WIEN/ Letztes Erfreuliches Operntheater L.E.O
MEIN LIEBER SCHWAN – LOHENGRIN
Oper von Richard Wagner
Vorstellung am 16.05.2025 1030 Wien, Ungargasse 18, www.theaterleo.at
Elsa von Brabant Annette Fischer, Sopran
Lohengrin Stefan Fleischhacker, Tenor
Ortrud / Erzählerin Elisabeth Wolfbauer, Mezzosopran
König Heinrich / Telramund Max Sahliger, Bass Bariton
Kaori Asahara, Klavier
Wojtek Czaja und Lao Mojano, Bühnenbild
© Christa Fuchs
Ein Erfolg seit über 10 Jahren. 2015 war die Premiere der Wagner-Oper MEIN LIEBER SCHWAN – LOHENGRIN im L.E.O. 2025 kommen Wagner- und L.E.O.-Fans noch immer gerne zu Reprisen.
Wie funktioniert große Oper auf kleiner Bühne? Ein Erzähler oder eine Erzählerin – in diesem Fall Ortrud – übernimmt es, die Handlung zu erklären, wenn keine szenische Umsetzung erfolgt.
Der Inhalt: Elsa von Brabant wird des Mordes an ihrem Bruder beschuldigt. Da sie sich als Frau nicht selbst vor Gericht verteidigen darf, braucht sie einen Ritter, der vor König Heinrich für sie spricht. Dieser Ritter wird zum Retter und Gemahl. Nach seinem Namen und seiner Herkunft darf Elsa nicht fragen. Im Brautgemach stellt sie diese verbotenen Fragen doch, erfährt zwar den Namen ihres Mannes, verliert Lohengrin aber für immer.
In der Doppelrolle als Erzählerin und Ortrud ist die Mezzosopranistin Elisabeth Wolfbauer besetzt. Mit viel Humor und Witz schildert sie das Geschehen und motiviert das Publikum zum Mitmachen. Der Chor in der Oper ist wichtig, die professionellen Sängerinnen und Sänger rar, daher muss das Publikum „einspringen“. Unter Ortruds Leitung wird kurz geprobt, bevor der Publikumschor begeistert den unbekannten Ritter mit „Mein Schwan! Mein Schwan“ willkommen heißt. Auch bei der Hochzeit Elsas mit ihrem Retter intoniert dieser Chor „Treulich geführt ziehet dahin“. Als Elsa ist die deutsche Sopranistin Annette Fischer besetzt. Das Duett Elsa – Ortrud ist der Höhepunkt des Abends. Der Hausherr Stefan Fleischhacker gibt routiniert Lohengrin, Max Sahliger singt alternierend König Heinrich und Telramund. Die sängerischen Leistungen der vier Protagonisten sind enorm. Die japanische Pianistin Kaori Asahara „ersetzt“ ein ganzes Orchester. Die Gewalt der Musik kommt aus einem einzigen Klavier. Unglaublich! Das Publikum ist begeistert: immer wieder Zwischenapplaus und großer Schlussapplaus mit Bravos!
In 2 Stunden und 30 Minuten mit einer Pause erleben die Zuschauerinnen und Zuschauer die Wagnerschen Traumwelten um Elsa und Lohengrin kompakt. Die Aufführungsdauer der ungekürzten Fassung beträgt 4 Stunden und 30 Minuten mit zwei Pausen.
Das L.E.O. hat ein treues Stammpublikum. Frau A. kommt regelmäßig und hat ihren Platz immer in der ersten Reihe. Sie liebt das L.E.O. und hat sogar ihren Hund Leo genannt. Das ist wahre Liebe!
Das letzte erfreuliche Operntheater hat auch ein großes soziales Herz und macht beim Wiener Kulturpass mit: hungeraufkunstundkultur.at. Mit diesem Ausweis erhalten sozial benachteiligte Menschen freien Eintritt in zahlreiche kulturelle Einrichtungen. Die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ wurde vom Schauspielhaus Wien im Jahr 2003 in Kooperation mit der Armutskonferenz ins Leben gerufen.
Die Rezensentin ist Absolventin des Gymnasiums in der Haizingergasse und hat im Rahmen des Schultheaters, der berühmten „Haizinger Akademie“, dort schon früh „großes Theater und große Oper im Taschenformat“ erlebt. Unser Schultheater unter der Leitung von Frau Prof. Pfabigan hat sich in den 1970er Jahren mit viel Phantasie und großem Engagement auch an Richard Wagner gewagt. TANNHÄUSER wurde gegeben! Theater und Oper lebt von Enthusiasten.
Elisabeth Dietrich-Schulz