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MARIA THERESIA UND DIE MUSIK
Vom 6. April 2017 bis zum 22. Juni 2017
Musik zu jeder Gelegenheit
Maria Theresia war die Nachfahrin von Generationen hoch begabter Musiker, manche von ihnen nicht nur ausübend tätig, sondern auch begabte Komponisten. Die Musikalität lag in der Familie Habsburg und wurde dort auch exzessiv gepflegt. Die Gesellschaft der Musikfreunde bereitet nun in ihrem Ausstellungsraum im Musikvereinsgebäude die nahe liegende Thematik „Maria Theresia und die Musik“ auf. Obwohl die Gesellschaft erst 1812 gegründet wurde, war ihre Sammlerleidenschaft sofort aktiv und wandte sich auch in die Vergangenheit: So kann man auch aus dem Zeitalter Maria Theresias wahre Kostbarkeiten bieten.
Von Heiner Wesemann
Maria Theresia und die Musik Eine Erzherzogin erhielt eine ordentliche Allgemeinbildung, aber was Maria Theresia und wohl auch den Eltern und Lehrern besonders am Herzen lag, waren die profunden musikalischen Kenntnisse, die in ihrem Fall mit wahrer Leidenschaft der Ausübung Hand in Hand gingen: Maria Theresia hat von früher Jugend an gerne gesungen, stand mit Animo selbst auf der Bühne, und als sie selbst – Regentin geworden – in der Öffentlichkeit nur noch „Konsumentin“ sein durfte, sorgte sie dafür, dass ihre Kinder ebensoviel Musik lernten, kannten und ausübten, wie es in der Familie Tradition war. In Franz Stephan von Lothringen, der ja auch am Wiener Hof erzogen wurde, hatte sie einen Gatten, den dieselbe Liebe zur Musik auszeichnete.
Musik zu jeder Gelegenheit Allein der Reichtum an kirchlichen Festen bot dem Wiener Hof ununterbrochen Anlaß zu musikalischen Veranstaltungen. Darüber hinaus wurde aber so gut wie jedes Ereignis in der kaiserlichen Familie mit großen Musikfesten zelebriert, wobei Maria Theresia selbst besonders die Oper, zumal italienische, liebte. Vizehofkapellmeister Antonio Caldara schuf zu ihrer Hochzeit mit Franz Stephan von Lothringen die Oper „Achille in Sciro“, deren handschriftliche Partitur der Musikverein stolz zeigen kann. Auch zur Hochzeit ihrer geliebten Schwester Maria Anna mit Karl von Lothringen (er war der Bruder von Maria Theresias Gatten) gab es eine Festoper, die Johann Adolf Hasse komponierte. Es heißt, dass Maria Theresia damals, 1744, noch selbst darin auftreten wollte: Man musste ihr nahelegen, dass dies für eine Herrscherin nicht angemessen sei…
Die Komponisten ihrer Welt Die größten Namen in Maria Theresias Welt waren jene von Christop Willibald Gluck (obwohl sie persönlich ihn gar nicht so schätzte), der Wien allerdings in Richtung Paris verließ, wo dann seine ihn liebende Gesangsschülerin Marie Antoinette erst Dauphine, später Königin war. Weiters Joseph Haydn, der allerdings nicht dem Kaiserhof „gehörte“, sondern den Fürsten Esterhazy. Maria Theresias Ausspruch: „Wenn ich eine gute Oper hören will, dann gehe ich nach Esterhaz“ (sprich: zu einem Werk von Haydn), ist ebenso bekannt wie ihr Bekenntnis: „Spectacel müssen sein.“ Am Wiener Hof gab es sie reichlich, wobei Maria Theresia durchaus aktiv in die Wahl der Musik eingriff. Wenn ein Komponist nicht ihren Vorstellungen entsprach, wie der von ihrem Vater geadelte Johann Georg von Reutter, dann setzte sie ihn für Kirchenmusik und nicht für die Opern ein…
Die musikalischen Kinder Eine eigene Vitrine der Ausstellung ist den Kindern der Kaiserin gewidmet, deren künstlerische Begabungen (übrigens nicht nur für Musik, teilweise auch für Zeichnen und Malen) verbürgt ist. Die bei Festivitäten tanzenden und singenden Kinder des Kaiserpaares wurden oft dargestellt. Jedes dieser 13 Kinder (drei von den 16 waren in frühestem Kleinkindalter gestorben) war auch Anlass für musikalische Ereignisse, die Geburten ohnedies, aber auch Geburtstage, Namenstage, Hochzeiten: Das Trompetenensemble, das zur Geburt des Thronfolgers Joseph 1721 musizierte, wurde in einem Kupferstich verewigt…
Mozart und die Habsburger Dass Mozart, das Wunderkind, in Schönbrunn vor der kaiserlichen Familie auftrat (obwohl die Kaiserin die Betriebsamkeit von Leopold Mozart nicht schätzte), ist bekannt. Ebenso wie die wichtige Rolle, die Maria Theresias Opern liebender Sohn, Kaiser Joseph II., dann für den erwachsenen Mozart in Wien spielte. Das zentrale Opernhaus hatte schon seine Mutter für Wien etabliert, ebenso übrigens wie in Mailand – die Scala, 1778 mit einer Salieri-Oper eröffnet, ging auf ihre Aktivität zurück.
Für „Sua Maesta l’imperatice“ Man hat Maria Theresia selbst unzählige musikalische Werke gewidmet, vieles davon ist in der von Archivdirektor Prof. Otto Biba gestalteten Ausstellung zu sehen, die alle gezeigten Objekte – Musikautographe, Manuskripte und Notendrucke, Bücher und Periodika, Akten und Dokumente aller Art – aus dem eigenen Archiv, der Bibliothek und den Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde holen konnte.
Bis 22. Juni 2017, Montag bis Freitag 9.00 bis18.00 Uhr, Samstag 09.00 bis14.00 Uhr
(Musikverein 2. Stock, mit dem Lift erreichbar, Eingang tagsüber über Künstlereingang Bösendorferstraße 12)