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WIEN/ MusikTheater an der Wien: DIE VERLOBUNG IM KLOSTER. Premiere

26.3.25 „Die Verlobung im Kloster“, Theater an der Wien, Premiere, „Ein grätiges Vergnügen“

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Copyright: Werner Kmetitsch

Fisch ist in der Fastenzeit eine beliebte Speise. Das Theater an der Wien bietet jetzt jede Menge davon: Wird in Sergej Prokofjews „Die Verlobung im Kloster“ doch ein reicher Fischhändler ausgetrickst, damit zwei junge Paare zueinanderfinden.

Die Oper ist während des Zweiten Weltkriegs entstanden, wurde aber erst 1946 uraufgeführt. Prokofjew hat als Vorlage auf eine englische „Comic Opera“ von Richard Brinsley Sheridan aus dem achtzehnten Jahrhundert zurückgegriffen („The Duenna“) – und sie leicht adaptiert. Die Handlung in aller Kürze: Don Jeromes Tochter Luisa ehelicht am Schluss Don Antonio und sein Sohn Don Ferdinand ehelicht Clara. Am Beginn der Oper hat Don Jerome Luisa allerdings dem Fischhändler Mendoza versprochen. Damit Luisa diesem väterlichen Gebot entkommen kann, wird der Fischhändler mit der Anstandsdame Luisas (der „Duenna“) verkuppelt. Auf diese Weise wird auch Don Jerome ausgetrickst, der schlussendlich mit der neuen Pärchenbildung einverstanden ist.

Für diese Komödie hat Prokofjew eine ostinatofreudige Musik geschrieben, die stilistisch Spätromantik, Neoklassizismus und „Modernismen“ mit viel Lust und Laune kleinteilig „zerlegt“ und zu einem griffigen „Sound“ verschmilzt. Das ganze Werk durchweht zudem tänzerischer Atem, der sich in „Varieténummer“-ähnlichen Ensembles niederschlägt, wie etwa dem Chor der Fischverkäuferinnen oder dem der betrunkenen Mönche im vierten Akt. Dazu gesellen sich kleine ariose Inseln romantischer Gefühle und Don Jerome räsoniert buffonesk über die Sorgen und Nöte eines Vaters. Die Figurenzeichung ist nach meinem Eindruck mehr „typologisch“ und weniger am Charakter orientiert, aber vor allem bewundert man die musikalische Feinmechanik Prokofjews, die wie ein Präzisionsuhrwerk den „Takt“ angibt…

Der beifallsfreudige Schlussapplaus dauerte zehn oder elf Minuten lang:  also auch im Theater an der Wien ein Premierenerfolg so wie erst vor wenigen Tagen an der Staatsoper! Eine ganze Reihe leer gebliebener Sitzplätze deutete allerdings an, dass sich hierzulande die Zugkraft der Oper erst beweisen muss.

http://www.operinwien.at/werkverz/prokofjew/akloster.htm

Dominik Troger/ www.operinwien.at

 

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