Wien/ Konzerthaus: STIMMUNGSVOLLES „CHRISTMAS IN VIENNA“ MIT BECZALA, SKOVHUS, KOCH UND NOVIKOVA (21.12.2012/TV-Ausstrahlung 22.12. auf ORF 2 ab 22Uhr30)
Alle Jahre wieder geben sich vier Opernstars für zwei Stunden ihren Kindheitserinnerungen hin – das Resultat fällt seit 20 Jahren recht unterschiedlich aus. Heuer ist von einem besonders gelungenen Beispiel zu berichten –Musik als Ruhepunkt, als internationales Zusammenwachsen, als Advent-Höhepunkt aus dem Wiener Konzerthaus, kurzum von „Christmas in Vienna“ als musikalischer Friedens-Stern am österreichischen Weihnachtshimmel.
Organisiert vom umtriebigen Kurt Scheibmaier (einem U-Musik-Guru mit klassischer Sänger-Ausbildung), maßgeblich realisiert vom vielseitigsten österreichischen Qualitäts-Orchester, dem RSO ( ORF Radio-Symphonieorchester -), geleitet von einem der hochbegabten österreichischen Nachwuchs-Dirigenten Sascha Götzel und unterstützt von zwei wunderbaren Chören: den St.Florianer Sängerknaben und der Wiener Musikakademie, sprach heuer schon die Papierform für sich. Das Live-Event übertraf dann noch die Erwartungen.
Der Hauptgrund für das gelungenen Advent-Konzert liegt wohl in erster Linie in dem Umstand , dass heuer die vier Opern-Stars besonders gut zueinander passten: also Piotr Beczala, der polnische Villazon-Nachfolger und der Bariton-Wahlösterreicher, der Däne Bo Skovhus, oder die französische Mezzo-Sopranistin Sophie Koch und die bildhübsche russische Koloratur-Sopranistin Julia Novikova – sie alle verfügen über die ideale Balance zwischen Lyrik und Dramatik und sie harmonierten in punkto Timbre und Musikalität.
Und dann war das Programm besonders gut ausgewählt.
Es begann mit Marc Antoine Charpentier und seinem nur mehr als EU-Signation bekannten „Te Deum“ – sozusagen als idealer Einstieg für den in Wien geborenen Sascha Götzel und das ambitionierte RSO. Dann ging’s weiter mit dem Gloria aus der Mozart-Krönungsmesse. Nun konnten sich die vier Solisten und die beiden Chöre und das Orchester voll entfalten. Und die festliche Grundstimmung war prompt erreicht.
In einem ersten Teil unter dem Titel „Festliche Weihnacht“ wurde dann noch Opernnähe demonstriert – etwa wenn Piotr Beczala das Agnus Dei von Georges Bizet anstimmte – sein kerniger Tenor wird immer freier und vermittelt „Höhenlust“. Sophie Koch, die französische Sängerin, startet dann voll Inbrunst und mit viel Mittelage das „Panis Angelicus“ von Cesar Franck. Darauf kontert Bo Skovhus mit dem „Christkind“ von Peter Cornelius – auch er ist bestens bei Stimme, das Timbre ist edel und etwas dunkler geworden. Großartig! Die lyrische Koloratur-Sopranistin Julia Novikova setzt dann mit Händels „Messiah“ fort und die Singakademie schließt mit Mendelssohn-Bartholdy „Harre auf Gott“.
Im weiteren Christmas-in Vienna-Konzert geht es zunächst ganz international weiter- jeder Solist bringt ein Weihnachtslied in seiner Muttersprache und zuletzt geht’s ans „Eingemachte“.
Die obligaten Hits wie „Minuit Chretiens“ von Adolph Adam oder „Adeste Fideles“ von John Francis Wade münden in ein Weihnachtsmedley, in dem „Leise rieselt der Schnee“ ebenso wenig fehlen darf wie Jingle Bells oder Feliz Navidad.
Dieser Schlussteil wird übrigens in einem Arrangement von Christian Kolonovits geboten. Den krönenden Abschluss bildet dann Händels „Halleluja“ aus dem Messiah und natürlich das „Stille Nacht“, das in Russisch, Dänisch, Französisch ,Polnisch sowie Deutsch erklingt.
Für nicht ganz zwei Stunden konnte man von einer besseren, friedlicheren Welt träumen. Und Christmas in Vienna geht hoffentlich weiter!
Peter Dusek