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WIEN/ Staatsoper: ANDREA CHENIER

07.05.2014 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Staatsoper: 6. 5.2014 –   „ANDREA CHENIER“

Unbenannt
Maria José Siri. Foto: Angelo Capodilupa

 Es war ein wirklich schöner Opernabend., mit nur sehr kleinen Einschränkungen. So sei diesmal der immer besser werdende Chor unter Thomas Lang zuerst genannt. Auch diesmal war die „Pastorellaeinlage“, eine nicht einfach zu singende Damenchor-Szene, so schön gesungen und auch schön „getanzt“, man merkt die Probenarbeit. Natürlich ist auch für die großen Volksszenen ein Bravi an alle Beteiligten angebracht. Eine Revolutionsoper lebt auch vom Volk!

Johan Botha als Chenier ist natürlich eine „Bank“, er ist einer der besten Vertreter dieser schwierigen Partie,  die sowohl viel Lyrisches als auch Dramatik braucht. Botha setzt beides hervorragend um und wirkt immer glaubhaft. Figürlich entspricht er fast der historischen Figur des Diplomatensprosses, des in Konstantinopel (Istanbul) geborenen Titelhelden. Sein Tod war so unnötig wie der all jener, die in diesem Tagen ihre Köpfe verloren. Am nächsten Tag war die Revolution zu Ende. Somit gelang auch im Original Cheniers „Come un bel di di maggio“ sehr im Sinne des lyrischen Poeten, weil Chenier kein Revolutionsdichter im eigentlichen Sinn war. Carlo Gerard ist auch eine historische Figur, er war  ein Anhänger einer Revolutionspartei, der es auch relativ weit brachte. Anthony Michaels Moore ist auf der Bühne ein eleganter Bariton mit etwas schneidender und heller Stimme, der alles musikalisch richtig macht, aber die Figur nicht wirklich darstellt. Wieder, wie so oft zuvor, verschenkt er die halbe Rolle, so nützte auch die schön gesungene Arie „Nemico della patria“, gesungen wie im Konzert, nichts.

Da Norma Fantini leider noch immer unpässlich war, übernahm wieder Maria Jose Siri die Maddalena. Ein Glücksgriff! Sie steht sicher schon in der Weltkarriere, eine schöne und sicher geführte Stimme, eine schöne Frau. Sie verkörpert die Maddalena, vom verzogenem Fratzen im ersten Bild bis zur aufopfernden Liebenden am Schluss so glaubhaft, dass es an die Tränen ging.

Die gute alte Inszenierung von Otto Schenk bewies wieder ihre Gültigkeit, denn wenn ein Sänger – in diesem Fall eine Sängerin – ohne Probe einspringen muss, macht man es ihm/ihr mit dieser Handschrift leicht.  Schenk war immer ein Regisseur für Sänger, weil er sie so liebt.! Man soll sich doch auf das „Füchslein“ freuen. Boaz Daniel ist  als Cheniers Freund Roucher eine Luxusbesetzung und  lässt in späterer Folge auf einen Gerard hoffen. Es wäre wünschenswert! Monika Bohinec macht leider gar nichts aus der alten Madelon. Da ist schön singen, und das tat sie, aber doch viel zu wenig. Fesch ist die Bersi der gut singenden Alisa Kolosova. Aura Twarowska als Gräfin di Cogny ist eine gute Figur mit der richtigen Stimme für diese überhebliche Dekadenz dieser Person. Witzig agiert Marcus Pelz als ihr Haushofmeister, in der „feinen“ Gesellschaft traf man noch Peter Jelosits als ängstlich besorgten Abbe und Mihail Dogotari als Pietro Fleville, der schöne Stimme hören ließ.

Bei den Revoluzzern war Norbert Ernst ein großartiger Incroyable, Alexandru Musiuc beeindruckend in der Gestalt des Fouquier Tinville, exzellent wie immer das neue Ehrenmitglied Alfred Sramek als Mathieu. Mehr Vorstellungen als Sramek sang kein Sänger nach 1945 an der Wiener Staatsoper, und er denkt nicht ans Aufhören ! Il Hong als Dumas war mit seinen zwei Sätzen fast nicht hörbar. Janusz Monarcha sang eindrucksvoll, dass er von nichts wisse.

Paolo Carignani leitete einfühlsam und dennoch schwungvoll den Abend mit guten Tempi und – was bei  dieser Oper nicht immer einfach ist , viel Zügeln an Lautstärke zugunsten der Sänger.

Das Publikum zeigte sich bereits nach den großen Arien recht beifallsfreudig!
Am Ende großer Jubel für alle.

Elena Habermann          

 

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