WIEN / Kunsthistorisches Museum / Kunstkammer und Münzkabinett
PRUNK & PRÄGUNG
DIE KAISER UND IHRE HOFKÜNSTLER
Kunstkammer: 13. Februar 2024 – 13. Oktober 2024 |
Münzkabinett: 13. Februar 2024 – 23. März 2025
Medaillen erzählen Geschichten
Schon in der Antike ließen Herrscher ihr Bild auf Münzen prägen, damit die Untertanen nicht vergessen mochten, wer über sie herrschte. Heute sind Könige und andere Landesherren eher auf Geldscheinen oder Briefmarken zu finden. Lange Zeit aber galt auch die Medaille als Ausdrucksmöglichkeit, Fürsten aller Art in mannigfacher und hoch künstlerischer Art zu verewigen und dabei auch – vordergründig oder unterschwellig – politische Aussagen zu tätigen. Allerdings wird diesen Objekten, die sich im Wiener Kunsthistorischen Museum sowohl in der Kunstkammer wie im Münzkabinett befinden, meist geringere Beachtung zuteil – zu klein, um spektakulär ins Auge zu springen. Und doch oft bemerkenswerte Kunstwerke. Die Ausstellung im KHM will nun den Fokus nicht zuletzt auf die zu wenig beachteten Künstler richten, die im Auftrag der Kaiser diese kleinen Prunkstücke herstellten.
Voi Renate Wagner
Die Doppelausstellung Medaillen sind ebenso Kunstkammer-Objekte wie auch dem Genre der „Münzen“ zuzurechnen (auch wenn damit nicht bezahlt wurde). Die zweiteilige Ausstellung präsentiert sich in verschiedenen Stilen. In den beiden Sonderausstellungsräumen der Kunstkammer herrscht die weiß-goldene imperiale Eleganz, das Thema fürstlicher Repräsentation ist um Gemälde und Büsten erweitert, in den Vitrinen sind auch Kunstkammer-Accessoires zu sehen. In dem letzten Saal des Münzkabinetts sind die einzelnen ausgestellten Stücke in übersichtlichen Kästen geordnet vor allem im Hinblick auf ihre Schöpfer präsentiert
Die Kaiser und ihre Hofkünstler Selbstdarstellung war ein Teil des fürstlichen Selbstverständnisses. Während Hofmaler Porträts in Gemälden schufen (und nicht nur diese, auch Gemälde, die dem Geschmack des jeweiligen Herrschers entsprachen), eigneten sich Medaillen dazu, als Gaben zwischen Höfen hin- und hergeschickt zu werden oder als Ehrengaben für besondere Verdienste zu dienen. Es gab viele Variationen der Darstellung – der Herrscher allein, mit seiner Gattin, im Fall von Franz Stephan von Lothringern, seines Zeichens Kaiser Franz I. des Heiligen Römischen Reichs, fanden auf der Rückseite auch vier Söhne Platz, quasi um die vierfach gesicherte Thronfolge zu betonen. Solcherart waren auch die Aussagen, die mittels Bildern getätigt wurden, auch immer von machtpolitischer Relevanz. 70 Medaillen aus 400 Jahren bieten eine eindrucksvolle Übersicht über die vielfältigen Möglichkeiten dieser Kunstform.
Die Reihe der Herrscher Die von Heinz Winter kuratierte Ausstellung widmet sich quasi als Vorspiel der „Kleinkunst“ unter zwei Merowinger-Königen, bevor man ausschließlich zu den Habsburgern übergeht. Dass ganz zu Beginn Sigmund von Tirol steht, ist leicht zu erklären – die Tiroler Erze, zumal das Silber, führten zu einer hochrangigen Kultur der Münzprägung in der Münzstätte Hall. Kaiser Maximilian I., der so sorglich um sein Image in der Welt (Mitwelt und Nachwelt) besorgt war, ließ sich nicht nur von Dürer und anderen (die Ausstellung zeigt ein Gemälde von Bernhard Strigel) auf Gemälden, sondern auch auf Münzen verewigen. Die Reihe der für die Ausstellung ausgewählten Habsburger führt über Kaiser Karl V., Rudolf II,, Franz Stephan und Maria Theresia zu Franz Joseph, um nur die wichtigsten zu nennen. Und alle hatten unter ihren Hofkünstlern auch Spezialisten für die hohe Kunst der Medaille, die nebenbei in zahlreichen anderen Kunstgattungen tätig waren.
Die Künstler Tatsächlich geht es der Ausstellung in erster Linie um die – vielfach in der Öffentlichkeit zu wenig – bekannten Künstler. Von Kaiser Karl V. gibt es auch eine Büste, die Leone Leoni (1509-1590) geschaffen hat, der auch viele Medaillen kreierte – auch für Karls Bruder, Kaiser Ferdinand I. Benedikt Burkhart arbeitete für Maximilian I., Giovanni Pietro de Pomis (um 1569/70-1633) für Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich, Antonio Abondio (1538–1591) für Kaiser Maximilian II., der vielseitige Johann Bernhard Fischer von Erlach reüssierte auch auf diesem Gebiet, Matthäus Donner (1704-1756) im Zeitalter Maria Theresias, Anton Scharff (1845–1903) war für Kaiser Franz Joseph tätig. Einen tragischen Aspekt hat das letzte ausgestellte Werk. Es sollte Österreichs letzten Kaiser, Karl I. und seine Gattin, Kaiserin Zita, zeigen. Was von Arnold Hartig (1878-1972) in bescheidenem Bleigrau entworfen war, kam nie zur Ausführung – denn die Krönung Karls, für die diese Medaille vorgesehen war, fand bekanntlich nicht mehr statt Genaueres über die Medaillenkünstler, die oft in noch vielen anderen Sparten tätig waren, ist in dem Katalog nachzulesen.
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Kunstkammer / Münzkabinett:
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Die Kaiser und ihre Hofkünstler
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