Österreichische Nationalbibliothek / Prunksaal:
FISCHER VON ERLACH UND DER PRUNKSAAL DES KAISERS.
300 JAHRE BAROCKE PRACHT
Vom 12. Jänner 2023 bis zum 5. März 2023
Alter Prunk in neuem Glanz
Der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek ist genau das, was sein Name besagt: ein Prunkstück mit seiner zentralen Kuppel, den großartigen Regalen bis zur Decke, dem Figurenschmuck. Und nun, zu einem 300. Geburtstag, erstrahlt er nach einer Restaurierung um mehr als 4 Millionen Euro in neuem Glanz. Gleichzeitig wird ihm eine Jubiläums-Ausstellung gewidmet, wobei Fischer von Erlach, dessen großer Name im Titel prunkt, keine so große Rolle spielte. Er hat das Gebäude zwar konzipiert, ist aber in dem Jahr gestorben, als man mit dem Bau begann. Dessen Geschichte steht im Mittelpunkt und wird über die Jahrhunderte erzählt.
Von Renate Wagner
Die Bücher der Habsburger Sehr viele der Habsburgischen Kaiser und andere Familienmitglieder hatten eine große Affinität zu Büchern, trugen sie nicht nur aus persönlichem Interesse, sondern auch in Hinblick auf einen kulturellen Schatz der Familie zusammen. Nach provisorischen Aufbewahrungsräumen wie Klöstern oder Nebenräumen der Hofburg erwog schon Kaiser Maximilian II. im 16. Jahrhundert einen eigenen Bibliotheksbau, aber erst drei Generationen später nahm Kaiser Leopold I. diese Idee wieder ernsthaft auf. Sein Sohn, Kaiser Karl VI., war es schließlich, in dessen Regentschaft das Projekt Gestalt annahm und errichtet wurde – wofür sich der Herrscher entsprechend feiern ließ. In den eigenen Räumen…
Die Nationalbibliothek und Wien als „neues Rom“ Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723) übernahm in seiner Funktion als Oberinspektor für alle Hofbauten die Konzeption des neuen Bibliotheksbaus, der in engster Verbindung mit den kaiserlichen Pferdeställen stand – damals waren Tiere im Erdgeschoß, die Bücher im Obergeschoß vorgesehen. Diese Nähe existiert (wenn auch nicht mehr im selben Gebäude) bis heute, die Spanische Hofreitschule mit ihrem „schönsten Reitsaal der Welt“ und ihren berühmten Pferden ist in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bibliothek zu finden… Kaiser Karl VI., für den Fischer von Erlach nach der Pest die prunkvolle Karlskirche gebaut hatte, ließ auch das Bibliotheksgebäude „groß“ planen, wobei er auf sich selbst nicht vergaß. Nicht nur wird sein Bildnis im von Daniel Gran gestalteten Kuppelfresko des Prunksaals präsentiert, er selbst steht als römischer Imperator gekleidet als Statue im Zentrum des Saales (davon gibt es schon einen frühen Kupferstich). Dass in den Räumlichkeiten der Anticamera, die vor der Bibliothek lagen, die Antikensammlung mit ihren bedeutenden römischen Artefakten ausgestellt wurde, zeigte die Absicht, Wien zum „neuen Rom“ zu machen, wie der Ausstellungskurator Dr. Andreas Fingernagel erklärte.
Von Erlach in zwei Generationen Johann Bernhard Fischer von Erlach hat das Bibliotheksgebäude wie auch den Kuppelsaal entworfen, starb aber 1723, in dem Jahr, wo man mit dem Bau begann. Die Ausstellung wirbt zwar mit seinem wirkungsvollen Namen, aber er selbst steht nur in einem einzelnen Ausstellungsbereich, wo es um sein Großwerk „Historische Architektur“ geht, im Mittelpunkt. (Die große Fischer von Erlach-Ausstellung zum runden Todestag wird Anfang 2024 in einer Kooperation mit Salzburg im Wien Museum stattfinden.) Gleichberechtigt neben dem Vater findet sich ein Gemälde von Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693–1742), der damals 30jährig die Arbeiten an der Hofbibliothek zu Ende führte und der, wie man meint, vor allem der Fassadengestaltung seine Handschrift verlieh. Der hoch begabte und bestens ausgebildete Sohn stand stets im Schatten seines großen Vaters, hat aber auch für Wien Bedeutendes geleistet.
Haarscharf an vielen Katastrophen vorbei Die Bibliothek mit ihrem Prunksaal steht des weiteren im Zentrum der Ausstellung, die auf viel kostbares altes Material aus dem eigenen Haus zurückgreifen kann, zumal Bücher (!), Kupferstiche, Entwurfszeichnungen, Pläne, historisches Material aller Art, für die späteren Jahre auch Fotos. Was die zahlreichen dramatischen Bedrohungen betrifft, denen das Gebäude im Herzen Wiens ausgesetzt war, so ist man immer haarscharf an den Katastrophen vorbei geschrammt – die Kuppel brach nicht ein, wie anfangs zu befürchten schien (Nikolaus Pacassi „rettete“ mit Hilfe eines kompetenten Statikers).
Bei der Revolution von 1848 brannte es ringsum (da hatte man um die Bibliothek schon den Platz geschaffen, der heute Josefsplatz heißt und eine perfekte Harmonie bietet), aber die Bibliothek blieb ebenso verschont wie von den Bomben des Zweiten Weltkriegs (die immerhin das gegenüber gelegene, nicht weit entfernte Palais Palffy trafen). Und auch der Brand der nebenan gelegenen Redoutensäle griff nicht auf die Räume der Bibliothek über. Schaden nahm man einfach durch die Zeit – 1955 „putzte“ man den Prunksaal, ebenso wie nun zwischen 2020 und 2022 in zwei Phasen und mit Hilfe von annähernd 100 Fachleuten, mit dem Effekt, dass der alte Prunk in neuem Glanz erstrahlt.
Österreichische Nationalbibliothek / Prunksaal:
FISCHER VON ERLACH UND DER PRUNKSAAL DES KAISERS.
300 JAHRE BAROCKE PRACHT
Bis 5. März 2023
Täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr