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WIEN/ Staatsoper: DER ROSENKAVALIER – dritte Vorstellung

22.04.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Staatsoper: DER ROSENKAVALIER am 21. 4.2012

Eine Sternstunde – es war wieder einmal eine dieser wunderbaren „dritten“ Vorstellungen einer Serie: Es ist schon alles ausreichend erprobt aber die Routinefehler haben sich noch nicht eingeschlichen.

Der Serienstart am vorigen Sonntag begann mit berührenden Abschiedsworten von KS Kurt Rydl – gewidmet den am Freitag verstorbenen Kollegen Margarita Lilova und Heinz Holecek – und der Mitteilung über die Erkrankung von Jeffrey Tate, der aber trotzdem die musikalische Leitung wahrnahm. Diese beiden Vorkommnisse prägten dann auch die nachfolgende Aufführung: Einerseits wollte nicht die gewohnte, unbeschwert fröhliche Stimmung aufkommen, andererseits merkte man, dass die Philharmoniker die musikalische Leitung in die eigenen Hände nahmen, was dem Ergebnis aber absolut nicht abträglich war. Selten hört man so wienerisch „geschmierte“ Walzerseligkeit, allerdings war das Orchester in manchen Szenen „sängerdeckend“. Am Mittwoch sorgte ein wiederhergestellter Jeffrey Tate für Normalität und gestern schließlich kam es zur beglückenden Symbiose von nötiger Disziplin und berauschender Wiener Strauss-Interpretation. Dies ist nicht zuletzt dem wiedergekehrten Konzertmeister Rainer Küchl mit seiner Zaubergeige zu danken. Nur schade, dass diese himmlischen Töne am Ende des ersten Aktes von einigen Fans nicht gewürdigt und wieder einmal durch verfrühten Applaus gestört wurden.

Die kürzlich aufgefrischte Inszenierung von Otto Schenk bietet ein perfektes Umfeld für eine spritzige Komödie mit Tiefgang und der herrlich verschrobenen Sprache von Hofmannsthal.

Nach der Babypause ist eine grandiose Elina Garanca als Oktavian noch kompletter und authentischer geworden. Gesanglich in Höchstform stellt sie die Vielfältigkeit der Figur auch schauspielerisch eindrucksvoll dar: Vom verliebten Bub über das übermütige Mariandl bis zum selbstbewussten jungen Grafen bei der Rosenübergabe und – als Krönung der schauspielerischen Leistung: eine Frau, die einen Burschen darstellt,der ein Stubenmädel spielt – in aller komischen Tapsigkeit und Bauernschläue.

Kongenial ergänzt wurde sie durch einen entfesselten Kurt Rydl, der es in dieser Rolle zur Referenzinterpretation gebracht hat: genau so gehört der Ochs dargestellt!

Fast erstaunlich, dass neben diesen beiden Ausnahmedarstellern auch die anderen Sing-Schauspieler durchaus bestehen konnten und ihre Beiträge zu einem aussergewöhlich unterhaltsamen Opernabend leisteten. Nina Stemme ist eine vornehme Feldmarschallin ohne stimmliche Probleme, Miah Persson stellt die Sophie als bis zur Aufsässigkeit selbstbewusste Unternehmertochter dar und harmoniert stimmlich hervorragend mit Elina Garanca und Nina Stemme. Das Opernfinale erinnert sehr an die Qualität der berühmten, klassischen Besetzungen.

 Komödiantische Höhepunkte lieferten auch, jeweils im Zusammenspiel mit Kurt Rydl, Franz Grundheber – ein Luxus-Faninal und ein bis zur Unkenntlichkeit maskengebildeter Wolfgang Bankl als schrulliger Notari; dass es der arme Ho-yoon Chung neben dieser Flachserei schaffte, einen hervorragenden Sänger zustande zu bringen, grenzt an ein Wunder.

 Simina Ivan (Leitmetzerin), Michael Roider (Valzacchi), Janina Baechle (Annina), Peter Jelosits (Wirt) sowie Wolfram Igor Derntl und Benedikt Kobel (Haushofmeister) rundeten den erfreulichen Gesamteindruck ab.

 In Summe ein Rosenkavalier der Extraklasse – in der Qualität werden wir dieses Meisterwerk, so fürchten wir, nicht so bald wieder erleben.

 Maria und Johann Jahnas

 

 

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