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WIEN/ Kursalon im Stadtpark: BLÜHENDES WÄLSUNGENBLUT. Peter Svensson, Keti Tavardi u.a.

WIEN/ Kursalon im Stadtpark/ 16.11.2014,  : Blühendes Wälsungenblut


Keti Tavardi, Peter Svensson. Foto: Hertha Haider

Sie sangen voller Kraft und Glut, sie lebten (im Kostüm) mit allen Sinnen in poetischem Dialog ihre geschwisterliche Wiederfindung, wandelten ihre Visionen und lang verhehlten Sehnsüchte in greifbare, erfüllte Gegenwart: der Wiener Wagner-Tenor Peter Svensson und die Georgierin Keti Tavardi spielten, offenbar in Eigenregie, das leidenschaftliche Liebeserwachen der beiden Götterkinder mit unheimlicher Glaubhaftigkeit – auf dem nackten Bühnenboden des Konzertsaals (mit echtem Schwert) und mit Klavierbegleitung. Er mit heldentenoraler Stimmfülle und imponierendem Höhenglanz, sie mit kraftvoll-leuchtendem Sopran und mitreißenden Spitzentönen – ihr „Siegmund, so nenn ich dich!“ brach ebenso alle Barrieren wie sein „So blühe denn Wälsungenblut!“, gefolgt von einer inbrünstigen Umarmung, Siegmunds mehrmaliger Drehung im Kreise mit der Braut im Arm, und dann ein rasanter Abgang durch die Seitentür…Da wussten zwei Sänger, was sie sangen, und der Pianist Pantelis Polychronidis tat ein Übriges.  Nicht endenwollender Jubel dankte dem Wälsungenpaar, das man idealer nicht verkörpern kann.

Die Vorgeschichte: Peter Svensson, einst Sopransolist der Sängerknaben, Studienabschluss an beiden Musikhochschulen als Sänger, Dirigent und in Gesangspädagogik, seit 25 Jahren auf den Bühnen der Welt, zwischen Mexico und Tokio, zwischen Peking, Athen, Prag, Palermo, Buenos Aires, Warschau und Moskau als Rienzi und Erik, Tannhäuser und Lohengrin, Siegmund und Siegfried, Tristan und Parsifal im Einsatz, von bedeutenden Dirigenten wie Claudio Abbado, Myung-Whun Chung, Horst Stein, Asher Fisch, Daniele Gatti, Valery Gergiev, Vladimir Jurowski oder Zubin Mehta hochgeschätzt, verspürte Lust, auch einmal wieder in Wien aufzutreten, und versammelte in einem Benefizkonzert seine Schüler, förderungswürdige junge Sänger, um sich – eine Initiative, die er nun mehrmals pro Jahr fortzusetzen beabsichtigt.


Keti Tavardi, Peter Svensson. Foto: Hertha Haider

Während im 1. Teil alle Sänger ihre Arien in Konzertkleidung präsentierten, ereignete sich nach der Pause das oben beschriebene Bühnengeschehen. Kräftige Stimmen dominierten. Die Armenierin Astrik Khanamyrian begann mit dem einzigen Verdi-Beitrag des Abends als beachtliche Violetta: „E strano“ – „Sempre libera“. Die deutsche Sopranistin Gabriele Helene Ziegler träumte als Elsa „Einsam in trüben Tagen“,  die Holländerin  Susan Rigvava-Dumas war eine ungeheuer vitale Senta (Ballade), die kroatische Mezzosopranistin Sandra Wigh-Hrašćanec mahnte als Erda eindringlich den Göttervater: „Weiche, Wotan, weiche!“ und Keti Tavardi begrüßte als Elisabeth die „Teure Halle“. Alle Damen zeichneten sich durch sichere technische Bewältigung aller Hürden aus, ohne dass irgend ein Timbre besonders hervorstach. Nur Keti Tavardi hatte dann ja als Sieglinde in der langen Bühnenszene (ab „Ein Schwert verhieß mir der Vater“) mehr Ausdruckmöglichkeiten.  Der „Held“ des Abends war Peter Svensson – er war es schon mit den beiden Siegfried-Gesängen aus dem 1.Akt (Schmiede- und Schmelzlied) und konnte dann auch weiterhin als Siegmund – in bemerkenswert unangestrengter Weise – in allen Höhenlagen und emotionalen Situationen, lyrisch wie dramatisch, und mit sympathischer Ausstrahlung seine besondere Eignung für dieses Fach zweifelsfrei unter Beweis stellen.                                        

Sieglinde Pfabigan 

 

 

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