WIEN / Bank Austria Kunstforum:
KIKI KOGELNIK: NOW IS THE TIME
Vom 02. Februar 2023 bis zum 25.Juni 2023
Keck, cool und grenzenlos einfallsreich
Der Name von Kiki Kogelnik (1935–1997) hat auch etwas mehr als ein Vierteljahrhundert nach ihrem Tod nichts von seinem Glanz verloren. Neben Maria Lassnig (die älter war als sie und der eine längere Lebenszeit vergönnt war) und der etwas jüngeren Valie Export ist sie zweifellos die bekannteste österreichische Künstlerin der Moderne. Dabei ist sie auf den Ruhm in ihrem Heimatland nicht angewiesen, sie hat ihre Karriere anderswo und weltweit gemacht. Berühmt wurde sie mit originellen „Kopf“-Plastiken, die allerdings auch den Verdacht erregten, die Künstlerin gäbe es zu „billig“. Wie allumfassend das Werk der Kiki Kogelnik war, was sie alles konnte und wollte, das zeigt das Kunstforum Wien nun in einer geradezu berauschenden Schau, mit der sich Direktorin Ingried Brugger rühmen kann, die bis dato größte Einzelpräsentation der Künstlerin zu bieten. Um so viel zu zeigen, brauchte es die Zusammenarbeit, man fand sie bei den dänischen Kunstmuseum Brandt in Odense und dem Kunstmuseum Bern.
Von Renate Wagner
Kiki Kogelnik Geboren 22. Jänner 1935 in Bleiburg, (nach anderen Angaben in Graz), Kindheit im heimatlichen Kärnten, im Alter von 19 Jahren Wien: Da begann Kiki Kogelnik ihr Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, wechselte an die Akademie der Bildenden Künste und fand früh in den Kreis der Galerie nächst St. Stephan, wo sie schon an ersten Gruppenausstellungen teilnahm. Nach einem Aufenthalt in Paris kam sie in die USA und tauchte ab 1962 in die Welt rund um Andy Warhol. Dort war sie kein dekoratives Girl, sondern eine sich selbst als exzentrische, feministische Künstlerin stilisierende, aber auch hart arbeitend Frau – und das auf allen Ebenen der Kunst, in denen sie sich bewegte und ausprobierte. Heirat und Geburt eines Sohnes unterbrachen ihre Karriere nur kurz. Nach ihrem Tod mit erst 62 Jahren am 1. Februar 1997 in Wien (beigesetzt in Bleiburg) wird ihr Nachlass von der “Kiki Kogelnik Foundation“ betreut, die ihr Sohn leitet. Von hier kamen die meisten Leihgaben der Wiener Ausstellung.
Alles Kiki – oder was? Großformatige, sehr bunte, abstrakte Gemälde leuchten gleich beim Eintritt ins Kunstforum von den Wänden, kein Wunder, dass man der Schöpferin die Zugehörigkeit zur Pop Art attestierte. Kuratorin Lisa Ortner-Kreil ist zwar weitgehend chronologisch vorgegangen, dennoch bleibt bei aller Vielfältigkeit des Gebotenen die „Handschrift“ der Kiki Kogelnik unverkennbar. Sie malte, zeichnete, collagierte, arbeitete mit Keramik, Glas und Materialien aller Art (wie Vinyl)., schuf Installationen, Fotos und Videoarbeiten (zur Raumfahrt, zur Mondlandung). Kurz, sie hat sich in ihren Materialien und Themen immer neu erfunden. Selbst die Ausstellungsmacher waren, wie Kunstforum-Chefin Ingried Brugger bei der Pressekonferenz sagte, sich nicht der Dimensionen der Vielfalt bewusst, die das Werk von Kiki Kogelnik aufweist. Stets kennt man nur das Bekannte, von den Medien immer wieder präsentierte. Aber ein Paar „verliebter“ Bomben, von ihr bemalter Bombenhüllen… ? Sie hat mit offenen Augen die Welt gesehen, in der sie lebte, und darauf reagiert. Wenn auch mit grimmigem Humor. Und über ihren „Lover Boy“ könnte man ohne Ende diskutieren – eine Skulptur aus Muffin- und Auflaufformen sowie Zigarettenhälsen (!), Variation eines Roboters.
Eine Frau ist eine Frau Die Kunst der Kiki Kogelnik war nie geschlechterneutral, im Gegenteil. Jedes ihrer Werke scheint geradezu provokant zu verkünden: Ich bin eine Frau. Und das schon zu Zeiten, wo Frauen in der Kunstwelt noch weit hinter den Männern rangierten. Die kämpferische Note kommt unter dem Humor, den diese Werke so oft ausstrahlen, nur unterschwellig zur Geltung. Keinesfalls hat „Frau sein“ bei ihr mit weiblichen Klischees wie Mode zu tun, wenn die Ausstellung auch, als wäre man im Warenhaus, auch auf Ständern scheinbar pastellfarbene Hosen aufhängen, dazu ausgeschnittene Menschenumrisse und Wäschestücke (die „Hangings“), Frauen verrenken sich auf den Bildern. Immer wieder kriecht irgendwo eine Schlange herein. Und, als ob sie einen klassischen Topos zitierte, sieht ein schöner Frauenkopf auch den Tod an. Gemütlich ist Kiki nicht, so sehr man in ihren Farben versinken möchte. Nicht weit davon entfernt die „Glasköpfe“ – umso witziger, je genauer man hinsieht. Rund 80 Werke zeigen ihre Schöpferin immer wieder neu.
Der vorprogrammierte Hit Der letzte Überraschungserfolg, der vom Publikum gestürmt wurde, war Basquiat in der Albertina. Kiki im KunstForum könnte der nächste sein. Weil das Wiener Publikum (und nicht nur dieses) die Mischung aus Originalität und Entertainment zu schätzen weiß. Auch wenn ganz am Ende der Ausstellung, im letzten Raum, das Bildnis eines riesiger Totenkopfs hängt…
Bank Austria Kunstforum Wien,
KIKI KOGELNIK: NOW IS THE TIME
Bis 25. Juni 2023,
täglich 10-19. ab 1. April Fr 10-21 Uhr,