Fotos: Zott Artspace
WIEN / Kunstforum:
KAIROS. Der richtige Moment
Wolfgang Beltracchi und Mauro Fiorese
Vom 4. September 2019 bis zum 221. September 2019
Spaziergang durch die Kunst
Im Kunstforum der Bank Austria ist ein kurzfristiges Gastspiel eingezogen – knapp drei Wochen haben die Wiener Besucher Zeit, sich ein durchaus originelles Projekt von Christian Zott zu betrachten: Unter dem Motto „KAIROS. Der richtige Moment“ sind Gemälde von Wolfgang Beltracchi und Fotos von Mauro Fiorese zusammen gestellt. Besonders letztere werfen einen eigenwilligen Blick auf „verborgene“ Kunstgeschichte. Die Gemälde von Wolfgang Beltracchi zeigen, wie ein Meister seiner Kunst diese auf legalem Weg vermarkten kann…
Von Renate Wagner
Wolfgang Beltracchi In der Biographie, die von „Zottartspace“ (und in der Folge vom Kunstforum) angeboten wird, erfährt man viel Schönes und Gutes von Wolfgang Beltracchi (68), die Begriffe „Fälscher“ und „Gefängnisstrafe“ fallen nicht, obwohl es genau das war, was diesen Deutschen (geboren als schlichter Wolfgang Fischer) so berühmt gemacht hat. Keine Frage, seine Fähigkeit, die „Handschriften“, also die stilistischen Eigenheiten der großen Maler, nachzuahmen, ist bemerkenswert.
Man steht vor einem Beltracchi-Turner und hegte, begegnete man dem Gemälde in der Tate, keine Sekunde Zweifel an seiner Echtheit. Nun, mittlerweile verdient er sein Geld (viel Geld) nicht mit Fälschungen, sondern mit bewusst Werken „à la…“, und wer sich porträtieren lassen will, kann das auch im Klimt-Stil bei ihm bestellen.
Apropos Klimt Das fiktive „Selbstporträt“ des Künstlers (es wurde ja stets moniert, dass der Porträtmeister nie sich selbst ins Auge gesehen hat), das Beltracchi nun gemalt hat, überzeugt nun nicht sonderlich – und auch seinen „Vermeer“ würde man nicht wirklich für einen Vermeer halten. Tatsächlich präsentiert sich Beltracchi in allen Stilen von 2000 Jahren Kunstgeschichte, und der Werbeslogan der Ausstellung verheißt Bilder, die die großen Maler gemalt hätten – wenn sie sie nun gemalt hätten (wie etwa Klimt ein Selbstporträt). Immerhin ein Gedankenexperiment. Und im übrigen für den Besucher der Ausstellung eine Quiz-Show – erkennen Sie den Meister am Stil? Oft leicht (auf Anhieb etwa Munch oder Modigliani), manchmal zweifelhaft, manchmal kaum. Immerhin bleibt bei dieser „Show“, denn das ist es, das gute Gefühl, dass sich die Genialität mit perfektem Handwerk und hoch subtiler Nachahmung ja doch nicht immer beschwören lässt…
Mauro Fiorese Der Beitrag des italienischen Fotografen Mauro Fiorese (1970 bis 2016) ist der ehrlichere und folglich auch interessantere der Ausstellung (so anregend man Beltracchi auch finden mag). Er hat tatsächlich Unsichtbares sichtbar gemacht, indem er in die Depots europäischer Museen hinabstieg. Man weiß, welche Schätze sich dort finden lassen, die einfach nicht gezeigt werden können, weil die Museen in den Ausstellungsräumen keinen Platz dafür haben. Da lugen Meistergemälde aus den Ecken hervor, da stapeln sich grandiose Skulpturen, da trauert man um die weggeschlossene, wohl ewig unsichtbare Kunst. Und darf wenigstens ein paar sehnsüchtige Blicke darauf werfen. Der Mix der „falschen Originale“ und der echten Verluste ist spannend, und Christian Zott (einst mit einem Beratungsunternehmen reich geworden, heute Kunstsammler) beweist damit, dass er wahrlich etwas von Marketing versteht.
Bank Austria Kunstforum
KAIROS. Der richtige Moment.
Wolfgang Beltracchi und Mauro Fiorese
Eine Ausstellung von ZottArtspace
Bis 21. September 2019, täglich 10 bis 18 Uhr