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WIEN/ Staatsoper: DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN – lasst mich doch das Wildschwein spielen – oder einen Bären. Zweite Vorstellung

22.06.2014 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper: DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN – am 22.6.2014 

 Lasst mich doch ein Wildschwein spielen, oder einen Bären

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Chen Reiss, Gerald Finley. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

 Diese  bezaubernde Umsetzung des Stückes regt zum Mitspielen an. Altmeister Otto Schenk traf mit dieser Inszenierung voll ins Schwarze. Fragen wie „geht das heute noch“, oder „eine neue Lesart muss her“? das hat sich voll ad absurdum herausgestellt. Das Stück ist eine Fabel, natürlich mit Tiefen, aber dafür hat wohl jeder Besucher genug Fantasie, will ich doch als gegeben annehmen. Auch für Kinder ist so ein Werk in eben einer solchen Inszenierung geeignet, denn Grausamkeiten erleben Kinder im Fernsehen sehr oft und ganz bewusst. Und auch Grimms Märchen strotzen ja auch nicht gerade voll Liebenswürdigkeiten.

Es ist einfach herrlich, der Vorhang hebt sich und man hat das Gefühl, es riecht nach Waldboden und Pilzen. Das so stimmige Bühnenbild und auch die passenden Kostüme sind Amra Buchbinder sehr gelungen. Die Lichtregie von Emmerich Steigberger ist einfach perfekt und somit hat alles in allen einen märchenhaften Zauber, der nie langweilig wird. Man gewinnt auch den Eindruck, dass alle Mitwirkenden mit viel Freude ans Werk gehen und einfach Spaß an der Arbeit haben.

Eine Luxusbesetzung ist Heinz Zednik als Hahn, der einen eitlen Gockel darstellt, wenn er mit seinen Hühnerharem auftritt, er ist zum Niederknien komisch und getroffen. Auch die „gackernde“ Damenriege Hila Fahima, Bryony Dwyer, Juliette Mars, Barbara Reiter, Isabel Leibnitz und Cornelia Sonnleithner ist wirklich sehr engagiert, auch die arrogante Schopfhenne von Lydia Rathkolb. Gerald Finley gab den Förster viel Profil, schöne Stimme und scheint doch über den Tod von Füchslein Schlaukopf, ganz bezaubernd dargestellt und gesungen von Chen Reiss, betroffen zu sein. Der Fuchs ist Hyuna Ko, da ist die Stimme sehr unausgewogen, manchmal sehr schrill, aber ein fescher Fuchs ist das schon. Der Haushund mit Hütte ist Ilseyar Khayrullova, die auch den Specht darstellt. Als Eule flattert Donna Ellen gut bei Stimme, und grantelt sehr gut als Försterin, da hat sie auch allen Grund. Als Dachs lässt sich Andreas Hörl aus seinem Bau vertreiben und singt einen ordentlichen runtergekommenen Pfarrer. Auch eine seltsame Gestalt der Schulmeister, James Kryshak hat dafür den richtigen Ton, auch für die Mücke. Der Harasta – Landstreicher und Wilderer mit starker Stimme – ist Wolfgang Bankl, nicht gerade unsympatisch, aber aus Gier um eine „solche“ Frau wird die arme Füchsin ihres Pelzes wegen getötet. Ja, ja Jäger und …. sind doch die ältesten Gewerbe. Das Gastwirtpaar sind Wolfram Igor Derntl und Sabine Kogler. Als Eichelhäher flattert Maria Gusenleitner durch den Wald, alles anderen Tiere die kriechen, hüpfen, fliegen und kugeln werden von den Kindern der Opernschule mit Elan, Freude und bereits großer Professionalität dargestellt.

Franz Welser Möst leitet mit viel Animo und Schwung, auch sichtlich vom Geschehen auf der Bühne angetan den Abend, das Orchester und der Chor (hinter der Bühne) schlossen sich dieser Leistung an. Die Choreinstudierung machte Martin Schebesta.

Für die Maskenbilder und die Bühnen Werkstätten ein Sonder-Kompliment. Auch sie vor den Vorhang.

Vor der Premiere gab es für diese Vorstellung noch ca. 200 Karten, am Vormittag heute war alles restlos ausverkauft, und nur noch teuerst im „Schleich“  etwas zu bekommen. Ich denke doch, dass sich diese Version rechnet!

In diesem Bühnenbild könnte man auch tadellos Rusalka spielen!    

Elena Habermann

 

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