idomeneo genauso wie für Jean-Louis Martinoty’s Versuche,  die Da Ponte-Opern auf die Bühne zu bringen. Dieser Don Giovanni ist eine ähnlich schwache Produktion,  wie es auch schon die aktuelle Inszenierung von Le nozze di Figaro ist. 

Das triste Bühnenbild bietet einen relativ armseligen Rahmen für Mozart’s Meisterwerk, und eine Bühne, welche zumeist kaum ausgeleuchtet wird. In dieser Dunkelheit hat man es als Zuschauer schwer, auszumachen, welche Figur sich gerade wo befindet.
Die Vorhänge mit ihren schrägen Bildprojektionen, und dazu das Gewusel der in viel zu hoher Zahl eingesetzten Statisten sorgen für komplette Disharmonie. Und welche Zeit soll das eigentlich sein? Da sieht man die Hauptfiguren als auch die Statisten in Mode, die die letzten drei Jahrhunderte abdeckt.
Dieses reichlich unruhige und nicht stimmige Bühnengeschehen erschwert es den Protagonisten, dem Publikum einen gelungenen Don Giovanni zu präsentieren.

Ildar Abdrazakov sang die Titelrolle mit wirklich schönem Bass, wenn auch wenig differenziert. Als Figur blieb er erstaunlich blass. Den großen Verführer konnte man ihm nicht abnehmen, dafür zeigte er doch zu wenig Engagement in seinem Spiel. „Deh vieni alla finestra“ sang er zwar sehr gefühlvoll, trotzdem hat man das schon betörender, eindringlicher und sinnlicher gehört. Als problematisch erwies sich die Tatsache, dass Giovanni und sein Diener Leporello einander vokal zu sehr ähnelten. So ist das eben,  wenn man auch den Giovanni mit einem Bass besetzt. Und Abdrazakov hatte in Erwin Schrott natürlich einen stimmlich sehr potenten  und besonders spielfreudigen Leporello an seiner Seite, der seinem Herrn dann doch immer wieder die Schau stahl. Ein harmonisches  Zusammenspiel konnte man zwischen den beiden Sängern nicht konstatieren, dafür dominierte Schrott die Szenen mit seinem Herrn zu eindeutig. Vokal erlaubte sich Schrott – wie so oft bei Mozart – gewisse Freiheiten. Seine stimmlichen Mätzchen in der Registerarie mochten nicht jedermanns Sache sein, kamen aber bei einem Teil des Publikums sehr gut an.

Bleiben wir bei den Herren. Toby Spence, der über einen sehr virilen Mozart-Tenor verfügt, hatte seine Mühe mit dem Don Ottavio. Gerade die beiden großen Arien forderten viel von ihm ab. Das war unüberhörbar und man musste schon mit dem Sänger mit zittern, ob auch wirklich alles gut geht. Doch darf man in diesem Zusammenhang auch nicht verschweigen, dass der Engländer eine schwere Krankheit hinter sich gebracht hat und dabei ist, seinen Weg ins Sängerleben zurückzufinden.

Andreas Hörl ließ sich wegen einer akuten Bronchitis ansagen. Das war wohl der Grund warum diesem Komtur gegen Ende dann doch die Kraft verließ und er generell wenig Dämonie verspüren ließ.
Tae-Joong Yang war ein wenig gefälliger Masetto und das bringt einem gleich zu den Damen und Masetto’s Braut, Zerlina. Diese war an diesem Abend mit Sylvia Schwartz unzureichend besetzt. Die Stimme spitz und dünn, man kann schon sagen soubrettenhaft. Ein bißchen mehr Stimme und vokale Raffinesse muß eine Zerlina schon haben.

Véronique Gens suchte als Donna Elvira in ihrer Auftrittsarie ganz offensichtlich noch die Töne. Denn was da zu hören war,  ließ dem Zuhörer Schlimmes befürchten. Da flackerte, schepperte und schrillte es, dass es (k)eine Freude war. Doch mit Fortdauer des Abends bekam sie ihre Stimme, die nur wenig „mozartesque“ erklang, in den Griff. „Mi tradi quell’alma ingrata“ sang sie dank ihrer guten Technik sicher, auch wenn ihr überbordendes Vibrato störend war.

Die beste Leistung des Abends erbrachte eindeutig Marina Rebeka als Donna Anna. Die lettische Sopranistin ließ sich ebenfalls ansagen. Von einem grippalen Infekt war da die Rede, doch zu hören war davon fast gar nichts. Ihre beiden Arien waren die Höhepunkte des Abends. Stilsicher sang sie die Partie, die Stimme sprang in allen Lagen wunderbar an, ihre Spitzentöne glasklar. Das alles klang nach Mozart. Zudem überzeugte auch ihr engagiertes Spiel.

Bereits in der Ouvertüre ließ Louis Langrée das Feuer vermissen, das man eigentlich aus dem Orchestergraben hören will. Dieser Dirigent betonte das Düstere in der Musik eindeutig mehr.

Letztendlich war es eine solide Vorstellung bei der vor allem drei Sänger hoch in der Publikumsgunst standen. Dem Jubel zufolge in der Reihenfolge Rebeka, Schrott und Abdrazakov.
 
Lukas Link

 

 

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