Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Palais Lobkowitz:/Theatermuseum „Johann Strauss und (seine) Zeitgenossinnen“, Sonntagsmatinee im Eroica-Saal, Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien.

23.3.2025- „Johann Strauss und (seine) Zeitgenossinnen“, Sonntagsmatinee im Eroica-Saal, Theatermuseum im Palais Lobkowitz, Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien.

Gegen das Vergessen!

stra
Foto: Theatermuseum

Im gediegenen Ambiente des Palais Lobkowitz war im geschichtsträchtigen Eroica-Saal eine außergewöhnliches sowie hochkarätiges Konzert zu erleben. Irene Suchy, die österreichische Musikwissenschaftlerin, Publizistin, Ausstellungsmacherin, Redakteurin und Moderatorin vor allem für den Radiosender Ö1 moderierte fachkundigst und kompetent das spannende Programm und zeichnete auch für die Dramaturgie des Konzerts, das ausschließlich Komponistinnen rund um die berühmte Strauss-Familie gewidmet war, verantwortlich. Mit dem Ensemble F: Anaïs Tamisier, Marianna Oczkowska (Violinen), Ursula Erhart-Schwertmann (Violoncello), Goran Kostić (Kontrabass) und Jan Satler (Klavier) wurden Kompositionen von Zeitgenossinnen von Johann Strauss eindrucksvoll zu Gehör gebracht. Beginnend mit dem Fest-Marsch von Hedwig Malfatti von Monteregio, welche die Tochter jenes Prominenten-Arztes war, der mit Beethoven und Chopin befreundet war, betonte anschließend Irene Suchy, dass nach ihren Recherchen die meisten dieser Komponistinnen aus wohlhabenden, vor allem adeligen Familien kamen, die ihre Begabung gefördert haben. Im 19.Jahrhundert durften Frauen höhere Schulen besuchen, wenn auch nicht die höchsten, sie durften am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde Komposition studieren und die Lehrbefähigung erwerben, sie gründeten Klavierschulen, Verleger und Veranstalter rissen sich um sie. Es folgten zwei schwungvolle Werke „Am Isonzo“ und „Polka Mazurka“ von Anna Gräfin von Stubenberg. Mit zwei Wienerliedern „Wien“ und „Im Herzen von Wien“ war ein kompositorischer Eindruck von Mathilde Kralik, der Bruckner-Schülerin und Studienkollegin von Gustav Mahler, zu hören. Nach „Cotswolds“ von Barbara Rektenwald beeindruckte der „Frühlings-Träume, Walzer op.8“ der Komponistin Constanze Geiger, die von den Wiener Philharmonikern im Neujahrskonzert 2025 aufgegriffen wurde. Johann Strauss Vater widmete ihr, dem zauberhaften Wunderkind und der späteren Prinzen-Gattin, die „Flora-Quadrille“, Johann Strauss Sohn schrieb einen „Grillenbanner-Walzer“, der die Sorgen- die Grillen- der jungen Familie vertreiben sollte, denn der Sohn von Constanze Geiger kam ein paar Wochen vor der Hochzeit mit Leopold von Coburg zur Welt. Außerdem ist über sie bekannt, dass sie enorm vernetzt war. Die „Faschings-Funken“: zwei Polkas und ein Galopp: (Milanollo-Polka, Schneeglöckchen-Galopp, Emelinen-Polka) von Mathilde Ringelsberg zeigten einmal mehr die Brillanz der hervorragenden Instrumentalisten des Ensemble F, die Mitglieder des RSO-Wien sind. Nach dem Menuett von Dora Pejačević war eine Bearbeitung von Ursula Erhart-Schwertmann „Dancing Racoon and Flying Fish“ zu hören. Camilla Frydan, die Schwägerin von Egon Friedell, war mit ihrem Werk „Die Frauen von Wien sind so zauberhaft schön“ vertreten. Irene Suchy erzählte, dass sie sehr bewundere, dass diese Komponistinnen alle auch erfolgreiche Unternehmerinnen waren, was für diese Zeit nicht selbstverständlich war. Einem mitreißenden „Gipsy rag“ von Gypsy Countess Verona folgte „Dreamtime Ragtime“ der Komponistin Violeta Dinescu. Von Josefine Weinlich-Amann, der Gründerin der ersten europäischen Damenkapelle und international renommierten Dirigentin, wurden die Werke „Die Frivole“ und „Polka française“ beeindruckend aufgeführt. Henriette Fahrbach aus der gleichnamigen Musiker-Familie stammend trat kompositorisch mit „Neu Wien, Walzer“ eindrucksvoll in Erscheinung. Zum Abschluß erklärte Irene Suchy, dass sämtliche dieser Komponistinnen in den Verlagen aufgelistet sind, also schriftlich belegt sind und dass der große Erfolg von Johann Strauss ohne seine komponierenden Zeitgenossinnen gar nicht möglich gewesen wäre. Als hinreißende Zugabe ertönte „Sturmbilder“ von Charlotte Wiener.

Eine hochinteressante Matinee, den komponierenden Frauen rund um die berühmte Strauss-Familie gewidmet um auch ihnen ein ehrendes Andenken zu bewahren und sie nicht vergessen zu lassen!

Marisa Altmann-Althausen

 

Diese Seite drucken