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WIEN/Siebenbrunnenplatz: MARGARETE und DIE REISE ZUR INSEL DER SELIGEN von Alessandro Vicard. Uraufführung

06.06.2019 | Allgemein, Oper


Foto: Harald Lacina.

WienAlessandro Vicard MARGARETE und DIE REISE ZUR INSEL DER SELIGEN 5.6.2019 (Uraufführung) – am Siebenbrunnenplatz – Open Air

Auf dem Siebenbrunnenplatz im 5. Wiener Gemeindebezirk wurde diese elektronische Märchenoper des in Sizilien geborenen und in Wien lebenden Kontrabassisten und Komponisten Alessandro Vicard im Rahmen des Festivals „Wir sind Wien“ uraufgeführt. Vicard schuf neben Arbeiten für den Bereich der bildenden Kunst, in erster Linie Kompositionen für Film- und Video, die stilistisch von Ethno bis Jazz reichen. Namensgeberin des fünften Wiener Gemeindebezirkes ist die Heilige Margareta von Antiochia († um 305 in Pisidien / Syrien), die in der orthodoxen Kirche als „Marina“ verehrt wird. Die Idee zu dieser Oper stammte von Wolf Jurjans und Klaus Tschabitzer. Das Libretto verfassten Marliese Mendel, Haldis Scheicher und Klaus Tschabitzer.

„Margarete und die Reise zur Insel der Seligen“ ist die erste eigens für den Bezirk Margareten komponierte Oper. Der Form nach handelt es sich um ein Singspiel in vier Akten, das die Legende der Namenspatronin aufnimmt und den Bogen vom antiken Syrien bis ins heutige Margareten spannt. Das Thema der Oper ist im Hinblick auf die Immigrationsproblematik sehr gut gewählt. Die Titelheldin flieht aus ihrer Heimat und muss auf dem Weg nach Europa viele Gefahren bestehen. Verwirklicht wurde diese Aufführung von der Republik Reinprechtsdorf, einer BürgerInnen- und Kunst-Initiative in Margareten, die sich seit 2012 in kulturelle und soziale Belange ihrer Umgebung einmischt.


Radmilo Petrovic, Julitta Dominika Walder. Foto: Harald Lacina.

Regie führte der Leiter des Wiener Vorstadttheaters, integratives theater österreichs, Manfred Michalke. In der Titelrolle war die aus Polen stammende Sopranistin Julitta Dominika Walder zu hören. Der in Serbien geborene Tenor Radmilo Petrovic verkörperte gleich vier männliche Gesangsrollen. Da die Oper open air aufgeführt wurde, verwendeten beide Sänger natürlich MicroPods. Die Musik ertönte von einem Laptop über große Boxen auf den gut besuchten Platz. Geschätzte 300 Personen wohnten dem Spektakel auf dem Siebenbrunnenplatz und aus den geöffneten Fenstern ihrer Wohnungen bei. Die rhythmische, teils auch meditative Musik gefiel auch den Kindern, die spontan zu tanzen begangen. Für mich war es besonders interessant, die Reaktionen auch der zahlreichen muslimischen Zuschauer zu beobachten, die vielleicht noch nie eine Opernaufführung in einem der dafür vorgesehenen Häuser in Wien erlebt haben. Sie blieben bis zum Schluss und applaudierten allen Mitwirkenden. Rudi Lehner führte als Erzähler durch die Handlung. Als Chor fungierte der Clochard-Klangkörper „Stimmgewitter Augustin“. Klaus Schwarz und Marion Steinbach sorgten mit ihrem Puppenspiel für eine abwechslungsreiche Performance. Christine Mayerhofer schuf die Puppen und auch die Kostüme der Sänger.


Julitta Dominika Walder. Foto: Harald Lacina.

Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery hielt vor Beginn der Aufführung noch eine kurze Ansprache. Dem Rezensenten gefielen dieses engagierte Projekt und seine professionelle Umsetzung. Oper für ein breites Publikum, das während der Aufführung auch Eis aß oder Bier trank. Aber niemand der Anwesenden störte die Aufführung und das war für mich wirklich ein Erlebnis, wie man die Gattung Oper auch einem größtenteils nicht opernaffinem Publikum spannend präsentieren kann. Vielleicht wird einer der Zuschauer Gefallen an dieser Aufführung gefunden haben und später auch einmal den Schritt in eines der großen Häuser wagen.

Harald Lacina

 

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