Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN / KHM – Münzkabinett: ZUHANDEN IHRER MAJESTÄT

30.03.2017 | Ausstellungen, KRITIKEN

KHM Plakat~1
Fotos: Wesemann

WIEN / Kunsthistorisches Museum – Münzkabinett:
ZUHANDEN IHRER MAJESTÄT
DIE MEDAILLEN MARIA THERESIAS
Vom 28. März 2917 bis zum 18. Februar 2018

Handlich, haltbar, häufig

Das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums verfügt nur über einen einzigen Sonderausstellungsraum, und der ist nicht groß. Dennoch kann man dort auf engstem Raum oft die größten Schätze auf einem Fleck betrachten. Die aktuelle Ausstellung gilt zum aktuellen Anlass des 300. Geburtstags Kaiserin Maria Theresia – und den Münzen und Medaillen aus ihrer Regierungszeit. Dazu verfügt das Haus über eine besonders hochkarätige Sammlung, die vieles über den kaiserlichen Hof und seine Repräsentation aussagt.

Von Heiner Wesemann

Die Vorzüge von Münzen Gemälde wurden gemalt, bestenfalls kopiert, ihre Verbreitung war gering. Als Gabe kaiserlicher Huld und Anerkennung waren sie jedenfalls ungeeignet. Ganz anders Münzen und Medaillen, die viele Vorzüge auf sich vereinigten: Sie waren klein, also leicht zu transportieren. Sie waren dank ihres Materials haltbarer als jedes Werk aus Papier. Und sie konnten in großer Auflage hergestellt werden. Solcherart eigneten sie sich als wertvolle kaiserliche Geschenke, sowohl an andere Höfe wie an verdiente Bürger, und wurden selbstverständlich zu begehrten Sammelobjekten. Prachtvolle Beispiele zeigen, zu welchen Gelegenheiten die kaiserliche Münzwerkstätte in Aktion trat. Im übrigen glänzen auch Medaillen an Orden aus den Vitrinen. Die geschmackvoll gestaltete und exzellent beschriftete Ausstellung bietet auch etwa Bilder der Familienmitglieder mit ihren persönlichen Medaillen affichiert.

KHM Familie mit Medaillen~1

Verherrlichung von Ereignissen Es gab im Leben Maria Theresias Ereignisse, die alle anderen überragten, beispielsweise ihre drei Krönungen. Jene zum (wohlgemerkt) „König von Ungarn“ 1741 war von besonderer Bedeutung. Matthäus Donner, der jüngere Bruder des großen Raphael Donner, wurde vor allem als „Stempelschneider“ berühmt, obwohl er beispielsweise auch eine Büste Maria Theresias geschaffen hat, die für diese Ausstellung von der Kunstkammer ins Münzkabinett kam. Matthäus Donner hat die Medaille auf die Ungarische Krönung geschaffen, auf der Vorderseite Maria Theresia im Profil, auf der Rückseite der „Ritt auf den Königshügel“, der zum Symbol dieses Ereignisses geworden ist. Ähnliche Medaillen, wenn auch nicht ganz so spektakulär, gibt es zur Böhmischen Krönung.

Die ausgestellten Söhne In der Fülle der Medaillen finden sich auch Kuriositäten. So hatte Maria Theresia am 1. Juni 1754 den Sohn Ferdinand zur Welt gebracht. Damit waren es vier Söhne, die lebten: der damals 13jährige Joseph, der neunjährige Karl Joseph (der allerdings wenige Jahre später starb), der siebenjährige Leopold und der neugeborene Ferdinand. Dennoch ließ man von Anton Mathias Domanöck, später Direktor der Gravierschule an der Akademie der bildenden Künste zu Wien, eine Prunkmedaille auf die „vierfach gesicherte Thronfolge“ anfertigen, wo die vier Herren Söhne in vier Profilabbildungen hintereinander weit älter erschienen, als sie waren. Die Rückseite zeigte dann das stolze Elternpaar, den Kaiser im Vordergrund, Maria Theresia im Hintergrund.

„Medienstar“ ihrer Zeit Noch nie wurde Maria Theresia mit einem so ausgeprägten zeitgeistigen Vokabular apostrophiert wie im 21. Jahrhundert. Das reicht von der „hard working mom“ bis zum „Medienstar“. Hier bewegen sich auch die Medaillen, die zu Ereignissen aller Art entstanden, etwa auf die „Wiederherstellung der Hofämter in Siebenbürgen“ (1762) oder auf die „Erneuerung der Universität zu Pavia“ (1770). Dergleichen hob auch das Selbstbewusstsein der Kronländer. Ein Besuch in einem Bergwerk wurde verewigt, aber auch Privates wie eine „Genesung von den Pocken“ war eine Medaille wert. Desgleichen die Geburten einzelner Kinder oder wenn ihre Tochter Maria Anna zur Äbtissin ernannt wurde. Und das Ereignis musste nicht freudig sein – der Tod von Karl VI., der gleich darauf erfolgte Kriegsbeginn: Medaille! Der Anlässe waren viele, und die Tendenz ging dahin, zu jedem Ereignis von einiger Bedeutung auch Medaillen herstellen zu lassen, so dass die „visuelle Kommunikation“ nie abriss.

KHM die 2 mit Kronen~1

Spott und Hohn auf Münzen Zumindest ein Beispiel hat die Ausstellung auch zum Thema „Spottmedaille“ zu bieten, denn so sehr man am Mythos der Kaiserin schon zu Lebzeiten „medial“ arbeitete, gab es doch auch Gegner, die wussten, wie ätzend Spott und Satire sein kann. Dabei wurde Maria Theresia – ebenso wie auf Karikaturen – auch gerne ganz oder halbnackt dargestellt wie auf einer Münze, die sie im Clinch mit Kaiser Karl VII. zeigt: Das war der mit ihrer Cousine verheiratete Bayernherzog, der nach dem Tod ihres Vaters, Karl VI., die Krone des Heiligen Römischen Reichs erobert hatte. (Erst dessen plötzlicher Tod machte dann den Weg von Maria Theresias Gatten Franz Stephan zur Kaiserkrone frei.)

Das Massenmedium Was aus den kaiserlichen Werkstätten kam (und man zeigt stolz auch die Arbeitswerkzeuge, die dort benötigt wurden), war meist aus Gold und Silber und hochkarätig. Aber bald gab es auch Billigversionen für Liebhaber und Sammler. Die Ausstellung zeigt dazu ein Beispiel für „Schraubmedaillen“, die zusammenhängende Hohlräume boten, in denen man Bildmaterial aus dem kaiserlichen Leben einfügen konnte – eine „bunte“ Maria Theresia in diesem Zusammenhang wirkt mehr volkstümlich als majestätisch.

KHM Wien, Münzkabinett: Bis 18. Februar 2018; Dienstag bis Sonntag: 10.00 bis 18.00 Uhr

 

Diese Seite drucken