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WIEN /Scala: VOLPONE

Der Veitstanz um das liebe Geld

03.11.2024 | KRITIKEN, Theater

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Fotos: Bettina Frenzel

WIEN /Scala: 
VOLPONE nach Ben Jonson und Stefan Zweig
Fassung von Sam Madwar‘
Premiere: 2. November 2024 

Der Veitstanz um das liebe Geld

Ben Jonson hat zwar nicht so viele Stücke hinterlassen wie sein Landsmann und Zeitgenosse Shakespeare, aber doch genügend. Allerdings kennt man davon  nur noch „Die schweigsame Frau“, weil sie durch Richard Strauss auf der Opernbühne gelandet ist, und die zurecht so genannte „lieblose Komödie“ mit dem Titel „Volpone“. wobei der Name „der Fuchs“ bedeutet und auch die anderen Figuren des Stücks die Namen von nicht sonderlich erfreulichen Tieren tragen…

Stefan Zweig hat das Werk 1926 bearbeitet, etwa die Figur der Kurtisane Canina eingefügt (weil die Damen unterrepräsentiert waren) und dem Werk eine Schlagseite in Richtung der Figuren der Commedia dell‘ arte verliehen. Sam Madwar, der das Stück nun in der Scala inszeniert und so geschickt wie stimmig ausgestattet hat, schuf auch eine eigene Fassung, die sich allerdings an die Originale hält und nur selten und diskret einen heutigen „Schlenker“ einlegt. Und er wagt es auch (Kostüme: Sigrid Dreger) tatsächlich „historisierend“ zu bleiben und das Stück, was gänzlich unüblich geworden ist, gewissermaßen vom Blatt zu spielen. (Männer sind Männer und Frauen sind Frauen, welche Erleichterung…)

„Volpone“ ist so berühmt geblieben, weil die Geschichte von der menschlichen Gier handelt, und daran hat sich nichts geändert, kann sich nichts ändern, sie liegt in den Genen des Homo sapiens, besonders, wenn es ums Erben geht. Und Volpone ist nicht nur der tückische Zyniker, der sich den „Universalerben“ in seinem Testament mit Geld und Geschenken abkaufen lässt, er macht sich auch noch einen Spaß daraus, die gierige Meute – in Gestalt von drei alten Männern – regelrecht vorzuführen.

Es ist eine vor Boshaftigkeit vibrierende Komödie, und so läuft, ja hetzt sie gelegentlich über die Bühne der Scala – schnell, laut, in einem durchgehaltenen Stil der Brillanz, der nur gelegentlich zu viel wird – auf jeden Fall kürzer, manchmal etwas leiser und weniger auf einen Ton gestimmt, könnte die Wirkung erhöhen. Dennoch, schon rein logistisch ist die Aufführung ein Vergnügen, zumal sich alle Darsteller auf der Höhe ihrer Aufgaben befinden.

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Johannes Terne gibt dem Volpone eine Art intellektuelles Flair, er setzt den Veitstanz um das Geld mit Vergnügen in Szene, genießt die Szenen, wo er (ganz „Gianni Schicchi“) der Mitwelt den Sterbenden vorspielt, und darf ganz am Ende nicht als Geschlagener, sondern als Sieger das Spielfeld verlassen. Dass er im zweiten Teil auch noch die Rolle eines wahrhaft dodeligen Richters übernimmt, ist sein persönliches Tüpfelchen auf dem „i“. Und Sebastian von Malfer gelingt als sein Diener Misca noch etwas Besonderes, dass er nämlich nicht nur geschmeidiger Intrigant, sondern auch eine arme Haut ist, dem man sein persönliches Happyend durchaus gönnt, weil man ihn doch eigentlich ganz sympathisch findet.

Von den drei „Gierigen“ schießt Christoph Prückner neben den köstlichen Chargen von Randolf Destaller (Voltone) und Peter Fuichs (Corbaccio) den Vogel ab, denn sein Coorvino wird ergötzlich von rasender Eifersucht gebeutelt – und dennoch „verkauft“ er seine Frau (aus der Viktoria Hübsch eine hinreißende verwirrte, dümmliche Frömmlerin macht) an Volpone… was soll’s, es geht schließlich um das Erbe.

Dafür, dass Benjamin Spindelberg als Leone um das seine gebracht werden soll, brüllt er sich mit nie erlahmender, aber für den Zuschauer etwas ermüdender Energie durch seine Rolle. Verlockende Weiblichkeit in einem sehr schönen Kostüm steuert Ildiko Babos bei, Ulrike Hübl, Florian Lebek umd Robert Max Elsinger steuern in kleinen Rollen manches kleine humoristische Glanzlicht bei.

Es war ein lauter, stürmischer Abend, aber Gier ist ja auch ein lautes, stürmisches Gefühl. Dem Publikum hat es sehr gefallen.

Renate Wagner

 

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