Lichtinstallation von den Künstlern OchoReSotto: auf die Fassade und die Seitenfront des Gebäudes projiziert – unter dem Titel „Arkestra of Light“ mit Bildbeiträgen aus Musik, Gesang und Tanz, gehüllt in vielfältige Farben. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
28.02.2019: „63. WIENER OPERNBALL“. – eine wunderschöne edle Ballnacht zum Geburtstagsjubiläum der Wiener Staatsoper
Es ist für viele der Balle der Bälle und findet im schönsten Ballsaal der Welt statt: der Wiener Opernball, der heuer zum 63. Mal nach dem Zweiten Weltkrieg stattfindet. Ein wesentliches Ereignis überstrahlt dabei heuer alles: die Wiener Staatsoper feiert heuer ihren 150. Geburtstag – und aus diesem Anlass sind in der nächsten Zeit mehrere Feierlichkeiten und besondere Events geplant. Zur Einstimmung auf diese Festivitäten wurde für alle, die am Ballabend die Oper von außen betrachtet haben, eine Lichtinstallation von den Künstlern „OchoReSotto“ auf die Fassade und die Seitenfront des Gebäudes projiziert – unter dem Titel „Arkestra of Light“ mit Bildbeiträgen aus Musik, Gesang und Tanz, gehüllt in vielfältige Farben.
Wie jedes Jahr ist es fast unglaublich, wie mit Montag, diesmal nach einer „Schwanensee“-Vorstellung das Haus in einer logistischen Meisterleistung in einen riesigen Ballsaal verwandelt wird. Unzählige fleißige Hände und viele, viele Arbeitsstunden eines eingespielten Teams stecken in dieser Metamorphose. Der Mastermind hinter diesem Umbau (und Rückbau nach den beiden Aufführungen der „Zauberflöte für Kinder“ am Tag nach dem Ball) ist Walter Renner, Technikchef der Bundestheater. Am Ende der Generalprobe am Vorabend des Ballabends wurde ihm von der Opernballorganisatorin Maria Großbauer gemeinsam mit Staatsoperndirektor Dominique Meyer als Dank für 36 Jahre Leitung der Umbauarbeiten ein goldener Bauhelm überreicht. Der diesjährige Opernball war der letzte von Walter Renner in seiner dienstlichen Funktion – er wurde daher für 2020 von Herrn Meyer als Gast auf den Opernball eingeladen – um dieses Ereignis auch einmal ohne den Arbeitsstress genießen zu können.
Das Wiener Staatsballett – im Vordergrund: Nikisha Fogo/Jakob Feyferlik, Olga Esina/Denys Cherevychko und Maria Yakovleva/Davide Dato. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Auch die Eröffnung war diesmal mit besonders hochkarätigen Künstlern besetzt. Nach den Fixpunkten der Fanfare von Karl Rosner, dargebracht von den Bläsern des Bühnenorchesters der Wiener Staatsoper unter Witolf Werner, der österreichischen Bundeshymne und der Europahymne von Ludwig van Beethoven – beides gespielt vom Wiener Opernball Orchester unter Andreas Spörri ging es weiter mit dem eigentlichen Eröffnungsprogramm und damit mit dem Einzug der 144 Paare des Jungdamen- und Jungherrenkomitees (heuer waren dabei 13 Nationen vertreten) zur Fächerpolonaise von Carl Michael Ziehrer, op. 525, angeleitet vom Komitee-Tanzmeister Dominik Truschner und wiederum begleitet vom Wiener Opernball Orchester unter Andreas Spörri. In einer eleganten Choreografie von Florence Clerc – die 1985 hier mit dem jetzigen Ballettchef Manuel Legris in „Raymonda“ aufgetreten war, aber hier ihre Premiere am Opernball hatte – tanzte das Wiener Staatsballett sowie Elevinnen und Eleven der Ballettakademie der Wiener Staatsoper den Walzer Morgenblätter von Johann Strauß Sohn, op. 279. Beginnend mit 8 Paaren der Nachwuchstalente über 8 Paare Corps de ballet folgten sodann 4 Solistenpaare (Dumitru Taran mit Sveva Gargiulo statt der verletzten Ioanna Avraam, Mihail Sosnovschi mit Alice Firenze, Richard Szabó mit der im Dezember zur Ersten Solotänzerin avancierten Natascha Mair, James Stephens mit Nina Tonoli). Als tänzerischer Höhepunkt im Walzer brillierten die 3 Paare, nur aus Ersten Solisten bestehend: Olga Esina mit Jakob Feyferlik (der knapp zwei Wochen zuvor sein Avancement nach seiner Schwanensee-Vorstellung erhielt), Nikisha Fogo (nach der „Sylvia“-Premiere im vergangenen November zur Ersten Solotänzerin ernannt) mit Denys Cherevychko sowie Maria Yakovleva mit Davide Dato.
Anna Netrebko, Yusif Eyvazov. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn.
Als Überleitung zum gesanglichen Teil des Programms spielte das Wiener Staatsopernorchester unter Marco Armiliato das Finale der Ouvertüre zu „Guillaume Tell“ von Gioachino Rossini. Mit der berühmten Arie Nessun dorma aus „Turandot“ von Giacomo Puccini gab Yusif Eyvazov seinen erfolgreichen Einstand beim Opernball. Der in Algier geborene aserbaidschanische Tenor und Ehemann von KS Anna Netrebko begeisterte mit dem hohen „h“. Frau Netrebko setzte mit ihrem Solo Il Bacio von Luigi Arditi fort – dem als „Kusswalzer“ wohl bekanntestem Musikstück des italienischen Komponisten. In der Mehrdimensionalität – gespielt, gesungen und als Walzer auch zu tanzen – liegt der Reiz dieser Komposition. Die Ballgäste waren nicht nur von der Starsängerin hingerissen, sondern auch von ihrem Gesang überwältigt: mit Bravour singend und stimmlich top – gab es sogar in der Mittelloge Standing Ovations der versammelten Politiker, angeführt vom österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Besonders innig und liebevoll gelang dann den beiden das Duett O soave fanciulla aus „La Boheme“ von Giacomo Puccini, das ebenfalls Beifallstürme entfachte.
