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WIEN/ Staatsoper: DAS RHEINGOLD. Gelungener Ring-Beginn

31.05.2014 | KRITIKEN, Oper

STAATSOPER WIEN – RHEINGOLD – 30. Mai 2014 Gelungener Ring-Beginn

Das_Rheingold_Ernst-Schmeckenbecher
Norbert Ernst, Jochen Schmeckenbecher. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

 Zweimal steht Richard Wagners Ring des Nibelungen in fast identer Besetzung in der heurigen Staatsopern-Saison noch auf dem Programmzettel. Der Beginn der ersten Serie kann grosso modo als wirklich geglückt bezeichnet werden. Zum ersten Mal dirigierte Jeffrey Tate in Wien den Zyklus, das Wiener Staatsopernorchester ging auf seine durchaus differenzierte Herangehensweise perfekt ein und wären da nicht ein paar Blechtrübungen in der Schlussszene gewesen, hätte man rundum zufrieden sein können, was den Graben anbelangt. Ähnlich positiv fiel auch der Zuspruch des Publikums zu den Leistungen der Sängerschar aus. Tomasz Konieczny dürfte mit einem Sprachcoach doch ziemlich intensiv an der Partie des Wotan gearbeitet haben, sein polnischer Akzent ist natürlich immer noch vorhanden, aber in durchaus erträglichem Rahmen und wesentlich geringer als im Vorjahr. Die Stimme klingt freier und hat auch genügend Platz nach oben, in darstellerischer Hinsicht blieb er aber erstaunlich blass. Das kann man von Norbert Ernsts Loge hingegen wirklich nicht behaupten. Nicht nur seine rote Perücke sorgt stets dafür, dass er der Mittelpunkt der Handlung ist. Mit vielen kleinen Gesten und Andeutungen schwirrt er über die Bühne, einmal hier und einmal dort, und trifft dann bei aller Behändigkeit wieder punktgenau den Gesangseinsatz. Herrlich, dass er auch genau das Mittelding zwischen tiefem Tenor und hohem Bariton liefert, ohne Brüche, perfekt artikulierend.

 Nicht minder erfolgreich gestaltete sich das Debüt von Jochen Schmeckenbecher als Alberich. Überraschend hell timbriert überzeugt er in der ersten Szene im Wechselspiel mit den Rheintöchtern und steigert sich dann noch beim Ring-Fluch. Eine sichere Bank ist Elisabeth Kulman als Fricka. Mittlerweile hat sie längst den Status eines Wiener Publikumslieblings erreicht, was auch beim Schlussvorhang deutlich sicht- und hörbar wurde. Auch wenn ihre wahre Stärke erst in der Walküre zum Vorschein kommen wird, bereits im Rheingold spürte man ihre Persönlichkeit in jeder Sekunde und mit jedem Ton. Über ihre begnadete Stimme erübrigt sich jedes Wort, besser kann man diese Mezzo-Partie kaum singen.

 Die zuletzt in den Kritiken oft (und auch zu Unrecht) gescholtene Janina Baechle gab eine sehr wohlklingende Erda, leider nur wenig Akzente setzen konnte Boaz Daniels Donner trotz seiner wuchtigen Hammerschläge. Erfreulicher verlief hingegen das Debüt Sebastian Kohlhepps als Froh, der endlich zeigen konnte, welches Volumen sein sicherer Tenor besitzt. Ein fixer Bestandteil der Produktion ist Herwig Pecoraros Mime, mehr eigenständiges Profil verträgt hingegen noch die Freia Caroline Wenbornes, wenngleich sie in sängerischer Hinsicht durchaus rollendeckend ist. Extra-Beifall gab es für Sorin Coliban, der mit wunderbar artikulierter und sonorer Ausdrucksweise einen überdurchschnittlichen Fasolt sang, an den Ain Angers Fafner (auch rollenbedingt) nicht ganz heranreichte. Man sagt ja, dass die Qualität der Rheintöchter und Nornen im Ring ein Spiegelbild für das Ensemble eines Hauses seien. Legt man dieses Kriterium zugrunde, dann ist es um Wien nicht so übel bestellt, denn Simina Ivan (Woglinge), Ulrike Helzel (Wellgunde) und Alisa Kolosova (Flosshilde) machten ihre Sache wirklich gut. Und man merkte speziell an ihren Szenen, dass im Vorfeld auch intensiv geprobt worden war, mehr konnte man aus der Bechtolf-Inszenierung einfach nicht herausholen. Aber das weiß man ja bereits. Am Ende einhellige Zustimmung des Publikums, das sich Tate gegenüber noch erstaunlich reserviert verhielt, aber vielleicht taut diese Beziehung an den nächsten drei Abenden noch auf.

Ernst Kopica

 

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