Wien/ Musiktheater an der Wien
4.10.25 „Die Fledermaus“, Premiere, Theater an der Wien, „Flügellahme Fledermaus“
Die „Fledermaus“ gerät im Theater an der Wien zum zwangsoriginellen Herumstochern in der österreichischen Zeitgeschichte. Mit der bekannten Operette von Johann Strauß hatte das Ergebnis nur mehr wenig tun.

Copyright: Karl Forstner
Bei seiner neuen „Fledermaus“-Inszenierung im Theater an der Wien holt Intendant Stefan Herheim mit dem sprichwörtlichen „Holzhammer“ aus: Dr. Falke als resche Hitlerkarikatur und ein zum Gefängniswärter Frosch degradierter Kaiser Franz Josef sollen dem Publikum den „Untergang des Abendlandes“ vermitteln. Denn für alle, die es noch nicht gewusst haben: Lacht dem Publikum nicht aus jedem Notenkopf der „Fledermaus“-Musik die Apokalypse entgegen?
Geht es nach Stefan Herheim, dann erweist sich das Amüsement als Trugbild, ist es unterminiert von historisch belasteten – und doch nach wie vor aktuellen gesellschaftlichen Strömungen. Aber Herheims Problem ist: Er kommt dem Amüsement nicht aus. Die Operette „Die Fledermaus“ dient nun mal primär der Unterhaltung – und ihre Unterhaltungsfunktion ist so überbordend, dass sie die Ernsthaftigkeit einer „aufdeckerischen“, historisch-determinierten Lesart trotz vieler Eingriffe in die Handlung unabdingbar ins Lächerliche zieht. In gewisser Weise hat sich Herheim dabei sogar zum Komplizen dieser Unterhaltungsfunktion machen müssen, um zwischen der dem Werk intendierten Publikumserwartung und dem persönlichen ideologischen Anspruch nicht vollends aufgerieben zu werden…
http://www.operinwien.at/werkverz/straussj/afleder6.htm
Dominik Troger (www.operinwien.at)

