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WIEN/ Staatsoper: DER ROSENKAVALIER mit Stemme, Garanca

16.04.2012 | KRITIKEN, Oper

ROSENKAVALIER-STERNSTUNDE MIT ELINA GARANCA ( 15.April 2012)

Das Ereignis war diesmal absehbar: Elina Garanca nach der Babypause erstmals wieder auf einer Opernbühne, dazu  Wiener Rollendebüts von Nina Stemme als Marschallin und Miah Persson als Sophie. Außerdem  Jeffrey Tate als zumindest für Wien  neuer Strauss-Spezialist. Aber  angekündigte Sensationen bleiben ja  oft aus. Nicht so bei dieser 346.Vorstellung der guten, alten Rosenkavalier-Inszenierung von Otto Schenk (Ausstattung Rudolf Heinrich und Kostüme Erni Kniepert) . Elina Garanca singt phänomenal, ist wieder schlank und rank wie ehedem und für mich die Inkarnation des 17jährigen Rofrano. Die Rosenüberreichung ist schwelgerisch, das anschließende Duett („Mit ihren Augen voll Tränen kommt sie zu mir“) habe ich noch nie auch nur annähernd souverän gesungen gehört. Terzett und Schluss-Duett können mit den besten Aufnahmen mithalten. Nina Stemme überrascht mit einer sehr verinnerlichten Marschallin – erweist sich in den beiden Monologen als psychoanalytisch-geschulte Hofmannsthal-Interpretin und schwenkt erst im Terzett zu hochdramatischen Pathos um; ebenso die schwedische Kollegin  Miah Persson – sie bezaubert als (fast) zu  engagierte Sophie. Für die Rosenüberreichung fehlt mitunter der ruhige Atem, dafür überzeugt sie im Terzett und Schlussduett („Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein..“)

Dazu kamen Kurt Rydl als zeitweilig mit Konversationston agierender Ochs (der dann doch immer wieder auch  mit Stimme auftrumpft) und Franz Grundheber als vokal unglaublich souveräner Faninal.

Jeffrey Tate zelebriert geradezu die elegischen Passagen – vor allem des 1.Aktes und erinnert  dann an Hans  Knappertsbusch; in jedem Fall animiert er   die Wiener Philharmoniker – genauer das Staatsopernorchester – zu Höchstleistungen. Dabei begann alles mit Zittern. Bevor alles losging, wurden die Scheinwerfer für die Solovorhänge eingeschaltet. Doch nicht eine Absage kam, sondern Kurt Rydl erinnerte in einer kurzen Ansprache an seine Kollegen Margarita Lilowa und Heinz „Honzo“ Holecek, die beide am vergangenen Freitag gestorben waren. Dann kam doch noch der Direktor Dominique  Mayer vor den Vorhang, berichtet von Kreislauf-Problemen bei Jeffrey Tate – und dann begann eine Vorstellung, die durchaus in die Annalen der Staatsoper eingehen wird.

Da auch die kleinen Rollen – wie fast immer in Wien – exzellent besetzt waren, erlebte man großes Musiktheater auf internationalem Level mit starkem Österreich-Anteil. Besonders zu loben sind das Duo Valzacchi-Annina alias Michael Roider und Janina BaechleHo-yoon Chung ist ein höhensicherer italienischer Sänger, Benedikt Kobel fällt positiv als Haushofmeister bei Faninal auf. Simina Ivan ist ein fast zu jugendliche Leitmetzerin und Wolfgang Bankl gibt einen schrulligen Notar und  einen  profunden Polizeikommissar. Insgesamt ein Opernabend mit Festspiel-Charakter!

Peter Dusek

 

 

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