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WIEN/ Staatsoper: ADRIANA LECOUVREUR. Derniere

13.03.2014 | KRITIKEN, Oper

WIEN/  Staatsoper: ADRIANA LECOUVREUR – Derniere am 12.3.2014

 Nun ist die Erstaufführungsserie in der Wiener Staatsoper absolviert – ein guter Grund Rückschau zu halten:

Für Opernfreunde war es sicher interessant, dieses nicht sehr bekannte Werk dieses nicht sehr populären Komponisten live zu erleben. Bei der letzten Vorstellung merkte man allerdings an den vielen freien Plätzen, dass der Markt für dieses Stück gesättigt sein dürfte. Da es sich um eine Koproduktion mit London handelt, haben sich die Kosten der Produktion (hoffentlich) in Grenzen gehalten; es sollte sich somit trotzdem einigermaßen gerechnet haben.

 Der Hauptgrund, warum wir unser Kommen nicht bereut haben, war das Staatsopernorchester unter der  Leitung von Evelino Pido. Die wunderbaren Vor – und Zwischenspiele von Francesco Cilea wurden feinfühlig bis temperamentvoll gestaltet und entschädigten für manchen szenischen Leerlauf; die rücksichtsvolle Sängerbegleitung war besonders bei den „berüchtigten“ Piani der „Diva“ wichtig und wurde perfekt gestaltet. Die Inszenierung (David McVicar), das Bühnenbild (Charles Edwards) und die Kostüme (Brigitte Reiffenstuel) bilden die Zeit der Handlung ab und erzählen unkommentiert die verworrene Geschichte, die in „Qualität und Logik“  dem Libretto von Rigoletto und Il Trovatore in Nichts nachsteht.

 Der zweite Lichtblick des Abends war die russische Mezzosopranistin Elena Zhidkova als Principessa di Bouillon. Im Gegensatz zu den derzeit sehr verbreiteten „Sopranistinnen ohne Höhe“ ist sie ein echter Mezzo mit wunderschönem, dunklen Timbre, mit gepflegten Höhen und mit einer großen Stimme, die auch im Piano bis in den letzten Winkel trägt. Mit Freude haben wir gehört, dass sie das Wagner-Fach forciert und gerne singt – es ist also zu hoffen, dass wir sie in absehbarer Zeit auch in Wien als Kundry, Venus, Brangäne…erleben können.

 Roberto Frontali erwies sich als Michonnet wieder einmal als verlässlicher Bariton mit klarem, technisch perfektem, wohlklingendem Ausdruck. Die anderen Mitglieder der Comedie-Francaise (Jongmin Park, Jinxu Xiahou, Bryony Dwyer und Juliette Mars) waren fehlerlos, wirkten aber aufgrund der uninspirierten Personenführung ziemlich unauffällig.

 Angela Gheorghiu – deretwegen man die Adriana Lecouvreur angeblich ins Programm genommen hat – sang die Titelrolle genau so, wie man es von ihr erwartet hatte. Ihre immer noch schöne Stimme erblüht in den lyrischen Passagen, die Höhen bereiten offensichtlich Mühe und kommen oft nicht sauber, die Piani gehen unter (trotz Rücksichtnahme von Evelino Pido)  und ihre Darstellung der Diva ist schwer erträglich – wenn man kein erklärter Gheorghiu-Fan ist.

 Massimo Giordano kommt auch mit der Rolle des Maurizio nicht gut zurecht. Er erfüllt mit seiner von Natur aus schönen Stimme in vielen Sequenzen die technischen Anforderungen nicht; die Töne werden angeschliffen, werden nicht gehalten und klingen oft gepresst – kein Hörvergnügen!

 Alexandru Moisiuc sang einen dominanten, guten Principe di Bouillon, Raul Gimenez lieferte einen fehlerlosen, unscheinbaren Abate.

 Es war ein Abend mit wunderschöner Orchestermusik und einer herausragenden Mezzosopranistin; die Neugierde ist befriedigt und wenn Adriana Lecouvreur nicht ins Standardrepertoir aufgenommen werden sollte, werden wir damit leben können.

 Maria und Johann Jahnas

 

 

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