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WIEN/ Staatsoper: ARABELLA

13.05.2012 | KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER: ARABELLA am 12.5.2012

Mit der Arabella wollte Richard Strauss – in seiner letzten Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal – einen „zweiten Rosenkavalier“ schaffen. Diese Absicht ist durchaus gelungen, wenn man die berührende, klingende Musik, die interessanten Charaktere und die leichte und lockere Handlung betrachtet. Natürlich merkt man die Weiterentwicklung – Ariadne klingt durch und die Daphne ist zumindest im Unterbewusstsein schon präsent – und auch der gesellschaftliche Wandel ist spürbar.

Vielleicht war das die Ursache, dass Sven-Eric Bechtolf die Handlung in die 1930er Jahre verlegt hat, was allerdings der Authentizität der Geschichte keinen guten Dienst erwiesen hat. Die dadurch entstandenen Ungereimtheiten halten sich aber zum Glück in einem erträglichen Rahmen. Ob die Verlegung der Handlung ins Hotel Metropol (Gestapo-Zentrale) Zufall ist (glaube ich nicht bei Bechtolf) oder den Versuch darstellt, die Rolle von Richard Strauss während des Nazi-Terrors zu thematisieren, hat sich uns noch immer nicht erschlossen. Das schöne Bühnenbild und die erträglichen Kostüme von Rolf und Marianne Glittenberg tragen zur guten Repertoirtauglichkeit bei.

 Die musikalische Umsetzung war so, wie man es inzwischen in Wien schon gewöhnt ist: Die Philharmoniker verwöhnen uns mit dem unvergleichlichen Wiener Strauss-Klang, diesmal mit Stefan Soltesz am Pult, der im Gegensatz zur symphonischeren Ausdrucksweise von Franz Welser-Möst in den ersten Vorstellungen mehr auf einfühlsame Sängerbegleitung setzte. Beides jedenfalls wunderbare, interessante Interpretationen – meisterlich umgesetzt.

 In der Besetzung ist eine sehr gute Mischung von Gästen und Ensemblemitgliedern gelungen, wobei die Hauskräfte durchaus nicht in der zweiten Reihe standen:

Emily Magee zeigt als Arabella, dass sie eine führende Strauss-Interpretin ist. Mit der Leichtigkeit, wie sie sämtliche Schwierigkeiten meistert und das Strömen ihres wohlklingenden Soprans bei den Strauss-Bögen macht Lust auf Emily Magee als Daphne. Tomasz Konieczny als Mandryka hat sich seit der ersten Vorstellung am Sonntag deutlich gesteigert; hat das „kehlige Knödeln“ ziemich abgelegt und war eine sehr gute Besetzung. Dass uns seine Stimmfärbung nur beim Alberich begeistert, ist sicher Gustosache. Die Familie Waldner lässt in dieser Serie keine Wünsche offen: Wolfgang Bankl hat in der Rolle des Grafen – ähnlich wie beim Klingsor – eine Referenzrolle gefunden. An dieser Interpretation werden sich alle Nachfolger messen lassen müssen. Zoryana Kushpler ist sowohl gesanglich als auch schauspielerisch eine Idealbesetzung, dass sie vielleicht etwas zu jugendlich wirkt, kann man ihr nicht zum Vorwurf machen – das regelt die Zeit. Genia Kühmeier zeigt uns eine Zdenka ohne Schwachpunke – strömende Mittellage, höchste Höhen ohne Schärfe exakt gesungen, eindrucksvolle schauspielerische Gestaltung als Bub und nach der Metamorphose zur jungen Dame. Als Krönung dieser Leistung das Duett mit ihrer Schwester – das hat schon Rosenkavalier-Finale-Qualität.

 Michael Schade ist als Matteo eine bekannt verlässliche Grösse, er meistert alle von Richard Strauss eingebauten „Gemeinheiten“ mit Bravour. Daniela Fally löst alle stimmlichen und körperlichen Herausforderungen seit der Premiere in souveräner Art und Weise. Grosses Kompliment! Norbert Ernst ist ein sehr guter Graf Elemér, Clemens Unterreiner (Graf Dominik) und Sorin Coliban (Graf Lamoral) sind nicht mehr als Luxusbesetzung zu bezeichnen, das ist schon pure Verschwendung. Warum die beiden Figuren so verdodelt werden, haben wir allerdings noch nicht begriffen.

Donna Ellen als Kartenaufschlägerin und die Nebenfiguren zeigen auch darstellerisch überzeugende Leistungen, sodass die Diskrepanzen aus der Zeitverschiebung nur minimal auffallen/stören.

 Ein schöner Opernabend, der auch vom Publikum gebührend genossen und belohnt wurde.

 Maria und Johann Jahnas

 

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