Wiener Museumsquartier: „BERLIN BERLIN“ – nicht ganz echt berlinerisch (15.1.2025)
Schlagwort: Beliner Luft! Ist heute auch nicht mehr so wie in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, den ‚tollen Zwanziger Jahren‘. Vergnügungslokale müssen dort gerade aus finanziellen Gründen zusperren. Lassen wir aber die Tourneeproduktion „Berlin Berlin – die große Show der Goldenen 20er Jahre“ über uns ergehen. Das Publikum im Wiener Museumsquartier erträgt die kompakt arrangierten Turbulenzen mit einiger Freude.
Die zuvor im heutigen Berliner Admiralstheater erprobte Show verschluckt die Ikonen dieser künstlerisch aufregenden Krisenjahre. Vor uns haben wir da Marlene Dietrich, die Charleston-Josephine Baker, die Skandaltänzerin Anita Berber, Brecht-Weills „Dreigroschenoper“ und super die Comedian Harmonists. Auch mit dabei ist die Jodelei im furiosen Wolfgangseeer „Im Weißen Rössl“ (1930 uraufgeführt im Berliner Großen Schauspielhaus). Diese alle werden mit einigem Tempo zappelig, zackig, puppig, nicht gerade zuckrig, mit eher löchriger Story vorgeführt. So ganz echt berlinerisch ist dies auch nicht. Der Bayer Christoph Biermeier hat Regie geführt und das Buch geschrieben, der englische Choreograph Matt Cole sorgt mit einem tänzerischen Ensemble, welches gut auf den Beinen steht, für gehörige Lebendigkeit. So einige EngländerInnen mischen auch mit. Österreichs Beitrag ist der Linzer Simon Stockiger als ‚Admiral‘ durchgehend in verbindenden Sketches.
Auch wenn Dietrich und die Berber nicht so wirklich an die Originale heran kommen: Die Shownummern funktionieren, die vielen guten berühmt gebliebenen Gesangsnummer dieser Tage gefallen, so einiges Geplapper dazwischen wirkt eher unnötig. Dass schließlich die Gnadenlos-Nazis dem Zauber ein Ende setzen, wird auf simple Art ausgespielt. Doch so ist es gewesen und wird so bleiben – auf geistige Freiheit folgt diktatorische Brutalität.
Meinhard Rüdenauer