Wiener Staatsoper, Kinderzelt: ALADDIN UND DIE WUNDERLAMPE am 1.1.2012
Eine der größten Taten, die Ioan Holender während seiner „Regierungszeit“ durchsetzte, war auf jeden Fall die Errichtung des Kinderzelts und die entsprechenden Produktionen für potentielle Staatsopernbesucher – und auch für alteingesessene, die zumindest bei den „Kinderringen“ mehr als 50% der Besucher ausmachten! Da es unglaublich schwer ist, für die Vorstellungen im Zelt Karten zu bekommen freut es mich immer, wenn das einmal funktioniert und dass ich die Gelegenheit habe, junge und auch bewährte Ensemblemitglieder in Hauptrollen zu sehen.
Nino Rota ist dem breiten Publikum vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Federico Fellini und durch die Filmmusik für „The Godfather“ bekannt. Gemeinsam mit dem Librettisten Vinci Verginelli nahm er sich des Stoffes aus 1001 Nacht an und schuf ein einstündiges, kurzweiliges Werk, das allerdings besonders dem Sänger der Titelrolle einiges abverlangt. Reiner Schottstädt schuf die Orchesterbearbeitung.
Janko Kastelic war für die musikalische Leitung zuständig und leitete das Orchester souverän. In Ermangelung eines Souffleurs übernahm er auch diese Aufgabe (die Sänger waren aber sehr textsicher). Thomas Birkmeir zeichnete für die Inszenierung verantwortlich und Andreas Lungenschmied (Bühnenbild) und Polly Mathies (Kostüme) sorgten dafür, dass von Anfang an ein orientalisches Flair aufkam. Alle Beteiligten hatten sichtbar Spaß an der Sache (und nach der Aufführung konnten sich dann im Backstage-Bereich die Kindleins noch mit Aladdin & Co. photographieren lassen.
Neben vielen kleinen Rollen gibt es in dieser Oper fünf größere, die auf dem Tagesprogramm erwähnt sind. Janusz Monarcha, der ja immerhin schon als Daland zu hören war, nahm seine Stimme als König hörbar zurück und sorgte für ein paar kleine Gags. Aladdins Mutter wurde von Aura Twarowska gesungen, sie hinterließ aber keinen nachhaltigen Eindruck.
Tae Joong Yang hatte als Bariton naturgemäß die Rolle des Bösewichts über – er sorgte als Zauberer für viel Bühnenpräsenz und auch an Wortdeutlichkeit ließ der junge Koreaner nichts zu wünschen übrig!
Äußerst angetan konnte man von Aladdin und seiner Prinzessin sein. Gergely Németi legte den Helden – nun sagen wir einmal – „wagnerisch“ an, da stand eine Mischung aus Parsifal und dem Jung-Siegfried auf der Bühne. Wie schon weiter oben erwähnt, verlangt Rota von dem Interpreten sehr viel – es ist eine Partie, die sowohl Höhen als auch schon etwas Metall verlangt. Dies ist für Németi natürlich kein Problem – immerhin singt er ja auch den Tamino – und er fand auch die Zeit, mit den ganz jungen Zusehern, die in den ersten Reihen saßen, ein wenig zu schäkern. Dem Jungvater ist die Arbeit für Kinder wirklich ein Bedürfnis!
Zum ersten Mal hörte ich Beate Ritter und war von ihrer Ausstrahlung und ihrer Stimme positivst überrascht. Die junge Sängerin feierte vor knapp 3 Jahren ihr professionelles Operndebüt und ist vor allem an der Wiener Volksoper beschäftigt. Allerdings gibt sie auch immer wieder Gastspiele wie z.B. in der Schweiz oder in Italien. Da wächst ein weiteres Talent heran. Zur Zeit sind ihre Paraderollen die Koloraturpartien wie die Königin der Nacht, Blonde oder auch Adele. Die Weiterentwicklung der Karriere sollte man auf jeden Fall im Auge behalten!
Aladdin war ein kurzweiliger Beginn des Neuen Jahres – gemeinsam mit einer sängerischen Entdeckung sogar ein perfekter Beginn des Opernjahres 2012!
Kurt Vlach