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WIEN/ Staatsoper: DON CARLO – Premiere

16.06.2012 | KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER: DON CARLO – Premiere am 16.06.2012  


Simon Keenlyside, Luciana D’Intino. Foto: Barbara Zeininger

Mit den sanften Klängen einer Heavy Metal – Band von der Regenbogenparade im Ohr ist man bestens gerüstet für ein vokales Großereignis: Verdis italienische Fassung des Don Carlos hatte Premiere. Bei dieser Produktion kann man nur alle Beteiligten in sämtlich verfügbaren Superlativen loben. Die Inszenierung von Daniele Abbado ist eine passable und Requisiten sparende Möglichkeit, das historische Drama auf die Bühne zu stellen, es gibt wenig bis gar nichts auszusetzen, Projektionen, wandelnde Wände und fallende Vorhänge einzusetzen. Vieles blieb dem Rezensenten leider verborgen, da er nur Einblick auf das linke obere Viertel der Bühne hatte, das Manko wird bei nächster Gelegenheit auszumerzen sein.

Umso mehr konnte man den musikalischen – und natürlich wesentlich wichtigeren – Teil des Abends genießen. Vom ersten bis zum letzten Takt war Spannung, Intensität und sensationeller Wohlklang zu vernehmen, alles wie aus einem Guss, so soll Oper gespielt werden. Allerdings wären wir sehr bald an das Außergewöhnliche gewöhnt, also ist es wohl besser, zumeist mit passabler Hausmannskost gefüttert zu werden. Franz Welser Möst dirigierte eine entfesselt und exakt spielendes Orchester, so packend ist dieses Werk schon lange nicht gespielt worden. Auch der Chor hatte hier eine Sternstunde, auch das ist keine Selbstverständlichkeit.

Bleibt noch, die Sänger, nämlich alle, hoch zu loben. Ramon Vargas war ein fabelhafter Carlo, sein wunderbar lyrischer Tenor passt bestens für diese Rolle. Krassimira Stoyanova als Elisabetta sang die Rolle perfekt, ihre engelsklare Stimme klang einfach wunderbar, sichere Höhen, Kraft und Piano perfekt eingesetzt, ist sie in diesem Rollenfach derzeit einsame Klasse. Rene Pape war ein eindrucksvoller Philipp, sein sonorer Bass hat Kraft und Schönheit und er spielt den innerlich zerrissenen König sehr glaubhaft. Simon Keenlyside sang den Posa mit großer Intensität, kraftvoll und dennoch klangschön kamen seine Arien und das Duett mit Carlo. Luciana d’Intino war in diesem Spitzenensemble keineswegs das Mauerblümchen, ihre kräftige Stimme bewältigte sämtliche Höhen mit Bravour. Auch Erik Halfvarson orgelte den Großinqisitor sehr sonor, auch Dan Paul Dumitrescu stand als Mönch in der ersten Reihe der Sängerriege. Ein musikalische Ereignis der Sonderklasse fand beim Publikum größtmöglichen Beifall. Bei allen? Nein, ein einsames Paar fand bei jedem Ton ein Haar in der Suppe, wie unglücklich müssen die bei vielen anderen Opernabenden sein!

Johannes Marksteiner

 

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