WIEN/ Konzerthaus& „Resonanzen“. 19. 1. 2015 „Gefiederte Sängerfürsten„
„Achte der Weise, sing ich so seine Sprache“
An diesem Abend waren die Vögel mit ihrem Gesang die programmatische Klammer. Schon seit frühester Zeit versuchten die Menschen deren Gesang nachzuahmen und das geeignetste Instrument dafür war wohl die Flöte. Die beiden Flötenvirtuosen Dorothea Oberlinger und Hugo Reyne demonstrierten in Originalversionen und Bearbeitungen die verschiedensten, vom Vogelgesang inspirierten Nummern. Beginnend mit Jacob van Eyck über William Williams und Michel Pignolet de Monteéclair und François Couperin bis zu Georg Friedrich Händel führte der Weg bis zur Pause, wobei Nachtigallen, Amseln, Hühner, Papageien, Truthähne und Grasmücken Paten für die Melodien waren. Die unterschiedlichsten Flöten wurden zu den verschiedenen Vögeln und bei Bedarf unterstützte auch die Simphonie du Marais mit Vogelpfeifen. Nach der Pause ging es bis zu einer Bearbeitung der Papageno-Arie für Flöte, bei der Hugo Reyne auf der Panflöte die Einwürfe amüsant variierte. Die Anzahl und Größe der verwendeten Flöten war beachtlich. Vermutlich hat ein Flötenvirtuose so viele Instrumente in seinem Gepäck wie ein Profigolfer Schläger. Auch aus einer kaum bleifstiftgroßen Flöte lassen sich bezaubernde Melodien zaubern und in der Zugabe verwendeten die beiden Solisten eine winzige Okarina und eine noch kleinere Vogelpfeife. Yannick Varlet am Cembalo zeigte, dass dieses Instrument auch als Trommel verwendet werden kann. Die beiden anderen Mitglieder des Ensembles sind Jérôme Vidaller am Cello und André Henrich an der Laute. Letzterer portraitierte Storch und Elster in einem Stück von Jacques Gallot. Die komödiantische Begabung aller Musiker sorgte für einen sehr kurzweiligen Abend. Nachdem die Blockflöte in den Fünfzigerjahren von der Musikpädagogik als Einstiegsinstrument entdeckt wurde (wohl weil sie auch in kleinen Wohnungen leicht unterzubringen und leicht zu transportieren war) und eine Unzahl von Flötenschülern nicht über mäßige Erfolge hinauskamen, ist es umso schöner, wenn diesem Instrument, das bis ins 18.Jahrhundert weit verbreitet war, durch diese brillanten Wiedergaben wieder die gebührende Wertigkeit verliehen wird.
Wolfgang Habermann
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Wien/ Konzerthaus. VORSPIEL „CAPELLA IMPERIALIS“ am 19.1.2015
Eine sehr junge Gruppe stellte sich vor. Die „Capella Imperialis“ wurde 2014 von Marelize Gerber, lyrischer Sopran mit Geigenwurzeln und Peter Peinstingl gegründet. Gratulation! Marelize Gerber kam aus Südafrika, wo sie bei Mimi Coerste bereits studierte nach Wien, entschlossen Sängerin zu werden. Sehr bald fand sie ihren Weg, nicht die Oper, schon gar nicht die Operette, in die man sie zwängen wollte, für sie war bald klar, dass es die „Alte Musik“ sein sollte. Renaissance und Barock waren sofort die Stilrichtungen, in denen sich die Stimme wohlfühlte. In der Kammeroper konnte man sie sehr oft in Barockopern als Spielteufelchen erleben. Mir ist der junge Nero unvergessen!
Das heutige Kurzprogramm im Beriosaal war mehr als anspruchsvoll und könnte sofort im Mozartsaal aufgenommen werden.
Der Beginn war Johann Joseph Fux (1660-1741), Ouvertüre Nr. 3 C-dur mit Streicher und Basso continuo, darauf folgte für Sopran und Violinen und Basso continuo „laertare turba caelitum“, eine mit Verzierungen gespickte Arie mit langen Recitativo. Die weitere Arir ähnlicher Schwierigkeit war von Antonio Valdara (1671-1736) „Salve Regina“, die selbe Begleitung plus Viola da gamba und Violone. Extrem schwierig und effektvoll „Regina coeli“
Von Kaiser Joseph I. (1679-1711). Dazwischen kamen wunderbare Kompositionen von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) eine Sonata in D- Dur für Streicher und Basso continuo, sowie von Johann Heinrich Schmelzer (?1620-1680) „lamento sopra la morte Ferdinand III., mit der selben kammermuskalischen Besetzung.
Die Sopranarien sang Marelize Gerber mit Stilgefühl und richtiger Technik und doch mit sehr persönlichem Timbre.
Das Instrumentalisten Team war wunderbar eingespielt und man soll sich diese junge Gruppe bestehend aus Stefan Plewniak und Annegret Hoffmann Violine, Sara Mosetti Viola, Lucia Krommer Viola da gamba und Martin Harvath Violone sowie der Mitgründer Peter Peinstingl am Orgelpositiv sobald als möglich wieder anhören.
Elena Habermann