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WIEN/ Staatsoper: AIDA – „Sie singt nicht, sie ist Aida“

16.10.2013 | KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER: 15. 10. „AIDA“ – „Sie singt nicht Aida, sie ist Aida“

 Kristin Lewis ist einfach eine Aida,  wie man sie nur ganz selten zu sehen und zu hören bekommt. Und seltsamer Weise immer seltener auf großen Bühnen, wie in diesem Fall in Wien, weil meist viel zu dramatische  beziehungsweise zu harte Stimmen sich für diese so sensible Rolle breit machten. Sie hat den süßen Zauber der „celeste“ Aida in jeder Phrase in der Stimme, hat aber dennoch ein gewaltiges Potential an Kraft um die Orchesterwogen besser zu bewältigen als so manche Kollegin. So führte sie nahezu allein das Ensemble im Triumphakt – und das mag was heißen. Eine hinreißende Nilarie mir gehauchtem Piano – C folgte einem gewaltigem „ritorna vincitor“. Ein Höhepunkt ihrerseits natürlich der Nilakt und die Konfrontation der beiden Prinzessinnen. Weil auch Olga Borodina eine Amneris der Luxusklasse ist,  die beiden boten sich ein solch gewaltiges Duell um Radames, das war große Oper, wie sie sein soll, und diese will auch solche Inszenierungen. In einem Schuppen kann solche Emotion nie aufkommen, beim Zuseher-hörer schon gar nicht. Borodinas große Momente waren natürlich auch in der Gerichtsszene, die sie voll beherrschte. Nach diesen gewaltigen Damen hatten die Herren kein leichtes Spiel.

Marcello Giordani wirkte ermüdet und stark angeschlagen, aber er kämpfte tapfer. Den wirklich schweren Beginn mit „celeste Aida“ sang er noch wirklich gut, aber er verzichtete auf den Piano-Schluß, den er wunderbar singen kann, das weiß ich, und ab dem Nilakt war der Kampf mit einer Erkältung(?) voll im Gange. Er hielt tapfer durch, Kompliment. Markus Marquardt war wieder Amonasro, sang ein gewaltig lautes „dei faraoni tu sei la schiava“ , vorher war es nicht so gut, und nachher auch nicht. Mit dieser Partie ist dieser an sich so gute Künstler einfach schlecht beraten. Die Priesterschaft war zu dieser Zeit bekanntlich sehr stark, das zeigt Sorin Coliban als sehr mächtig und bedrohlichen Ramphis. Mit wunderbarer Stimme, im Tempel eine reine Freude, hatte er das Sagen in der Regierungsperiode dieses Königs: Janusz Monarcha sitzt ordentlich und ein wenig sehr sorglos am Thron und singt ordentlich. (Bei dem Oberpriester, wie lange noch?)

Eine schöne Stimme verlieh Olga Beszmertna der Priesterin und Dimitrios Flemotomos war ein Bote mit Belcantostimme.

 Der Chor sang einfach hervorragend, auch der Herrenchor in den speziellen Einsätzen der Priester im Triumphakt sehr schön. Thomas Lang kann stolz sein.

Die Balletteinlagen im Triumphakt waren sicher sehr gut getanzt, sind aber von der Choreographie so schwachsinnig, dass es nie was Tolles wird. Sehr genau die drei Damen Veronika Henschova, Zuzana Kvassayova und Natalie Salazar.

 Dan Ettinger liebt es laut und etwas derb, was viel an der Poesie der Musik nimmt und auch so manchern Sänger dabei in seiner Gestaltung der Rolle zu kurz kommen lässt, zum Forcieren gleichsam zwingt . Natürlich spielt das Orchester wunderbar, aber was Herr Ettinger im Vorspiel zum Nilakt für Tempi nahm,  versteht wohl niemand.

 Diese Hollywood-Regie ist vielleicht nicht jedermanns Sache, dem jungen Publikum im Parkett gefiel es sehr gut und die Serie war wieder hervorragend geprobt. Auch die Maskenbildner waren in bester Aktion. Also alles lief wunderbar.

Elena Habermann

 

 

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