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WIEN / Scalarama: DER KONTRABASS

09.01.2024 | KRITIKEN, Theater
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    Foto: Bettina Frenzel

WIEN / Scalarama: 
DER KONTRABASS von Patrick Süskind
Premiere: 9. Jänner 2024

Bruno Max hat vor einiger Zeit unter seinem Scala-Theater in der Wiedner Hauptstraße einen Kellerraum ausgebaut, der eigentlich sehr groß und nobel ist. Er bietet sich als zweiter Spielraum an, wobei die einzige Schwachstelle bei der Akustik liegt –  wenn sich der Schauspieler in der Breite der Spielfläche von einem Teil der Zuschauer wegbewegt, leidet auch die Verständlichkeit. Daran muss man arbeiten.

Im übrigen hat Bruno Max nun einen Raum, wo er den bewährten Mitgliedern seines Hauses auch Wünsche erfüllen kann, und Bernie Feit ist eine Stütze des Ensembles erster Ordnung, Wenn er den „Kontrabass“ spielen will, das Ein-Personen-Stück von Patrick Süskind, das seit seiner Uraufführung 1981 immer wieder als Virtuosenstück für außerordentliche Schauspieler hervorgeholt wird, dann erfüllt man ihm einfach diesen Wunsch.

Der „Kontrabass“ steht auf der Bühne, das massige Instrument, das seinen Spieler nun offenbar schon seit Jahrzehnten „knechtet“, was er in einem facettenreichen Monolog (oder ist es ein  Dialog mit dem schweigenden Dickbäucher?) kundtut. Man kann diese Figur durchaus verschieden angehen – man erinnert sich an die spitze, spritzige Pointierung, mit der Nikolaus Parlya (der 1981 in München auch die Uraufführung spielte und dann 1988 auch in der Josefstadt zu sehen war) diesen Text anging. Toni Böhm hingegen hat einfach wunderbar, herzzerreißend – gelitten. Und Michael Schottenberg? Der war brüllend komisch.

Und was tut Bernie Feit? Der versucht es ganz anders. Der  ist ein ältlicher Mann, der grantelt, der grumpelt, der hadert mit allem, was ihm in den Kopf kommt – mit Komponisten und ihren Werken, mit Kollegen und Dirigenten, mit der Hoffnungslosigkeit seiner Verliebtheit in eine junge Mezzosopranistin. Und natürlich mit seinem unhandlichen Instrument, von dem niemand genug weiß und das in der Orchesterhierarchie ganz hinten rangiert, dort, wo die Kontrabassisten auch sitzen. Ganz sein Schicksal!

Kein Licht leuchtet da im Zwielicht des ausgebreiteten Unglücks, und vielleicht hätte Schauspielerkollege Leopold Selinger als Regisseur hilfreicher sein müssen und – im Interesse des Schauspielers und des Publikums – das Räsonieren über ein verpatztes, verlorenes Leben mit etwas mehr Humor verquicken sollen.

Das Premierenpublikum erwies sich jedoch als gänzlich überzeugt und jubelte Bernie Feit zu.

Renate Wagner

 

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