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WIEN / Nationalbibliothek: DIE DONAU

09.05.2021 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN / Prunksaal der Nationalbibliothek:
DIE DONAU
Eine Reise in die Vergangenheit
Vom 4. Mai 2021 bis zum 7. November 2021

Das Wunder einer „Fluß-Karte“…

Die Donau ist nicht blau, wenngleich der berühmte „Donauwalzer“ diese Behauptung in die ganze Welt trägt, das Donauweibchen ist auch nicht mit der Lorley zu vergleichen, aber eine geliebte Sagenfigur, und die Donauauen waren eher Kampfplatz für Öko-Fans als Erholungsgebiet. All das macht die Donau, den zweitlängten Strom Europas, der über 2800 Kilometer durch zehn Länder fließt, nicht kleiner. Das Wunder dieses Wasserwegs entfaltet sich in einer Sonderausstellung, die im Prunksaal der Nationalbibliothek stattfindet, nicht nur in zahlreichen Bildern und Dokumenten, sondern auch an einer Einmaligkeit: Der so genannten „Pasetti-Karte“, die diese Donau zwischen Passau und Eisernem Tor Mitte des 19. Jahrhunderts vermessen und gezeichnet hat – und nun auf 44 Laufmeter aufgespannt, hier zu sehen ist.

Von Renate Wagner

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Trennen, verbinden, transportieren     Natürlich trennen große Flüsse, aber es gibt Brücken. Die Römer, die ihre Lager gerne an Flüssen errichteten (zumal wenn „drüben“ Feindesland war), konnten Brücken nach Bedarf so schnell bauen wie abreißen. Flüsse waren nicht nur als Grenzen, sondern auch als Transportadern wichtig. Mit ihren kamen Waren, blühte die Wirtschaft, sie brachten Menschen von einem Ort zum anderen, und lange Zeit schon kommen auch die so wichtigen Touristen auf diesen Wegen. Aber wenn Flüsse nur politische und wirtschaftliche Faktoren wären, griffe man zu kurz.

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Die Schönheit der Landschaft, die Magie der Mythen   Die Wiener Ausstellung, die in einem großartigen Katalog eine Erweiterung findet, die man sich nicht entgehen lassen sollte, ist auch Magie und Mythos des Flusses auf der Spur, den Malern, die ohne Ende am Wasser und an den Ufern romantische Ecken entdeckten (die Brüder Alt haben hier Besonderes geleistet), den Sagen, die von Flußgeistern erzählen, den Dichtern, die Geschichten um die Donau spinnen. In früheren Zeiten die Donau zu bereisen, war ein Abenteuer, wie Reiseberichte beweisen. Und wie viele Großstädte beziehen großen Reiz nicht aus ihrer Lage am Fluß, wobei man immer zugeben musste, dass Budapest aus dieser „Lage“ mehr macht als das gerühmte Wien, wo „Donaustadt“ eher ein Bezirk ist als das Ganze.

kaiser franz ii./i. besichtigt den schaden der Überschwemmung in der rossau im märz 1830

Die Donau – eine Herausforderung    Ein so gewaltiger Fluß ist auch ein Stück Natur und als solche immer mächtiger als der Mensch. Gewaltige Überschwemmungen haben Wien viermal überflutet und erheblichen Schaden angerichtet. Für die Sicherheit wie auch für den Transport war es unumgänglich, dass man die Donau bändigte, regulierte. Die Stunde der Wissenschaftler schlug, und sie haben Bedeutendes geleistet, indem sie den Fluß „in den Griff“ bekamen.

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Die Pasetti-Karte   Bevor die Arbeiten an der Regulierung des Flusses beginnen konnten, mussten man ihn genau vermessen. Es war eine langwieriges, immer neu erweitertes Projekt der Ministerien, in den fünfziger und sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts immer mehr Teilstücke zu zeichnen und zu drucken. 54 Karten sind es, die im Maßstab 1 zu 28.800 die Donau im Raum der Donaumonarchie abbildete. Im Prunksaal ist der rückwärtige Gang, der vom Rundeau der Mitte wegführt, in beiden Richtungen mit dieser (vergrößerten) Karte – in voller Länge: 44 Meter – bestückt. Sie heißt nach dem Hydrotechniker Florian von Pasetti, der das Projekt leitete. Die Wirkung ist so sensationell wie das Gebotene. Man hat einzelne Orte schwerpunktartig markiert und mit zusätzlichem Material angereichert – sehr viele Landschaftsbilder von Jakob von Alt, aber auch Bilder von Flora und Fauna der Region. Je nach Interesse, kann man die Donau hier endlos „entlang gehen“. Projekte dieser Art, die von Wissenschaftlern erstellt wurden und für die Nachwelt schlechtweg Kunstwerke sind, gibt es in dieser Größenordnung wohl nicht allzu viele.

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WIEN / Prunksaal der Nationalbibliothek:
DIE DONAU
Eine Reise in die Vergangenheit
Bis zum 7. November 2021
Täglich außer Montag 10 bis 16 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr
Von Juni bis September auch am Montag geöffnet

 

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