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WIEN / Nationalbibliothek: VON GÄRTEN UND MENSCHEN

03.04.2023 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN /  Österreichische Nationalbibliothek / Prunksaal:
VON GÄRTEN UND MENSCHEN
GESTALTETE NATUR, KUNST UND LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Vom 30. März bis zum 5. November 2023

Wo Natur zur Kunst wird

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Wo immer es heutzutage Gartenschauen gibt, sind sie überfüllt – auch Hobbygärtner in ihren Kleingärten haben Ambitionen, wollen alles richtig machen, ihre Ecken Natur schön gestalten. Gartenkunst zählt tatsächlich zu den „Künsten“, und welche Großtaten hier gesetzt wurden, das zeigt die Österreichische Nationalbibliothek in ihrem Prunksaal unter dem Motto „Von Gärten und Menschen“.  Denn ohne Menschen gäbe es keine Gärten, sie werden von Menschen für Menschen gemacht. Sie sind ein Stück gestalteter Natur, ein Stück eigene Kunst. Und im übrigen Refugium für jedermann – von fürstlichen Prunkanlagen bis zum Schrebergartenglück.

Von Renate Wagner

Immer die Habsburger   Abgesehen von der Bibliothek des Prinzen Eugen gehen die historischen Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek auf die von den Habsburgern gesammelten Werke zurück. Viele von ihnen befassten sich mit Kunst, viele aber liebten auch die Natur und die Naturwissenschaften – und fast alle von ihnen sammelten Bücher. So kann man in der Gegenwart zu so gut wie jedem Thema auf eigene Bestände zurückgreifen (hier noch durch Leihgaben erweitert). 130 Exponate zu 70 Gärten europaweit umfassen Aquarelle, Zeichnungen (Originale von Salomon Kleiner!), Stiche, Pläne, Fotos (darunter auch Prominente in ihren Gärten), Bücher, Prospekte, Plakate, Ansichtskarten. Zudem gibt es viel Information mit Texten an den Vitrinen,

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Nach „Des Kaisers schönste Tiere“ vor einem Jahr kann man nun an demselben Orte gewissermaßen „des Kaisers schönste Gärten“ sehen – und nicht nur diese. Die Ausstellung greift sowohl über das Kaiserhaus (auch reiche Fürsten hatten den Geschmack und das Geld, sich Gärten anzulegen – die Liechtensteins schufen sich neben ihrem Stadtpalais im 1. Bezirk  ein so genanntes „Gartenpalais“ im 9. Bezirk) wie über den Standort Wien hinaus.

Gärten zur Repräsentation    Dennoch stehen die Habsburger mit ihren Gärten – Schönbrunn, Belvedere, Schloß Hof, Laxenburg – im Zentrum.

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Wie sehr man „Naturgestaltung“ auch zur Repräsentation nützte, zeigt ein kunstvolles Gebilde, das die Stadt Padua 1815 errichtete, um Kaiser Franz I. anlässlich seines Besuchs in der Lombardei zu huldigen – man hatte für den einen Tag einen riesigen kuppelförmigen Garten-Bau errichtet, der im Katalog der Ausstellung als „Pop-Up-Garten“ bezeichnet wird…

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Dass man die Lust an Gartenarchitektur gewissermaßen genetisch in sich trug, beweist das Beispiel von Erzherzogin Marie Christine, der Tochter Maria Theresias. Als sie mit ihrem Gatten als Statthalterin in die Niederlande geschickt wurde und in Brüssel residierte, gab sie sogleich den Bau eines Schlosses in Auftrag – jenes Schloß Schonenberg zu Laeken, in dem heute die belgische Königsfamilie residiert. Besonderes Augenmerk legte man auf den Garten und verpflichtet dazu den damals berühmtesten britischen Gartenarchitekten Lancelot Brown, womit man sich der „moderneren“ Linie der Gartengestaltung anschloß.

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Gartenkunst in Variationen    Wie verschieden man Gartenkunst auffassen konnte, beweist der Vergleich  von den italienischen Gärten der Renaissance über die kunstvollsten französischen Barockgärten  bis zu den  englischen Landschaftsgärten, die „natürlich“ wirken sollten, was mit höchster Kunst erreicht wurde…. Filmfreunde werden sich vielleicht noch an „Die Gärtnerin von Versailles“, 2014, mit Kate Winslet, erinnern, wo die Schwierigkeiten, kunstvolle französische Prunkgärten zu gestalten, sehr anschaulich gemacht wurde.

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Kein Wunder, dass es zu dem Thema auch viele alte Bücher gibt, die von wissenschaftlichem Zuschnitt sind. Die Ausstellung zeigt aber auch – schließlich ist man in der Nationalbibliothek – Beispiele für die reich bebilderten Gartenbücher der Gegenwart wie auch literarische Werke, in denen der Garten eine Rolle spielt. Nicht zuletzt findet man Gärten auch immer wieder auf Ansichtskarten.

 

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Gegenwart     Wo sich die Ausstellung der Gegenwart nähert, überwiegt die Fotografie: Johannes Hloch hat 2019/20 fünf verschiedene Motive über die vier Jahreszeiten hinweg fotografiert, wobei es allerdings im Winter keinen Schnee gab… Fürstliche Auftraggeber weichen den ganz einfachen Menschen, die sich gerne auch im Garten fotografieren lassen. Und schließlich bringt die Ausstellung natürlich das wichtige Klima-  und Klimaschutz-Thema ein. Grünflächen sind entscheidend für das ökologische Gleichgewicht – woran man übrigens schon beim Bau der Ringstraße gedacht hat. Rathauspark, Burggarten, Volksgarten, Stadtpark waren geplante „Oasen“ für die Menschen und das Klima. Künftig wird hier noch mehr zu tun sein.

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WIEN /  Österreichische Nationalbibliothek / Prunksaal:
VON GÄRTEN UND MENSCHEN
GESTALTETE NATUR, KUNST UND LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Bis zum 5. November 2023.
Täglich außer Montag 10 bis18 Uhr,
Donnerstag 10 bis 21 Uhr,
Juni, Juli, August und September zusätzlich Montag 10 bis 18 Uhr
Freier Eintritt für alle unter 19 Jahren

 

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