WIEN/ Staatsoper: DER FLIEGENDE HOLLÄNDER am 19.5.2012
Eigentlich sollte der „Fliegende Holländer“ in Wien ein Garant für einen schönen Opernabend sein. Das dachten wir und stürzten uns todesmutig ins Verkehrschaos, das wegen der Life-Ball-Absperrungen herrschte. Besser wären wir zu Hause geblieben und hätten uns den Bayern-Chelsea-Krimi angesehen.
Nicht einmal die Fixsterne leuchteten: Graeme Jenkins am Pult schaffte es, dass das sonst so verlässliche Staatsopernorchester uninspiriert, unkoordiniert und laut tönte, dass man sich im Musikpavillon eines Kurortes wähnte. Der „beste Opernchor der Welt“ sang durcheinander und oft
asynchron.
Albert Dohmen erreichte als Holländer zum Glück Staatsopernniveau, ohne aber an seine denkwürdigen Rollenvorgänger heranzureichen. Auch sein mächtiges Organ wurde am Ende des Auftrittsmonologes, bei: „Ew’ge Vernichtung, nimm mich auf!“ gnadenlos zugedeckt.
Ain Anger war stimmlich gut aber nicht in Bestform. Schauspielerisch fehlte seinem Daland komplett die gierige Verschlagenheit des Seefahrers, der seine Tochter an den Bestbieter verscherbelt. Wir hatten eher den Eindruck, es stünde der gute Landgraf Hermann auf der Bühne.
Jennifer Wilson enttäuschte als Senta und hatte nur im Liebesduett mit dem Holländer berührende Momente. Ansonsten waren ihre Piani nicht tragfähig, im Forte hörte und sah man eine unzulängliche Stimmtechnik (jeder hohe Ton ein Hopser), die tiefen Töne wurden verschluckt, die Höhen kamen schrill und oft geschrien. Die Natur hat Jennifer Wilson eine wunderbare, schön gefärbte Stimme geschenkt – sie aber hat viel zu wenig daraus gemacht.
Gar nicht traurig waren wir, als wir von Endrik Wottrichs Absage erfuhren. Er hat uns schon in Wels als Erik und in der Volksoper als Bacchus enttäuscht. Da es der Brauch ist, kurzfristige Einspringer nicht zu kritisieren, nehmen wir dankbar die elegante Möglichkeit wahr, über Herbert Lippert als Erik nicht schreiben zu müssen.
Die Nebenrollen gehörten diesmal zu den Lichtblicken des Abends: Norbert Ernst ist ein Steuermann nach unserem Geschmack – sein schlanker, höhensicherer Tenor passt optimal zu dieser Rolle und Monika Bohinec (Mary) ist mit ihrem wohlklingenden Mezzo eine würdige Nachfolgerin von Aura Twarowska als neue „junge Alte“.
Christine Mielitz hat durch das Weglassen des Erlösungsmotivs prophetische Fähigkeiten bewiesen – für diesen Holländer und leider auch für uns gab es diesmal keine Erlösung.
Der lautstarke Beifall des sehr touristenlastigen Publikums war für uns nicht nachvollziehbar.
Maria und Johann Jahnas