Konzert des Österreich-Slowakei Vereins, Wien, 4. 4. 2013
Das Programm des slowakischen Konzerts präsentierte eine Auswahl über das Schaffen von Tadeáš Salva, (1937, Lúčky bei Ružomberok – 1995, Bratislava). Salva war ein Mitglied der Generation im slowakisches Musikleben am Ende der Fünfziger, aber auch der Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts.
Zulfizar Zázrivá, Margita Gromová-Salvová, Stanislav Bartko.
Er begann sein Studium in die Kompositionsklasse von Alexander Moyzes an der Musikhochschule in Bratislava, von dort ging er nach Polen, wo er 1965 sein Kompositionsstudium an der Musikhochschule in Katowice bei Boleslaw Szabelski fortsetzte und sich auch von Witold Lutoslawski beraten liess. Er wirkte als Fernsehdramaturg in Košice und beim Rundfunk in Bratislava, später als Dramaturg eines Volkskunstensembles in Bratislava und zuletzt als Dozent an der Universität in Nitra.
Salvas Kompositionsstil orientierte sich sowohl an der slowakischen Volksmusiktradition als auch an der expressiven Klangsprache der polnischen Schule der Sechzigerjahre.
In zahlreichen vokalen und vokal-instrumentalen Werken nutzte Salva archetypische Modelle des slowakischen Volksliedes (zum Beispiel enger melodischen Ambitus, Modalität, rhytmische Verdichtung, Spontaneität und emotionale Breite des Audrucks), die er vom Hintergrund des Zwölftonraumes und der Aleatorik in die Form kontrastreicher Linien, polylinearen Schichten und Klangblöcke transformierte. Die Vernetzung von Tradionellem mit aktuellen Kompositionstechniken wandte Salva auch in Medien-Kompositionen (zum Beispiel Fernsehoper „Margita und Besná“, Rundfunkoper „Weinen“ ) und auch im geistlichen Schaffen an – als Requiem aeternam, Glagolitische Messe, Slowakischer Pater-Noster.
Die erste Komposition des heutigen Konzerts – Neun Impressionen für Klavier (1960) schrieb Salva am Anfang seines schöpferische Weges, in der Zeit, als er um Musik und Stil der Komponisten der Zweiter Wiener Schule (Arnold Schönberg und Anton Webern) interessierte. Die Stücke dieses Zyklus sind kurz, voll der konzentrierten Expression.
Das starke Symbol von Salvas tiefer Ehre zur slowakische Volkstradition ist die Ballade, eine Gattung, die in romantischen Dichtung und Volkslied repräsentiert war. Der slowakische Komponist ergriff die Elemente der balladischen Lyrik, Epik und Dramatik als Quellen für spezifische musikalische Transformation. Balladen von Tadeáš Salva sind geschrieben für verschiedene Besetzung – vokale, vokal-instrumentale und instrumentale. Wir hörten zwei Solo-Balladen für Flöte (1975) und für Violoncello (1977).
Das letzte Werk in Salvas schöpferischer Katalog ist der Zyklus Präludien für zwei Violoncelli 1994. Der Komponist plante ursprünglich zwölf Präludien, jedes in einer anderen Tonart. Der Tod hinderte ihn an der Realisierung dieses Plans. Aus diesem sind vier Präludien erklungen. Die Musik präsentiert einen interessanten folkloreartigen polyrhythmischen und polymelodischen Dialog der zwei Streichinstrumenten, voll von delikaten Kontrasten und Spannungen.
Am Schluss des Konzert hörten wir eine Slowakische Pastorale für Flöte, Bariton und Klavier (1986), ein Werk in der freien Suitenform, eine vom Komponisten geliebte Welt der authentischen slowakischen Hirtenlieder, die in Singstimme klingen und mit der Schicht des kontrapunktischen Dialoges der konzertante Flöte und Klavier konfrontieren.
Noch einige Worte von slowakischen Interpreten zur Musik von Tadeáš Salva. Frau Margita Gromová-Salvová, Schwester des Komponisten, ist an der Katholischen Universität als Dozentin in der Klasse Flötenspiel tätig, die Dozentin Jana Škvarková und Magistra Zulfizar Zázrivá unterrichten Klavierspiel an der Akademie der Künste in Banská Bystrica. Beide Violoncellisten sind Meister ihres Instruments – Eugen Prochác wirkte mehrere Jahre als Pädagoge auch im Ausland, konkret an der Musikhochschule Lissabon in Portugal, aktuell ist er Direktor der Internationalen Sommerklassen in Banská Štiavnica. Ján Slávik als Solospieler ist langjähriges Mitglied des ausgezeichneten slowakischen Kammerensembles – Moyzes Quartett. Bass-baritonist Stanislav Bartko ist Mitglied des Opernensembles in Banská Bystrica
Auch an diesem Abend trafen hier wieder slowakische Kunstkenner zusammen, um den Komponisten dementsprechend zu würdigen. Als Ehrengäste durften wir weiters den Komponisten Dr.Werner Pelinka, Dr.Virna Chalupková (Dramaturgin) und Ludmila Cervená auf das Herzlichste begrüßen, die vom Publikum ebenso willkommen geheißen wurden.
Begeisterter Applaus für die Künstler als auch für die geladenen Ehrengäste.
Manuela Miebach