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WIEN/ Staatsoper: DIE FLEDERMAUS – 3. Vorstellung

05.01.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN: Staatsoper  „DIE FLEDERMAUS“  am 4. 1.2012

Die vom ursprünglichen Regisseur Otto Schenk neueinstudierte Produktion fand in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedliche Beurteilungen. Schenk ist sicherlich ein großer Könner, das ist immer wieder deutlich zu merken. Das manchmal einzelnen Sängern beanstandete Outrieren ist aber nicht deren Erfindung, sondern stammt vom Regisseur. Man erinnere sich an Zeiten, da Schenk-Inszenierungen fast an der Tagesordnung waren!

Der eigene Wienerische Tom dieser Musik wurde von den Philharmonikern unter Franz Welser-Möst  wunderschön zur Geltung gebracht. Da sind sich wohl alle einig.

Die größten Unterschiedlichkeiten las man bei der Beurteilung der sängerischen Leistungen. Es gab kein wienerisches Ensemble, das ist wohl Vergangenheit, das sei vorausgeschickt. Sehr gut gefiel diesmal der Eisenstein des Kurt Streit. Auf der Bühne sehr beweglich, wurde auch sein Singen vom Publikum sehr beklatscht. Eine andere Frage ist, ob man lieber einen Bariton für diese Rolle möchte. Seine Rosalinde Michaela Kaune bemühte sich sehr um wienerische Diktion. Besonders im 1. Akt gab sie jedoch so viel an Stimmkraft, dass sie jedes Wagner-Orchester übersungen hätte. Den Csardas sang sie jedoch ganz ausgezeichnet.

Alfred šramek  ist so etwas wie ein unverzichtbares Element der Staatsoper geworden. Er besitzt einen ganz eigenen Humor, eher leise und verinnerlicht, dafür umso ausdrucksvoller. Als Gefängnisdirektor Frank war er ein Höhepunkt. Zoryana Kushpler ist unter vielen großgewachsenen Männern wirklich etwas klein für den Orlofsky. Ihr Timbre ist angenehm, doch scheint die Stimme etwas in den Hals gerutscht zu sein. Für den absagenden Rainer Trost sprang kurzfristig Herwig Pecoraro ein. Ein „Liebhaber“-Timbre besitzt er aber nicht.

Seinen schönen Bariton konnte Markus Eiche bereits in vielen Rollen vorführen. Er ist als Falke umtriebig, seine größte Begabung ist dennoch nicht Johann Strauss. Als scharfstimmig wurde Daniela Fally/Adele bezeichnet. Diesmal konnte ich davon nichts hören. Sie gefiel sehr und am schönsten gelang ihr das „Mein Herr Marquis“, dazu spielte sie quietschvergnügt.

Ein neuer Frosch war aufgeboten mit Peter Simonischek. Und er war recht köstlich, wie er den besoffenen Amtsdiener darstellte. Er hatte zudem seine eigenen Schmähs. Den las ich noch nirgends „Mei’m Schwager, dem Franz, hab i heit zum Dirigiern freigebn“.

Bereits während des Abends zeigte sich die Begeisterung im gänzlich vollen Haus und steigerte sich fortwährend. Heftiger, wenn auch, wie jetzt üblich, kurzer Schlussapplaus. Sehr viele Bravo-Rufe für den Dirigenten, aber auch für die Solisten in abgestufter Stärke.

Martin Robert BOTZ

 

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