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WIEN/ Salvatorkirche/FASCHING MIT ALFRED SRAMEK, ARNO RAUNIG UND DER HÄNDEL-GESELLSCHAFT

26.2.2014, Salvatorsaal der Kirche Mariahilf-  Europäische Händel-Gesellschaft:

FASCHING mit ALFRED ŠRAMEK und ARNO RAUNIG

 Der Ansager, Theo Hawlitschka (nur zu Beginn im Einsatz),springt mit einem aufgesetzten Hühnerkopf auf die Bühne und outet sich damit als der „Hendl“-Gesellschaft zugehörig.  Die beiden Sänger brauchen keine Maske, sie sind auch so wandlungsfähig genug. Ohne Ansage beginnen sie: „Là ci darem la mano“ und das Publikum ist schon in Jubelstimung, erstens über die prachtvolle Stimme des Herrn Kammersängers, der am 5. April, seinem Geburtstag, genau 40 Jahre Mitglied der Wiener Staatsoper sein wird, umso mehr, als er, obwohl kaum als Idealtyp für die Rolle des Don Juan einzustufen, reinsten Mozart-Belcanto bietet.  Zweitens über das „Zerlinchen“ des Countertenors, der dieses keineswegs verblödelt, sondern als Sopranist mit edler Stimme dem Verführer Paroli und schöne Töne bietet. Ein gesteigertes Vergnügen bereitet Arno Raunig dem Publikum als Rossinis Rosina mit „Una voce poco fa“, bei dem er sichgenauwie so manche Mezzo-Kolleginauf effektvolle Brusttöne, dazu geschmeidige Koloraturen und klare Höhen stützen kann und kokette Pointen wie etwa das zweimalige „ma…“ setzt. Ans Lachen hat man sich inzwischen gewöhnt. Später übt er sich noch als Cavaradossi „E lucevan le stelle“ (ernst!, mit viel Krafteinsatz in der Höhe) und der Besingung von Taminos bezaubernd schönem Pamina-Bildnis. Ungewohnt, aber interessant.

Nicht grundlos hat Alfred Šramek weitere Mozart-Delikatessen parat: das Lied von der geküssten Chloe, die dabei zuschreien drohte, es aber erst lange hinterher tat, und jenes von den naschenden Mädchen und den Zuckerplätzchen. Man hat den Eindruck, seine Stimme wird immer noch schöner und voller – man könnte ihm endlos zuhören in einer Zeit, in der wirklich „bezaubernd schöne“ Mozart-Stimmen rar sind.Es mischt sich dann auch mal ein Wienerlied  („Es war einmal ein kleines Bübchen“) in die bunte Reihe von Anekdötchen, deren viele den Verdacht aufkommen lassen, dass Šrameksie erfunden hat. Wie er das alles präsentiert, mit klangvoller, lässig eingesetzter Sprechstimme, der sprachlichen Wandlungsfähigkeit vom Hochdeutschen, zu den „Vier heiligen drei Königen“, von denen einer aus Böhmen kam, mit umwerfendem tschechischem Akzent und Vokabular, und Histörchen, die sich – bei ernst bleibendem Gesichtsausdruck -meistens in Dialogform abspielten, in unverfälschtem, meist wenig edlem Wienerisch – jeder Satz bringt Lachsalven (von Karajans Einladung für den „Rosenkavalier“  bis zum geistig nicht höchststehenden Bettnachbarn im Spital, von Adam Fischer, der sein Deutsch bei Wagner lernte, bis zum jungen Alfred Šramek als Fleischerlehrling im 6. Bezirk, dem nach dem allmorgendlichen Dienst die Hunde auf der Kärntnerstraße sternförming zuliefen…) 

Der Abend –  im hiesigen Dialekt „zum Zarwuzeln“, hochdeutsch „Totlachen“, auf die Realität übertragen: zum Gesundlachen – beinhaltete zum musikalischenDrüberstreuen noch das Duett „Trinke Liebchen, trinke schell“ mit Raunig als Liebchen und dem Bariton in der Tenorrolle, sowie als Abschluss Händels „Ombramaifu“, von den beiden zeilenweise abwechselnd intoniert.

Pianistisch begleitet wurden diese Köstlichkeiten von der nicht nur apart anzusehauenden, zarten  japanischen Wienerin Mami Teraoka, die in allen Branchen und Stilen zuhause ist und den Vokalisten alles so zuspielt, dass sie mit dem „Ball“ quasi nach Belieben jonglieren und ihn auch für spontane Eingebungen nützen können.

Die vom vielen Lachen aufgeputschten Besucher wurden hernach mit Krapfen, Schwedenbomben und Sekt beruhigt.

Sieglinde Pfabigan

 

 

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