Wiener Staatsoper: GELUNGENES DEBÜT VON CORNELIUS MEISTER MIT MOZART‘S ZAUBERFLÖTE (30.Dezember 2012)
Cornelius Meister gilt mit Recht als „shooting star“ der jungen Dirigenten-Garde. Er hat das Radiosymphonie-Orchester des ORF als Chefdirigent in kürzester Zeit qualitativ gesteigert, die Auslastung nach oben schnellen lassen und das RSO etwa bei den Salzburger Festspielen neu positioniert. Parallel dazu ist der 32jährige deutsche Dirigent aber auch drauf und dran, seine Rolle im internationalen Opernbetrieb auszubauen: Die Opernhäuser von Covent Garden-London, Hamburg, Tokio, München oder San Francisco sind schon auf seinem Terminkalender regelmäßig zu finden. Und nun ist auch das Debüt an der Wiener Staatsoper voll gelungen. So dynamisch, kurzweilig und „neu“ hat man die letzte Mozart-Oper schon lange nicht gehört. Ein solides Ensemble mit einem Traumpaar Tamino und Pamina – Benjamin Bruns und Anita Hartig – haben das ihre dazu beigetragen; am Schluss gab es frenetishen Jubel wie bei einem Rock-Konzert. Auch das Publikum war wieder einmal – Mozart sei Dank- aus allen Generationen zusammengesetzt Und Cornelius Meister schafft es, schon die Ouvertüre in die Nähe zum Figaro oder zur Cosi zu stellen. Die drei mystischen, geheimnisvollen Schläge am Beginn (und dann mehrfach als Reprise ) – und dazwischen vom Statsopernorchester bestens realisiert überschäumende Lebensfreude voll Augenzwinkern. Wie wir von Stefan Mickisch wissen variiert Mozart in der Ouvertüre eine Sonate von Clementi, mit der er 10 Jahre früher bei einem öffentlichen Wettspiel vor dem Kaiser besiegt worden war. Dann hebt sich der doppelte Vorhang in dieser letztlich recht brauchbaren Inszenierung von Marco Arturo Marelli (Kostüme Dagmar Niefind) – die 3 Knaben (Wiener Sängerknaben) spielen mit den Puppen und einem Mini-Drachen. Die Bühnenmaschinerie erzeugt bühnenfüllende Bedrohungen. Benjamin Bruns, eine der Säulen der neuen Ära unter Dominique Meyer, ist bestens disponiert. Die Stimme hat an natürlichem Volumen zugelegt, die Technik ist exzellent und gemeinsam mit dem naturburschenhaften Papageno des Hans Peter Kammerer und der fast jungdramatischen Pamina von Anita Hartig (Feuer- und Wasserprobe!) wird er den Abend prägen. Neu ist auch der Sarastro von Sorin Coliban. Timbre: ein echter Bass! Vortrag exzellent (vor allem „In diesen heiligen Hallen“). Leider müht er sich noch mit den Extrem-Tiefen des Sarastro (noch) zu sehr ab. Also weiterarbeiten oder doch weniger extreme Bass-Partien übernehmen. Leider war auch die Ersatz-Sängerin Cornelia Götz , die für die russische Königin der Nacht Albina Shagimuratova die wohl schwierigste Rolle übernahm, eine glatte Enttäuschung. Sie hat weder die Dramatik ihrer russischen Kollegin, die Höhen sind bemüht. Für eine Königin der Nacht an der Wiener Staatsoper reicht es nicht. Mittelmäßig auch die 3 Damen (Christina Carvin, Lena Belkina und Monika Bohinec), temperamentvoll und liebreizend die neue Papagena der Viktoria Varga -das finale Duett mit Hans Peter Kammerer ist wieder der Hit des Abends und Kammerer hat schon in den vorangegangenen Szenen die Stimmung angeheizt, sehr engagiert auch die beiden Priester Marcus Pelz (er war auch ein solider Sprecher) und Benedikt Kobel. Auf gewohntem Niveau der Monostatos des Herwig Pecoraro und die beiden Geharnischten Marian Talaba und Janusz Monarcha.
Diese Zauberflöte war erfrischend, nie hingen die Chöre durch (ausgezeichnet der Staatsopernchor-Leitung Martin Schebesta) und die Balance zwischen Mysterien und naivem Volksmärchen ging nie verloren. Und das kann man nicht von jeder Zauberflöte behaupten.
Peter Dusek