WIEN / Österreichische Nationalbibliothek / Prunksaal:
EIN JAHRHUNDERT IN BILDERN
.ÖSTERREICH 1925–2025
Vom 13. März 2025 bis zum 2. November 2025
Von der Geschichte zur Erinnerung
Hundert Jahre in Fotografien und Dokumenten – die Österreichische Nationalbibliothek kann auf Material zurück greifen, das sich zahlenmäßig in Millionen rechnet. Nun unternimmt man den – weitgehend geglückten, wenn auch politisch überdeutlich geframten – Versuch, die hundert Jahre von 1925 bis heute in Fotos, Dokumenten und sehr viel Zeitungsmaterial zu dokumentieren. Es ist auch eine Huldigung an die Pressefotografen, die immer dabei waren, wenn sich Wichtiges begab und teilweise Bilder von ikonischem Rang lieferten. Und je älter der Besucher der Ausstellung ist, umso früher wandelt sich das, was man als „Geschichte“ vorgeführt bekommt, in persönliche erlebte Erinnerung um.
Von Renate Wagner
So wild können hundert Jahre sein… Die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. In Österreich waren sie nicht so „golden“ wie in Berlin, nur bei Madame d*Ora gingen die Künstler aus und ein, die man noch heute kennt. Aus der Geschichte lernen – wenn man unsere ungut bewegten zwanziger Jahre betrachtet, könnten sie genau so in die Katastrophe führen wie vor hundert Jahren, wo der Bürgerkrieg vom Weltkrieg abgelöst wurde… Nationalsozialismus und Widerstand. Besatzung, Staatsvertrag und Wiederaufbau. Die fünfziger Jahre mit ihrer Hoffnung auf Normalität, die Sechziger mit ihrem Unruhefaktor, der Einzug des Fernsehens in die Haushalte. Parteien, Proteste, die Gastarbeiter kommen, Zwentendorf, Waldheim. Die Zweite Republik hatte es nicht immer leicht (und hat es noch immer nicht). Und irgendwann setzen bei den Besuchern die eigenen Erinnerungen ein – die Aufregung um die Au! Aber auch um Natascha Kampusch. Und dann ist da schon das Millennium, das Digitale Zeitalter, Flüchtlingskrise, Pandemie – die Ausstellung schafft es sogar bis zum jüngsten Chaos der Regierungsfindung.
Unruhige Zeiten, all die hundert Jahre lang, und schön war es selten (und ist es derzeit auch nicht). Und viele von Österreichs wichtigen Fotografen immer dabei (leider bietet der Katalog dazu keine Biographien). Schade allerdings, dass eines der großartigsten Fotos von Ernst Haas fehlt, wo eine ältere Frau den heimkehrenden Soldaten das Foto ihres vermißten Sohnes entgegen hält…
Alltag und Kultur Natürlich beherrscht die Politik auch die Ausstellung, wenn Leopold Figl am Balkon des Belvedere den Staatsvertrag zeigt, wenn Bruno Kreisky und Josef Taus in der Frühform des TV-Polit-Duells einander gegenüber sitzen, fühlt man sich geradezu „behaglich“. Und an manche der hier ausführlich ausgestellten Wahlplakate kann man sich sogar noch erinnern. Aber die Ausstellung vergißt weder den Lebensalltag der Österreicher noch die Kultur – Elfriede Jelinek und Peter Handke mochten vielleicht nicht die Lieblinge aller sein, aber der Literatur-Nobelpreis trug österreichische Kultur in die Welt. Momentaufnahmen von „Erregungen“ gibt es viele, von dem Abschied von Klimts „goldener Adele“, die restituiert wurde, bis zu Österreichs Song-Contest Sieg mit Conchita…
Was einst in den Zeitungen stand Die Fotos zu den Ereignissen finden sich hauptsächlich auf den großen Schautafeln, die einzelne Epochen behandeln, teils auch auf den Tafeln mit Erklärungen (und viele von ihnen kommen einem zu klein dargestellt vor). Die Schaukästen hat man fast ausschließlich Zeitungen und Zeitschriften vorbehalten. Es ist schließlich eine Tatsache, dass die meisten Fotos dort erschienen und dass Titelblätter von Tageszeitungen und die Cover von Magazinen das fokusieren, was sich an Aktuellem begibt, aber auch – siehe Illustrierte – das, was die Menschen interessiert, von Sportlern bis Filmstars. Es ist ein Spaziergang durch die Geschichte und durch die eigenen Erinnerungen.
WIEN / Österreichische Nationalbibliothek / Prunksaal:
EIN JAHRHUNDERT IN BILDERN
.ÖSTERREICH 1925–2025
Vom 13. März 2025 bis zum 2. November 2025
Täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr
Juni bis September täglich geöffnet