Marco Armiliato, Anna Netrebko, Yusif Eyvazov. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Fortgesetzt wurde dann mit der Einlage des Eröffnungskomitees. Der Kaiser Franz Josef I. Rettungs-Jubel-Marsch, ebenfalls von Johann Strauß Sohn, op. 126 brachte nicht nur erstmals eine Hebefigur (zum im Marsch enthaltenen Musikzitat der Kaiserhymne) in eine Choreografie der Eröffnungspaare, auch die Wechsel der Schwarz-Weiß-Facetten wurden durch schachbrettartige Varianten sehr effektvoll bereichert, womit den Geschwistern Maria und Christoph Santner der oberösterreichischen Tanzschule Santner ein gelungenes Debut für ihren Einstand am Opernball gelang. Bevor die im Stehparterre versammelten Künstlerinnen und Künstler des Hauses mit dem Ruf „Alles Walzer“ die Eröffnungszeremonie abschließen und zum allgemeinen Tanz übergeleitet wurde, gab es noch traditionell den Walzer An der schönen blauen Donau (Johann Strauß Sohn, op. 314) getanzt vom Komitee, in der Konzeption von Tanzmeister Dominik Truschner und erneut unter der musikalischen Leitung von Andreas Spörri mit dem Wiener Opernball Orchester.
Diesmal nicht aktiv an der Balleteinlage beteiligt waren Nina Poláková und Liudmila Konovalova, die in den Schwanensee-Vorstellungen rund um den Opernball im Einsatz waren und daher als Künstlerinnen der Staatsoper die Eröffnung vom Stehparterre aus verfolgten. Auch Rebecca Horner war Zuschauerin, da sie erst im Herbst wieder auf die Bühne zurückkehrt – nach der Geburt ihrer zweiten Tochter genießt sie jetzt die Zeit daheim mit den Mädchen und der Familie, obwohl sie schon auch ein wenig bedauert, in der bevorstehenden Aufführungsserie der beiden Stücke von John Neumeier (Le Pavillon d´Armide und Sacre) nicht dabei zu sein.
Johann Strauss Sohn war nicht nur bei den beiden Eröffnungswalzern als Komponist vertreten, sondern auch um Mitternacht mit der Fledermaus-Quadrille, op. 363 (mit Maria Santner erstmals von einer Frau angesagt), dann um 2.00 Uhr mit der Orpheus-Quadrille, op. 256 und noch einmal um 4.00 Uhr mit der Maskenball-Quadrille op. 272.
Das österreichische Staatsoberhaupt und seine Gattin Doris Schmidauer ließen es sich nicht nehmen, diesmal gegen 1.00 Uhr früh auch im 4.Stock im Opernsalon auf der Carlos Kleiber Probebühne die dort anwesenden Künstler des Hauses und die Ehrengäste auf ihrem Fest auf dem Fest zu besuchen. Begrüßt von Operndirektor Meyer als Hausherr und Frau Großbauer als Gastgeberin des Ballfestes wurde dem first couple ein Song von den „Schick-Sisters“ dargebracht. Um 1.30 wurde dann eine ganz besondere alte Dame gebührend gefeiert: anlässlich 150 Jahre Wiener Staatsoper gab es sowohl ein musikalisches Geburtstagsständchen als auch eine riesige rechteckige Geburtstagstorte der Konditorei Gerstner, die von Direktor Meyer angeschnitten und von den Gästen verkostet wurde.
Wie bereits in den vergangenen Jahren stand das Ballereignis wieder unter dem Gesamtkonzept „Alles Oper“, was sich auch im Blumenschmuck der Kunstgärtnerei Doll zeigte, der in den Farben von gelb-gold-orange-rot sowohl im großen Ballsaal als auch im gesamten Foyer und im Bereich des Stiegenaufgangs drapiert war und sich in seiner flammenden Leuchtkraft an die Opern „Das Rheingold“ bzw. „Die Walküre“ von Richard Wagner erinnern soll. Auch die von Donatella Versace designte Tiara aus Swarovski-Kristallen für die jungen Damen des Eröffnungskomitees folgte dem kreativen Motto des Balles. Als Zitat aus der Oper Rheingold wird ein mittig gesetzter goldfarbener großer Stein von blauen Steinen umgeben, die in der geschwungenen Form des Kopfschmuckes die tosenden Wellen symbolisieren sollen.
Unter den diesjährigen Novitäten am Ball seien die mit caritativem Aspekt hervorgehoben: in Anlehnung an Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ wurde ein Lebkuchenhaus aufgebaut. Gegen eine Spende konnte man dort mit Kosenamen aus Opern beschriftete Herzen oder Täfelchen aus Lebkuchen erwerben. Diese Einnahmen gehen an die Caritas-Gruft und Superar – ebenso wie die Spenden für den dritten Teil des Postkartensets mit alphabetischen Opernmotiven von R bis Z mit Zeichnungen von KS Benedikt Kobel. Diese Kartensets sind auch jetzt noch nach dem Ball beim Publikumsdienst in der Oper, im Arcadia-Shop sowie bei der Information in der Kassenhalle der Bundestheater erhältlich.
Ira Werbowsky